Bonita Grupp [00:00:00] Er wollte immer, dass mein Bruder und ich uns ein Leben lang gut verstehen und wie er gesagt hat, lieben und nicht streiten. Und deshalb war es für ihn wichtig, dass uns die Firma dann nicht entzweit.
Speaker 2 [00:00:13] Gute Geschäfte. Business Wissen in zehn Minuten. Der Creditreform-Podcast.
Tanja Könemann [00:00:29] Mein Name ist Tanja Könemann und ich begrüße sie zu einer neuen Folge von Gute Geschäfte von Creditreform. Bei uns geht es heute um das spannende Thema Unternehmensnachfolge. Und eigentlich wollen wir ein Business Wissen in zehn Minuten machen. Aber: Wir haben heute einen ganz besonders interessanten Gast hier. Und deshalb möchte ich jetzt schon um Verständnis dafür bitten, dass wir eventuell etwas überziehen. Und zwar ist mir zugeschaltet die Geschäftsführerin von Trigema, Frau Bonita Grupp. Herzlich willkommen!
Bonita Grupp [00:01:00] Ja, vielen Dank für die Einladung in diesen Podcast.
Tanja Könemann [00:01:03] Frau Grupp, von Ihnen stammen die Aussagen zu Beginn des Podcasts. Sie haben die Führung angetreten, und zwar nicht allein, sondern mit Ihrem Bruder Wolfgang Grupp Junior zusammen. Und damit ist bei Ihnen etwas passiert, was beim Thema Nachfolge doch relativ selten passiert. Und zwar, dass eine Unternehmensnachfolge im Unternehmen also familienintern gelingt und auch noch im Team. Frau Grupp, auf einer Skala von 1 bis 10, wie schwierig war das?
Bonita Grupp [00:01:33] Also ich muss sagen, für meinen Bruder und mich war das gar nicht so schwierig, denn wir arbeiten schon seit über zehn Jahren zusammen im Unternehmen und verstehen uns auch privat sehr gut. Und da war das für uns, sage ich mal, sehr schön, dass wir es jetzt so umsetzen konnten im Team. Denn die Zeiten sind herausfordernd. Die Themen, die es auch bei uns in der Textilbranche gibt, sind sehr vielfältig. Und da ist es natürlich sehr schön, wenn man das im Team zusammen gestalten kann.
Tanja Könemann [00:01:59] Gab es denn strittige Punkte oder waren Sie sich in allem einig?
Bonita Grupp [00:02:03] Wir waren uns eigentlich großteils in allem einig. Natürlich gibt es immer wieder Diskussionspotenzial. Man hat auch unterschiedliche Ansichten, aber das macht ja auch das Team aus. Das bringt einen auch vorwärts. Und wir ergänzen uns glaube ich, ganz gut mit unseren unterschiedlichen Kompetenzen und haben da so unsere Bereiche gefunden und uns so ein bisschen eingegroovt.
Tanja Könemann [00:02:23] Da kommen wir mal zu Ihrem Vater, der wirklich charakter- und meinungsstark ist. Er hat sich anfangs gewünscht, dass nur einer von ihnen das Unternehmen übernimmt. Wie konnten Sie ihn denn davon überzeugen, dass Sie gerne beide in die Führung gehen?
Bonita Grupp [00:02:38] Gut, da in dem Punkt muss man sagen: Da ist mein Vater historisch geprägt. Denn unser Unternehmen hatte ja vor, mein Vater 1969 eingetreten ist, mehrere Gesellschafter. Und da gab es immer wieder Streitigkeiten, Unstimmigkeiten zwischen den Gesellschaftern und das hat ihn natürlich geprägt. Und dadurch hat er natürlich auch gemerkt, dass man im Unternehmen mit zu vielen Gesellschaftern oft auch nicht vorankommt. Als er ins Unternehmen eingetreten ist, war das Unternehmen in einer schwierigen Lage. Er hat es damals mit 10 Millionen Mark Bankschulden übernommen. Und er wollte immer, dass mein Bruder und ich uns, sage ich, mein Leben lang gut verstehen und wie er gesagt hat lieben und nicht streiten. Und deshalb war es für ihn wichtig, dass uns, sage ich mal, die Firma dann nicht entzweit. Er hat aber gesehen, dadurch, dass wir jetzt ja in den letzten zehn oder über zehn Jahre schon zusammengearbeitet haben, auch mit ihm und meiner Mutter, dass wir, da sage ich mal, ein gutes Team aufstellen. Und ich denke, für ihn war es jetzt dann auch schön zu sehen, dass es hoffentlich jetzt dann auch so weiter gut klappt.
