Software-Lösung für Sorgfaltspflichten
Das Lieferkettengesetz verlangt Unternehmen viel ab – nicht nur den gesetzlich verpflichteten. Excel ist dabei keine wirkliche Hilfe. Gefragt sind spezielle Tools, die Risiken in Lieferketten ohne großen Aufwand verlässlich analysieren. Creditreform hat eine Lösung entwickelt.
Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Wer diesen Begriff zuletzt gehört hat, musste unweigerlich an intensive Datenrecherche und aufwendige Dokumentation unter erschwerten Bedingungen denken. Denn wie lässt sich ausschließen, dass einer von Hundert Lieferanten, die etwa ein Mittelständler in der Textilindustrie weltweit hat, gegen Arbeits- und Umweltbedingungen verstößt?
Oft verweisen Unternehmen deshalb auf das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, kurz LkSG, wenn von zu viel Bürokratie die Rede ist. In einer Studie, die Creditreform mit dem Handelsblatt Research Institute (HRI) erstellt hat, klagten Firmen unterschiedlicher Größe über den hohen Aufwand, den das Gesetz für sie bedeutet. Bei gut einem Drittel der Befragten bindet dies eine bis drei Vollzeitstellen. In 16,8 Prozent der Unternehmen beschäftigen sich drei bis sechs Mitarbeiter in Vollzeit mit den Vorgaben. Und bei gut 10 Prozent sind dafür sogar mehr als sechs Vollzeitkräfte notwendig. Gerade kleinere Unternehmen kommen durch die Pflichten so rasch an ihre Grenzen.
Anforderungen bleiben
Aktuell arbeitet die Bundesregierung daran, das LkSG an die Europäische Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) anzupassen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kündigte an, das Gesetz im Zuge dessen „zu entschlacken“. Finanzminister Christian Lindner ergänzte, dass zum Januar 2025 zwei Drittel der Unternehmen, die heute betroffen sind nicht mehr unter die Regelung fallen werden.
Denoch werden Anforderungen an Unternehmer und ihr Risikomanagement gegenüber Lieferanten, Kunden und Geschäftspartnern bleiben. „Ohne eine Professionalisierung in diesem Bereich wird es künftig nicht mehr gehen“, sagt Sabrina Kuss, Projektverantwortliche für das Thema bei Creditreform. In der Studie von Creditreform und HRI gaben etwa die Hälfte der 2.500 befragten Unternehmen an, ihr Lieferkettenmanagement basiere vorwiegend auf Excel. Das ist nach Überzeugung von Sabrina Kuss keine zukunftsfähige Lösung. Stattdessen seien spezielle Tools gefragt, mit denen sich die Lieferkette zuverlässig analysieren lasse. Etwa 80 Prozent der Befragten äußerten Interesse an einer ganzheitlichen Softwarelösung für die Lieferkette.
Creditreform hat in Kooperation mit dem Göttinger Softwarespezialisten Prof. Schumann GmbH eine solche Lösung entwickelt. „Meine Lieferkette“ vereint das Expertenwissen von Creditreform im Compliance-Bereich mit datengetriebener Automatisierung. Zielgruppe sind zum einen gesetzlich verpflichtete Unternehmen, aber auch mittelgroße Betriebe, die ihr Lieferkettenmanagement proaktiv angehen möchten, um auskunftsfähig zu sein und ihre Lieferkette nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu optimieren.
Im ersten Schritt laden interessierte Unternehmen ihr Lieferantenportfolio auf die Plattform „Meine Lieferkette“ hoch. Es folgt eine abstrakte Risikoanalyse mittels länder- und branchenspezifischen Risikoscores. Sind mit einem Land oder einer Branche Risiken verknüpft, geht es ins Detail: Ausgewählte Lieferanten erhalten Fragebögen, in denen sie um Auskunft zu sozialen und ökologischen Themen im Zusammenhang mit ihrer Produktion gebeten werden. „Im dritten Schritt werden die identifizierten Risiken nach dem Prinzip der Angemessenheit bewertet und priorisiert. Diese Analyse schafft eine belastbare Grundlage für Unternehmen, um im Dialog mit Lieferanten wirksame Präventions- und Abhilfemaßnahmen zu entwickeln“, erklärt Benjamin Spallek, Geschäftsführer der Creditreform Compliance Services GmbH (CCS). Die CCS und ihr Team begleitet die Entwicklung der neuen Plattformlösung fachlich und liefert regelmäßig wertvollen Input.
Ganzheitliches Lieferkettenmanagement
„Meine Lieferkette“ ermöglicht einen jährlichen zielgerichteten und verlässlichen Risikomanagementprozess – passend für alle Unternehmen, die gegenüber dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) oder im Zusammenhang mit der Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts stichtagbezogen Rechenschaft ablegen müssen. Die Softwarelösung ist jedoch so flexibel, dass auch unterjährig neue Lieferanten bewertet werden können. Zudem arbeitet Creditreform intensiv an der Weiterentwicklung. „Es ist uns wichtig über die Erfüllung von Compliance Anforderungen hinaus einen Mehrwert für unsere Kunden zu schaffen“, sagt Sabrina Kuss. „Deswegen möchten wir die Software zu einer ganzheitlichen Managementlösung weiterentwickeln, die es Unternehmen leichter macht, ihre Lieferkette und den Onboarding-Prozess mit neuen Lieferanten zu optimieren.“
Betroffen sind nicht nur die Großen
Seit dem 1. Januar 2023 sind Unternehmen in Deutschland mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden verpflichtet, dafür zu sorgen, dass Menschenrechte und Umweltstandards in ihrer Lieferkette eingehalten werden. Anfang 2024 erweiterte sich dieser Kreis auf alle, mit mehr als 1.000 Beschäftigten. Nach dem Inkrafttreten der europäischen Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) muss das LkSG nun angepasst werden. Dabei plant die Bundesregierung „unverhältnismäßige Belastungen für Unternehmen“ abzubauen und den Kreis der Berichtspflichtigen wieder zu reduzieren. In der Praxis werden jedoch auch kleinere Firmen betroffen bleiben. In einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer unter 2.400 international aktiven Unternehmen aller Größenklassen gaben etwa 45 Prozent an, dass sie mit Fragen zu menschenrechts- und umweltbezogenen Risiken konfrontiert werden. Als Lieferanten der gesetzlich verpflichteten Unternehmen müssen also auch kleine Betriebe auskunftsfähig sein.
Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Stefan Weber
Bildnachweis: Eugene Mymrin / Getty Images
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