GPT-Store: Chancen nutzen
OpenAI hat am 10. Januar seinen GPT-Store gestartet. Findige Entwickler können dort ihre auf ChatGPT basierten Chatbots einstellen und sie mit anderen teilen. Welche Chancen ergeben sich daraus für Unternehmen?
Beachtliche 3,4 Milliarden Euro wurden im Jahr 2022 in Deutschland mit mobilen Apps für Smartphones und Tablets umgesetzt, so die neuesten Zahlen des Digitalverbands Bitkom. Rund 3,2 Milliarden Apps werden hierzulande jährlich aus den Stores von Apple, Google und Microsoft heruntergeladen. Sind die bekannten App-Stores eine Blaupause für den neuen GPT-Store?
Seit OpenAI den Textroboter ChatGPT Ende 2022 vorgestellt hat, nutzen Entwickler die dahinterliegende Technologie, um eigene Apps auf der Basis des KI-Chatbots zu entwickeln. Rund drei Millionen dieser Apps gibt es bereits: Sie helfen bei der Entwicklung von eigenen Chatbots, bei der Suchmaschinenoptimierung, beim Programmieren, beim Schreiben von Blogs und E-Mails, beim Datenauswerten, beim Analysieren und Erstellen von Bildern, beim Entwerfen von Firmenlogos und vielem mehr. Seit Januar dieses Jahres findet man sie gebündelt und in die Rubriken Schreiben, Produktivität, Forschung, Programmierung, Ausbildung und Lifestyle unterteilt im GPT-Store, der neuen Online-Plattform von OpenAI. Auf seiner Startseite listet OpenAI die beliebtesten und eigens kuratierte Apps auf, darunter auch die nützlichsten für die Arbeit (siehe Kasten).
Erlösmodell noch unklar
Hier kann jeder mitmischen, denn um einfache GPT-Apps zu erstellen, muss man kein Programmierer sein: Zahlende Abonnenten mit einem ChatGPT-plus-Account für 20 US-Dollar pro Monat (rund 18,50 Euro) oder einer Teamversion für 25 US-Dollar (rund 23 Euro) können den sogenannten GPT-Builder nutzen, der eine Schritt-für-Schritt-Anleitung bietet. Die eigenen Entwicklungen kann man dann entweder allein nutzen oder mit anderen teilen. Wer seine Entwicklungen anderen zur Verfügung stellt, soll künftig auch dafür entlohnt werden. Bereits beim Start seiner Online-Plattform gab OpenAI bekannt, dass ein Einkommensprogramm für Entwickler – zunächst in den USA – geplant ist und diese ähnlich wie in App-Store für Smartphones und Co. an den Einnahmen zu beteiligen. Denn wer die Apps nutzt, muss ebenfalls ein Abo abschließen.
Wie genau diese Beteiligung aussieht, ist noch nicht bekannt. Denkbar wäre ein Anteil an den Abo-Gebühren oder eine Entlohnung abhängig von der Nutzung der jeweiligen App. Lohnt es sich also, den GPT-Store als Umsatzquelle in Betracht zu ziehen? Die Reichweite ist auf jeden Fall riesig. Immerhin zählte OpenAI bereits beim Start seines Stores rund 100 Millionen ChatGPT-Nutzer. Für Deutschland macht Greta Hofmann, Gründerin der auf GPT-Anwendungen für eine effizientere Kommunikation spezialisierten Unternehmensberatung 303 Labs in Berlin, ein Rechenbeispiel auf: „Wenn der GPT-Store hierzulande schätzungsweise ein bis zwei Millionen zahlende Abonnenten zählt und man deren Abo-Gebühren von 20 bis 40 Millionen US-Dollar auf alle, die ihre Entwicklungen im GPT-Store anbieten, runterbricht, bleibt für jeden nicht viel übrig. Zumal der Haupterlös bei OpenAI verbleiben wird“, sagt sie. Dennoch: Die aussichtsreichsten Umsatzmöglichkeiten sieht sie in
Entwicklungen, die Standardprozesse in Unternehmen vereinfachen, etwa wie man Social Media Content erstellt, Geschäftsberichte standardisiert oder administrative Aufgaben effizient erledigt. Davon profitiert sie bereits selbst: Als GPT-Store-Abonnentin hat sie sich ihren eigenen „GretaBot“ gebaut, den sie so trainiert hat, dass er ihre Social-Media-Profile regelmäßig mit Inhalten in ihrem Stil und nach ihren Vorgaben bestückt. Damit spart sie die Hälfte der Zeit für diese Arbeit ein.
