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Bessere Zeiten für Risikobeteiligungen

Auf junge Unternehmen richtet sich ein besonderes Augenmerk, wenn es um die Schaffung von Arbeitsplätzen und um Innovationen geht. Betriebe im Kontext einer Volkswirtschaft werden neu gegründet, haben eine Lebensphase von Wachstum und Reife und verschwinden wieder, weil sie nicht mehr marktgerecht sind.

In der Parallele zum menschlichen Leben ist ein junges Unternehmen von besonderem Interesse: „In der Jugend ist noch alles Versprechen.“ Es gilt, die talentiertesten, die zukunftsträchtigsten Unternehmen zu finden und zu fördern. Diese Förderung verspricht die höchsten Renditen, hat sich das Unternehmen erst einmal freigeschwommen und einen (neuen) Markt erobert. In der frühen Phase, wenn es für die Gründer schwer ist, weil sie neuen Boden betreten und Banken überzeugen wollen, dass sich Kredite lohnen und es an Größe sowie Renommee fehlt, am freien Kapitalmarkt Geld einzusammeln, hat die Stunde für Venture Capital geschlagen. Private Equity Investoren treten auf den Plan und suchen nach jungen Betrieben, die förderungswürdig sind, weil sie hohe Renditen versprechen. Der Begriff „Risikokapital“ ist treffend – hier ist bisher nur von Potenzial die Rede. Das Wagnis- oder Risikokapital wird in der Form von Eigenkapital eingebracht. Das können auch eigenkapitalähnliche Instrumente – etwa mezzanine Finanzierungen – sein. Natürlich erwartet der Investor von Wagniskapital nicht nur eine hohe Rendite, sondern auch ein Mitspracherecht. Er erscheint als Business Angel, der Erfahrung mit einbringt, sein Geld aber auch nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung stellt und dann einen Exit sucht.

Noch Luft nach oben

Wie so viele alternative Finanzierungsformen stammt die Idee vom „Venture Capital“ aus den USA der 70er-Jahre. Deutschland hat aufgeholt, liegt aber im Hinblick auf seinen Status als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt zurück. Aber auch wenn das Wagniskapital in Deutschland nicht den Status wie in anderen Ländern besitzt, lässt doch ein Blick auf die Entwicklung der Branche einen ergänzenden Aufschluss zur allgemeinen wirtschaftlichen und konjunkturellen Lage in Deutschland im Winter 2024/25 zu. Die KfW ist nicht nur eine der größten Banken in Deutschland, die Kapital für Investoren zur Verfügung stellen, sondern auch, nicht zuletzt im Namen der Branchenverbände, ein Beobachter der aktuellen Entwicklung bei Private Equity.

Das quartalweise erscheinende German Private Equity Barometer ist im letzten Quartal des Vorjahres nach einer leichten Erholung zu Beginn des Jahres im Stimmungstief angelangt. Das Geschäftsklima liegt nunmehr bei minus 44,6 Punkten im Saldo aus guten und schlechten Bewertungen. Dabei stehen die Beurteilungen der aktuellen Lage und die Erwartungen nahe beieinander. Der volkswirtschaftliche Bereich der öffentlichen Bank sieht dieses Tief weit unterhalb der Nulllinie als Ausdruck der Konjunktursorgen mittelständischer Unternehmen. Und dies, obwohl „die neuerlichen Leitzinssenkungen den weiteren Stimmungsabschwung nicht aufhalten konnten“. Beim German Venture Capital Barometer zeigt sich die gleiche Entwicklung zum Jahresende, die geprägt ist von Begriffen wie „Dämpfer“, „Rücksetzer“ oder „Stimmungstief“. Der Indikator für das Geschäftsklima sank hier auf minus 4,1 Punkte, allerdings mit einer besseren Beurteilung bei den Geschäftserwartungen gegenüber der aktuellen Geschäftslage.

Politik bestimmt die Lage

Interessanter als diese Momentaufnahme am aktuellen Rand zum Jahresende ist der Ausblick für das gerade begonnene Jahr 2025. Auf der Basis eines „Deal Volumens“ von 7,4 Mrd. Euro im Vorjahr – das entspricht einem Plus von 4 Prozent – nähert sich der Venture Capital Markt wieder dem Niveau von 2019 vor dem Ausbruch der Krise. Entscheidend für die Entwicklung 2025 dürften die Trends in den unterschiedlichen Feldern für innovative Unternehmen sein. Dabei darf nicht verkannt werden, welche Rolle das wirtschaftspolitisch und konjunkturell geprägte Umfeld für diesen Markt spielt. Sicher positiv sind dabei die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank zu sehen, welche die Finanzierung erleichtern.

Beim Wagniskapital lagen in den letzten Jahren vor allem junge Unternehmen im Fokus, die sich mit Klimatechnologie beschäftigten. Nun hat dieser Sektor durch Unsicherheiten, die ihren Ursprung in nicht endenden politischen Diskussionen (Stichwort „Heizungs-Gesetz“) hatten, einiges an Ambitionen eingebüßt. Technologien für den Klimaschutz waren einmal im Volumen der stärkste Bereich, wenn es um die Förderung junger Unternehmen in der Branche ging. Diese Startups hatten im Vorjahr doppelt so viel Geld von den Investoren bekommen als noch fünf Jahre zuvor. „Für das laufende Jahr aber erwarten Wagniskapital-Investoren keinen so starken Lauf mehr für den Bereich Climate-Tech. Bei den Wachstumschancen 2025 rangiert Climate-Tech nur noch im Mittelfeld der Technologiebereiche.“ Impulse dagegen aus der politischen Diskussion bekommt der Sektor „Cyber-Sicherheit“. Hier lag das Volumen an Geldern der Investoren um 65 Prozent über dem der Vor-Corona-Zeit 2019. Wenig verwunderlich ist die Attraktivität, die der Bereich „Verteidigung und Dual-Use“ (darunter ist die Entwicklung von Gütern zu verstehen, die sowohl militärisch als auch zivil zu nutzen sind) gewonnen hat. Im Zeichen von Sondervermögen von 100 Mrd. Euro und dem Konsens über alle parteipolitischen Erwägungen hinaus, dass hier weitere Gelder zur Verfügung gestellt werden müssen, sind junge Unternehmen, die hier Know-how einbringen können, gesuchte Investitionen.

Nach der Analyse der KfW stehen die Technologie Bereiche „Mobilität und Logistik“, „Lebensmittel und Agrar“ und vor allem der Onlinehandel ein wenig im Abseits. So waren Gelder für Startups im E Commerce einmal das Gebot der Stunde. 2024 waren zwar noch über 1,0 Mrd. Euro Wagniskapital eingesetzt worden, gegenüber 2019 war das allerdings ein Rückgang um 67 Prozent. Der Markt für Wagniskapital wird 2025 in den Zukunftsbranchen weiter wachsen. Interessant, wie sensibel die Geldgeber auf politische Strömungen reagieren, wenn es um Startups der einzelnen Branchen geht.

Quellen: Bundesverband Beteiligungskapital, KfW



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