Tanja Könemann [00:03:34] Und wie teilen Sie sich auf? Ihre Mutter ist auch involviert. Wie kann ich mir das vorstellen? Was? Wer macht was und wie stimmen Sie sich ab?
Bonita Grupp [00:03:43] Meine Mutter ist ja auch Gesellschafterin, das heißt, wir haben es auch so aufgeteilt, dass sie weiterhin für unsere Firma und Direktvertrieb zuständig ist, also unsere Shops, unsere sogenannten Testgeschäfte, wo wir 44 Stück in ganz Deutschland haben. Mein Bruder ist für die Bereiche Finanzen, Produktion, Technik sowie Energie, was ja auch seit ein paar Jahren nun ein verstärktes Thema bei uns ist, weil wir ja sehr energieintensiv sind. Den B2B Vertrieb, den er bisher immer schon die letzten Jahre auch begleitet hat. Und ich darf die Bereiche Marketing, E-Commerce und HR betreuen.
Tanja Könemann [00:04:17] Eine Frage zum Setting Ihrer Nachfolge: Ihr Bruder haftet im Gegensatz zu Ihnen auch mit seinem persönlichen Vermögen. Gibt ihm das mehr Rechte, wenn es um Entscheidungen geht?
Bonita Grupp [00:04:28] Also, dass wir es so aufgeteilt haben, haben wir untereinander so vereinbart. Natürlich ist es dann so, dass wir uns natürlich mal, als wir bisher noch nicht hatten, Spitz auf Knopf kommt bei sehr wichtigen Entscheidungen und wir uns da nicht einigen könnten, hätte er natürlich auch am Ende dann das letzte Wort.
Tanja Könemann [00:04:43] Wie viel Wolfgang Grupp Senior ist denn jetzt noch in Trigema? Sie haben vor kurzem, den berühmten Affen Charly zurückgeholt, in einer Werbekampagne mit Jan Hofer, der auch Senior ergraut ist. Wie wollen Sie es schaffen, das Unternehmen zu modernisieren oder modern zu halten? Sagen Sie gerne, wie Sie es, wie Sie es nennen würden?
Bonita Grupp [00:05:10] Also ich denke mal, wenn wir sagen würden, wir wollen jetzt modernisieren oder modern zu halten, ich glaube, das ist immer schon unser Bestreben gewesen, auch die letzten Jahre, in denen wir schon aktiv waren, dass wir gucken, wie können wir Regeln für die Zukunft aufstellen, wie können wir auch das Marketing anpassen? Und da hat sich auch viel getan. Selbstverständlich war es so, dass unser Vater jetzt selbst auf Social Media, also auch wenn er oft dort präsent ist, aber nicht durch eigene Accounts war das nicht sein Steckenpferd. Aber er hat uns immer sehr großen Spielraum gelassen, das für die Firma zu nutzen und hat immer das Potenzial dahinter gesehen. Er hat auch seit 2004 unseren Onlineshop vorangetrieben, weshalb er da immer sehr offen für diese Themen. Und selbstverständlich nutzen mein Bruder und ich natürlich Social Media auch um die Werte, die unsere Firma ausmachen, die Tätigkeiten, die unsere Mitarbeiter und Mitarbeiter tagtäglich ausführen, damit man einfach sieht, welche Qualität, wie viel Leistung einfach auch hinter einem textilen Produkt steht. Und das ist natürlich durch Social Media für uns eine tolle Plattform, das dort zu zeigen. Aber ich denke, da sind wir immer dran, am Zeitgeist zu sein, wenn Geschmack unsere Kunden zu treffen und einfach uns, sag ich mal, mit der Zeit weiterzuentwickeln. Und da sind die sozialen Medien oder KI ein großer Bestandteil davon.
Tanja Könemann [00:06:23] Wo wir gerade über Marketing sprechen, machen wir doch jetzt mal einen Werbeblock. Ich habe gelesen, dass sie immer noch komplett in Deutschland produzieren und die Baumwolle stammt aus ...
Bonita Grupp [00:06:34] ... Griechenland und der Türkei.
Tanja Könemann [00:06:35] Ah, okay, also das funktioniert noch immer. Wir produzieren in Deutschland, Made in Germany.
Bonita Grupp [00:06:40] Genau. Vom Garn bis zum Fertigprodukt. Wir haben hier bei uns am Hauptstandort, wo ich gerade sitze, unsere vollstufige Produktion. Das heißt, das Garn wird angeliefert von unseren Spinnern und dann verarbeiten wir es im ersten Schritt. Wir stricken, das heißt, wir stricken rund, da wir elastische Stoffe verarbeiten. Im nächsten Schritt wird die der Stoff gebleicht und ausgerüstet und gefärbt. Dann wird er zugeschnitten und dann kommt er in die Konfektion, wo 700 Näherinnen und Näher diese Einzelteile dann zu fertigen Kleidungsstücken nähen. Und am Ende kann es dann noch veredelt werden mit Druck oder Stich.