Direkter Zugang zu einem globalen Markt
„Jede neue Plattform bietet viele Chancen, besonders, wenn dort bereits über 100 Millionen aktive Nutzer vorhanden sind“, sagt Henrik Roth, Co-CEO der Neuroflash GmbH in Frankfurt. Neuroflash gilt als führende Software für KI-gestützte Text- und Bildgenerierung für Marketing- und Kommunikationsteams in Deutschland. „Durch den direkten Zugang zu einem globalen Markt können deutsche Unternehmen ihre Reichweite signifikant erweitern und internationale Kunden gewinnen“, stellt er fest.
Die größten Vorteile des GPT-Stores sieht Roth jedoch nicht in zusätzlichen Umsatzquellen für Unternehmen, sondern in den Angeboten, etwa zur Prozessautomatisierung der Unternehmen: „GPT-Anwendungen bieten die Möglichkeit, Routineaufgaben wie Datenanalyse, Berichterstattung oder sogar die Erstellung von Content zu automatisieren, wodurch Unternehmen effizienter werden und Ressourcen für strategische Aufgaben freisetzen können“, erklärt er.
So sieht es auch Uwe Messer, KI-Experte und Professor für Business Analytics an der Fakultät für Betriebswirtschaft der Universität der Bundeswehr München. „Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist nicht nur die Monetarisierung von GPTs im Store interessant, sondern auch die Gestaltung von internen GPTs“, sagt er. Der Vorteil der vortrainierten Modelle ist, dass sie auf spezifische Aufgaben angelernt werden können. Ein solches GPT kann dann auf unterschiedliche Weise genutzt werden: Im Unternehmen selbst kann es zur Beschleunigung und Vereinfachung von Aufgaben und Prozessen eingesetzt werden und es kann über den GPT-Store vermarktet und als neue Umsatzmöglichkeit genutzt werden. „Wenn es um Angebote über den Store geht, dann kann es sinnvoll sein, GPTs zu entwickeln, die mit dem Kernangebot des Unternehmens verknüpft sind. Das GPT dient dann als Tor zur Welt für das eigentliche Angebot des Unternehmens“, rät der Experte.
Umsatz über Umwege
Ein Beispiel dafür ist das auf Visualisierungssoftware spezialisierte Unternehmen Canva: Sein gleichnamiges GPT bietet im Store visuelle Vorlagen an, die dort bezogen werden können. „Gerade Unternehmen, die eine datenbasierte Leistung anbieten, wie etwa Reiseplanung, Investment oder Datenverarbeitung, können möglicherweise einen Teil ihrer Kernleistungen in ein GPT integrieren und vermarkten und so eine neue Vertriebsmöglichkeit schaffen“, sagt Messer. Dabei müssen Unternehmen einige rechtliche Aspekte beachten wie etwa den Datenschutz. Zum Einsatz von generativer Künstlicher Intelligenz im Unternehmen hat der Digitalverband Bitkom einen aktuellen Leitfaden erstellt.
Wie viel auch immer Entwickler mit ihren Ideen im GPT-Store verdienen können, klar ist: Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen kann der Store – direkt oder indirekt – eine weitere Umsatzquelle sein. Auf jeden Fall ist er für sie ein guter Einstieg in den KI-Markt und dient ihnen als Plattform für Eigenentwicklungen, die Unternehmen deutlich effizienter machen können.
Leitfaden für generative KI im Unternehmen
Unternehmen können im GPT-Store eigene Apps entwickeln und nutzen. Dabei gibt es bestimmte rechtliche Aspekte zu beachten. Der Bitkom fasst in einem Leitfaden dazu praktische Handlungsempfehlungen für Unternehmen zusammen. Nach einer kurzen Einführung in die technischen Grundlagen und Anwendungsmöglichkeiten generativer KI werden im Hauptteil zahlreiche rechtliche Fragen behandelt und beantwortet, die sich beim Einsatz generativer KI in der Praxis stellen, etwa: Welche Rolle spielt die DSGVO? Was ist bei der Datenverarbeitung zu beachten? Wie können Systeme generativer Künstlicher Intelligenz im Hinblick auf IT-Sicherheit abgesichert werden? Wie steht es mit den Haftungsrisiken, dem Urheberrecht, dem Schutz von Geschäftsgeheimnissen und dem Markenschutz? Schließlich werden auch arbeitsrechtliche Aspekte behandelt. Ethische Überlegungen zum Einsatz generativer KI runden den Leitfaden ab.
Unter diesem Link kann der Leitfaden heruntergeladen werden: bitkom.org/Bitkom/Publikationen/Generative-KI-im-Unternehmen
Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Iris Quirin
Bildnachweis: Bongkarn Thanyakij/ iStock
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