Kommentar: Mit °C die Dekarbonisierung richtig angehen
Die Klima-Transformation der Wirtschaft wird Fahrt aufnehmen. Das Ziel ist klar definiert: 1,5 Grad Celsius. Wer rechtzeitig handelt, kann sich vom Wettbewerb abheben und als Vorreiter einer 1,5-°C-Wirtschaft positionieren. Doch es braucht die richtigen Kennzahlen.
Mit dem Klimavertrag von Paris im Jahr 2015 wurde ein weltweit gültiges Ziel vereinbart: Die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius oder zumindest deutlich unter 2 Grad. Klar ist, dass es dafür einer tiefgreifenden Transformation der Wirtschaft bedarf. Doch das muss keineswegs Verzicht und Limitierung bedeuten. Unternehmen, die jetzt entschlossen und vor allem zielgerichtet agieren, können hier enorme Wettbewerbschancen erzielen. Wer ambitionierte Klimaziele und robuste Transformationspläne vorweisen kann, wird leichter an Investitionen und Finanzierungen kommen, im Kampf um Talente vorn liegen und für Auftraggeber ebenso wie für Verbraucher attraktiver sein.
Was Klima-Kennzahlen können müssen
Ein wertvoller Hebel, um die Klima-Transformation in die Breite des Unternehmens zu tragen, sind wirkungsvolle Leistungskennzahlen. Dabei muss eine gute Metrik vielen Anforderungen genügen:
- Sie muss wissenschaftlich fundiert und wirtschaftlich praxistauglich sein. Schließlich geht es nicht darum, für die absolute Emissionsreduktion schlicht die Werkstore zu schließen. Stattdessen sollte eine Metrik innovative Lösungen fördern, mit denen wirtschaftlicher Erfolg von Emissionen unabhängig wird.
- Sie muss geeignet sein, nicht nur einmalig Klimaziele zu definieren, sondern auch fortlaufend den bisherigen Fortschritt zu messen und entsprechend zu steuern.
- Sie muss klar verständlich und greifbar sein. Denn vielleicht mehr als jeder andere Change-Prozess hängt die Klima-Transformation von der Überzeugung und Motivation sämtlicher Anspruchsgruppen ab – allen voran von der eigenen Belegschaft. Starke und zugleich glaubwürdige Narrative machen hier den Unterschied.
Gradmesser der Transformation
Das Ziel ist, wie gesagt, schon vorgegeben: maximal 1,5 °C Erderwärmung. Warum also bewerten wir den Beitrag der Wirtschaft dazu meist in Tonnen CO2? Ließe sich die Klimawirkung von Unternehmen nicht viel direkter messen, steuern und kommunizieren – nämlich ebenfalls in Grad Celsius? Ja. Konzerne wie Kneipp, Shop Apotheke, Hipp und Weleda, aber auch Siemens und die Steakhouse-Kette Block Gruppe nutzen das bereits. Die Kernfragen lauten dabei: Wie stark würde sich die Erde erwärmen, wenn die ganze Welt die gleiche Klima-Performance hätte wie das jeweilige Unternehmen? Und wie verändert sich dieser Wert, wenn die geplante Klimastrategie realisiert wird? So wird schnell für jedermann verständlich, ob die Transformation zu 1,5 °C bereits im Gange ist. Und auf dieser Basis lassen sich eine glaubwürdige Nachhaltigkeitspositionierung und tragfähige Kommunikationslinien aufbauen, die nach innen und außen wirken und langfristig Vertrauen schaffen. Denn Vertrauen ist die wertvollste Währung.
Tobias Kollmann
ist Gründer der Agentur coool und entwickelt Kommunikationslösungen für Kunden, die sich mit dem 1,5-°C-Ziel identifizieren. Die Mission der Agentur ist es, Unternehmen durch Kommunikation in ihrer Klima-Transformation zu unterstützen.
Hannah Helmke
ist Gründerin und Geschäftsführerin von right°. Das Climate-Tech-Unternehmen entwickelt Softwaretools und Klimametriken, mit denen Unternehmen und Finanzakteure ihren Weg in die 1,5-°C-Konformität ebnen können.
Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Hannah Helmke und Tobias Kollmann
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