Tanja Könemann [00:07:16] Das ist ja schon einzigartig. Oder produziert sonst noch jemand in Deutschland?
Bonita Grupp [00:07:19] Es gibt natürlich immer noch andere Unternehmen, die auch produzieren. Aber diese Wertschöpfungstiefe, wie wir sie haben, findet man nur noch ganz selten.
Tanja Könemann [00:07:26] Okay, lassen Sie uns zurückkommen zum Thema Unternehmensnachfolge. Wir haben schon kurz über Ihren Vater gesprochen. Und ja, mit seiner Durchsetzungsstärke als Fähigkeit ist er nicht allein. Also Unternehmer haben oftmals diese Fähigkeit, sich durchsetzen zu können. Und bei uns im Podcast geht es häufiger um Unternehmensnachfolge. Gibt es was, was Sie den übergebenen Unternehmern mitgeben würden aus Ihrer Erfahrung heraus?
Bonita Grupp [00:07:54] Also aus unserer Erfahrung heraus wissen mein Bruder und ich es sehr zu schätzen, dass unser Vater uns das zugetraut hat. Ich glaube, das ist ganz wichtig, denn er hat jetzt über fünfzig Jahre das Unternehmen geleitet, hat es durch schwere Krisen geleitet. Wir haben den höchsten Respekt vor seiner Leistung, denn er hat es geschafft, ein Textilunternehmen in einer Branche, das es so in Deutschland nicht mehr gibt profitabel zu halten mit einer Produktion in Deutschland. Und das muss man einfach auch wertschätzen. Aber wir schätzen es genauso, dass er sagt okay, er traut uns zu, dieses Lebenswerk fortzuführen. Und ich glaube, das ist ein sehr schöner Beweis dessen. Erstens mal, wir möchten auch dem gerecht werden, wo wir uns jetzt natürlich noch einarbeiten müssen. Aber es ist schön zu sehen, dass er auch sagt, Ja, ich traue es meinen Kindern zu. Denn das ist ja oft der Fall, dass viele dann sagen, Nein, ich kann es besser als die und so, und da ist es einfach schön. Das haben wir auch gemerkt, dass wir in den letzten Jahren einfach lange mit ihm ja auch zusammenarbeiten durften, dass er uns sehr viel Knowhow auch weitergegeben hat. Und ich denke mal, man muss ja auch sagen, jede Generation hat andere Ansätze, jede Generation macht was anders. Und ich glaube, es ist schön, wenn es da so funktioniert, dass man sagt, Ja, jetzt dürft ihr ran und dürft das übernehmen. Ich glaube, die Wertschätzung gegenseitig, die ist sehr wichtig.
Tanja Könemann [00:09:10] Und wie ist das bei Ihnen gewesen? Sie sagen, dass das ein herausragender Punkt war, dass er Ihnen das zugetraut hat - haben Sie es sich selbst zugetraut?
Bonita Grupp [00:09:21] Wir gehen mit sehr viel Demut an diese Aufgabe ran. Wir wissen, wir sind ein produzierendes Unternehmen in Zeiten von Fachkräftemangel und hohen Energiepreisen. Wir sind auch stark abhängig vom Konsum in Deutschland. Dadurch, dass die Wirtschaftslage ja nicht ganz so rosig aktuell aussieht, ist das für uns natürlich auch immer ein Thema, da wir ja 95 Prozent im Inland verkaufen. Aber wir wollen uns diesen Herausforderungen stellen und wir sagen okay, ob wir haben uns so weit entwickelt. Mein Urgroßvater hat mit Unterwäsche angefangen für Herren, diese schönen langen Unterhosen, und mittlerweile machen wir sehr viel im Freizeit-Bekleidungsbereich. Das heißt, unsere Marke, ist erst seit 1969 da und die Firma hat sich über die letzten 100 Jahre weiterentwickelt. Und wie wir uns jetzt in den nächsten vierzig, fünfzig Jahren weiterentwickeln, wissen wir nicht. Aber wir sind gespannt und hoffen einfach, dass wir die Firma auch in die nächste Generation führen können.
Tanja Könemann [00:10:15] Wenn ich jetzt aus der Brille der nachfolgenden Generation gucke, also aus Ihrer Brille, was empfehlen Sie denjenigen, die gerne ein Unternehmen von Ihrem Vater oder ihrer Mutter oder von beiden übernehmen wollen?
Bonita Grupp [00:10:29] Also ich kann dir nur sagen, wie wir gemacht haben und für uns war es immer schön, dass wir von klein auf Einblick in die Firma hatten, dass wir immer schon ein Teil davon sein durften, dass wir mithelfen konnten in den Ferien undsoweiter. Unsere Eltern haben sehr offen über die Themen gesprochen, egal ob positiv oder auch negativ. Ich weiß noch, dass ich Anfang der 2000er, als es die New Economy Krise gab, die uns stark betroffen hat, die Herausforderungen, denen sich mein Vater stellen musste, damals schon als Kind mitbekommen habe. Er hat offen drüber gesprochen. Aber er hat auch über die positiven Seiten gesprochen und ich denke, da ist es schön, wenn man einfach schon die Möglichkeit hat, sage ich mal, sich früh mit dem Unternehmen zu befassen und dann ist nämlich für uns zumindest die Schwelle auch nicht so hoch von extern sage ich mal reinzukommen. Es gibt unterschiedliche Zeiten, wann man ins Unternehmen reingeht. Arbeitet man zuerst noch extern, in welchem Alter kommt man rein? Dadurch, dass unser Vater ja schon älter ist als, er ist über 80 jetzt, haben wir immer gesagt, wir möchten früh ins Unternehmen, damit wir noch viel von seiner Erfahrung mitnehmen können. Aber das ist ja auch immer unterschiedlich. Ich glaube, da gibt es keinen, sage ich mal, besten Weg, wie man es macht. Denn jedes Unternehmen ist anders gestrickt, jedes Unternehmen ist anders aufgestellt. Manche Unternehmen haben, weiß ich nicht, unterschiedlichste Niederlassungen, wo man sagt, eine Person übernimmt die Niederlassung, die andere die andere Niederlassung. Und ich glaube, es gibt keinen besten Weg. Aber das Beste ist einfach, dass man sich, glaube ich, innerhalb der Familie auch einig ist, wie man diesen Weg gehen möchte. Und das war bei uns immer schon sehr schnell klar.
Tanja Könemann [00:12:03] Die Unternehmensnachfolge kam mit einigen Vorgaben seitens Ihres Vaters. Sie und Ihr Bruder sind dem Standort verpflichtet und ein Partner im Ausland wäre das Ende für Sie an der Unternehmensspitze. Gibt es noch weitere Bedingungen, die auf Ihren Vater zurückgehen?
Bonita Grupp [00:12:20] Das war jetzt nicht unbedingt eine Bedingung, die er gestellt hat, aber es ergibt sich aus der Sache. Dadurch, dass wir ein produzierendes Unternehmen sind und hier vor Ort sind, ist es natürlich schwierig, eine führende Rolle einzunehmen im Unternehmen, wenn man dann nicht auch öfter vor Ort sein kann. Aber dadurch haben wir ja auch die Doppelspitze, was uns ja auch noch ein paar Möglichkeiten offen lässt, je nachdem, wie sich die Zukunft entfaltet. Aber es ist natürlich so, dass man als produzierendes Unternehmen natürlich schon auch eher mit dem Standort, sag ich mal, verhaftet ist.
Tanja Könemann [00:12:51] Also Burladingen. Wie fühlt sich das Commitment an?
Bonita Grupp [00:12:57] Wir sind ja hier in der Region aufgewachsen. Klar haben wir zwischenzeitlich auch Stationen im Ausland gehabt in den großen Städten. Aber es ist ja auch schön und ich glaube, das ist ja auch das, was Deutschland ausmacht, dass die Wirtschaft und der Mittelstand auch in der Fläche zu finden sind. Und ich glaube, da müssen wir auch dran arbeiten, dass wir das weiterhin wertschätzen, auch in Deutschland, denn das bringt ja auch unsere Wirtschaft und unsere Region voran.
Tanja Könemann [00:13:19] Ja, Unternehmertum ist es ja eigentlich, worüber Sie gerade sprechen. Sie haben vorhin einmal gesagt, dass Sie ja damit aufgewachsen sind, dass Sie in der New Economy Krise auch gesehen haben, was das heißt, also was das heißen kann, welches Risiko, das mit sich bringt. Was ist Ihnen so im Gedächtnis geblieben als das Positivste am Unternehmertum und das Negativste am Unternehmertum?
Bonita Grupp [00:13:43] Also ich würde mal sagen, positiv ist auf jeden Fall der Zusammenhalt, den man spüren kann, wenn man was vorantreibt. Auch haben wir gemerkt, zum Beispiel während der Corona Zeit. Diese Zeit war für mich sehr prägend. Am 18. März sind unsere Läden geschlossen worden. Am 19. März haben wir dann schon mit der Produktion von Stoffmasken angefangen und haben dann innerhalb weniger Tage 80 Prozent unserer Produktion umgestellt. Und wir haben einfach gemerkt okay, da gehen wir jetzt voran und da haben wir unser Team im Hintergrund und jeder hat mitgearbeitet und das war richtig schön. Wir haben elf Wochen lang sechs Tage die Woche durchgearbeitet und jeder hat an einem Strang gezogen, jeder hat überall mitgeholfen. Das war schön zu sehen, dass man einfach auch was bewegen kann, wenn man möchte und dass man da auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinter sich hat. Natürlich hat mein Vater in der Zeit auch, was für mich prägend war, obwohl wir nicht wussten, wie es weitergeht und fünfzig Prozent unseres Umsatzes von heute auf morgen weg war, da die Geschäfte geschlossen waren, er sichert die Arbeitsplätze weiterhin und er versucht alles, damit wir auch diese schwerste Krise während seiner Arbeitszeit durchstehen. Und ich glaube, das hat uns als Familie enger noch zusammengeschweißt. Aber das war, sage ich mal, auf der einen Seite eine Herausforderung im Unternehmensdasein, aber auch natürlich ein sehr positives Gefühl, diese Zeit auch gemeinsam durchlebt zu haben und positiv durchlebt zu haben.
Tanja Könemann [00:15:05] Was ist denn das Wichtigste, was Sie von ihm gelernt haben? Oder wenn Sie sich nicht entscheiden können, können Sie auch ruhig die Top drei Learnings von Wolfgang Grupp Senior erzählen.
Bonita Grupp [00:15:16] Also das erste ist natürlich, dass er immer gesagt hat, man muss eigentlich recht schnell Entscheidungen treffen, man sollte nicht zu lange warten. Auch wenn sie mal vielleicht im ersten Moment dann nicht richtig erscheinen, kann man sie immer noch mal, sage ich mal, in die richtige Bahn lenken. Das hat er uns immer mitgegeben. Man muss auch nah an den Prozessen sein. Also mein Vater war sich nie zu schade, sage ich mal, irgendwelche Themen anzugehen. Er steht selbst hinter der Kasse, immer noch in unseren Shops, kommissioniert auch mal Ware. Also wir sind da immer alle mit dabei. Während Corona hat meine Mutter komplett in der Produktion mitgeholfen, weil die Shops ja schließlich geschlossen waren und hat da mit konfektioniert. Also ich glaube, man darf sich für gewisse Tätigkeiten nicht zu schade sein und man muss den Überblick haben. Für ihn war es immer wichtig: Die Firma sollte nicht so groß sein, als dass man sie nicht mehr überblicken kann. Und das ist für uns auch wichtig, dass wir, sage ich mal, in den Prozessen natürlich jetzt nicht allzu tief geht, natürlich nicht in jedem Bereich, aber uns schon ein grundlegendes Bild von den unterschiedlichen Prozessen machen und auch wissen, worum es geht.
Tanja Könemann [00:16:18] Frau Grupp, was haben wir denn heute von Ihnen gelernt? Wir haben gelernt: Man muss ganz viel miteinander reden, um Vereinbarungen zu treffen, die dann auch in die Zukunft tragen. Wir haben auch gelernt: Es hilft, wenn man schon von der Kindheit an im Unternehmen mitmischt und die guten und schlechten Seiten vom Unternehmertum durchlebt und weiß ja im Prinzip, worauf man sich einlässt, oder?
Bonita Grupp [00:16:42] Ja, das ist wichtig, denn es bestimmt ja auch die eigene Zukunft. Und ein anderer Punkt, den mein Vater uns immer mitgegeben hat, ist: Man sollte die Firma nicht als Last sehen, sondern eher als Hobby. Und wenn einem die Arbeit Spaß macht und man darin aufgeht, dann meistert man auch Herausforderungen hoffentlich anders, als wenn man sie negativ sehen würde.
Tanja Könemann [00:17:02] Das finde ich ein ganz fantastisches Schlusswort. Man sollte die Firma nicht als Last sehen, sondern als Hobby. Ganz herzlichen Dank, dass Sie sich so viel Zeit genommen haben für uns und ich freue mich sehr, dass Sie bei uns waren.
Bonita Grupp [00:17:14] Vielen Dank.
Speaker 2 [00:17:18] Gute Geschäfte. Businesswissen in zehn Minuten. Der Creditreform Podcast.