Zahlungsverhalten verbessert, Inflation treibt Rechnungshöhe
In den aktuellen Krisenzeiten ist Liquidität Trumpf. Sie ist der Ausweis finanzieller Gesundheit sowie Nachhaltigkeit und bestimmt entscheidend auch die Bonität eines Unternehmens.
Liquidität schafft Handlungsfähigkeit gerade jetzt, wenn es bei weniger Aufträgen und Umsatz eng werden kann. Das Debitorenregister Deutschland von Creditreform enthält Zahlungsinformationen von über einer Million Unternehmen und Monat für Monat werden rund 11 Millionen Zahlungsinformationen eingeliefert sowie ausgewertet. Nicht nur im Hinblick auf die Bonität eines Betriebes im Zusammenhang mit der Erteilung einer Wirtschaftsauskunft, sondern auch allgemein als Orientierung für jede Debitorenbuchhaltung, ja, sogar für die gesamte wirtschaftlich orientierte Öffentlichkeit ist das Debitorenregister wichtig.
Die Auswertungen der Rechnungsbelege des zweiten Halbjahres 2024 bringen zunächst einmal gute Nachrichten. Die Forderungslaufzeiten im B2B-Geschäft haben sich verringert. Über alle Wirtschaftszweige hinweg nahmen sie im Durchschnitt um fast 0,9 Tage ab und betragen nun 39,63 Tage. Die Forderungslaufzeiten sind die Summe von vereinbartem Zahlungsziel und dem Verzug über dieses Zahlungsziel hinaus. Dabei wurden die Zahlungsziele zunächst verkürzt. Dieses Drängen auf einen schnelleren Zahlungseingang ist typisch für Krisenzeiten. Die Unternehmen sind bemüht, schnell Cash für ihre Lieferung und Leistung einzunehmen. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen hat 2024 um fast 25 Prozent zugenommen. Das bleibt den leistenden Unternehmen nicht verborgen – die Angst geht um, dass die eigene Liquidität und Zahlungsfähigkeit bei einem späteren Bezahlen des Kunden leiden werden. Die verringerten Zahlungsziele sind unterschiedlich in den Wirtschaftsbereichen des Debitors: Die Spanne reicht von 24,79 Tagen in der Grundstoffindustrie bis zu 39,33 Tagen im Chemie-/Kunststoffsektor. Bei diesen unterschiedlichen Branchenwerten ist allerdings auch im Auge zu behalten, dass die verschiedenen Lieferungen – und oft auch die Langlebigkeit der Leistungen – sich auch in den gesetzten Zahlungszielen niederschlagen.
Cash ist wieder Trumpf
Wie aktiv das Kreditmanagement in schwierigen Zeiten agiert, zeigen aber nicht nur die kürzeren Zahlungsziele, sondern auch die Angaben zum Zahlungsverzug. Die durchschnittliche Verzugsdauer sank im zweiten Halbjahr 2024 auf 8,41 Tage. Das ist der niedrigste Wert der letzten zehn Jahre – und dies angesichts einer schleppenden Geschäftsentwicklung im Hinblick auf die Zahl der Aufträge. In einem Wort: Die Krise schärft den Blick für das Ausfallrisiko.
Besonders lang sind die Forderungslaufzeiten in den Wirtschaftsbereichen Chemie/Kunststoffe mit 44,93 Tagen, im Sektor der Metall- und Elektroindustrie mit 44,02 Tagen und bei den unternehmensnahen Dienstleistern mit 42,21 Tagen. Im Bereich Verkehr und Logistik (33,79 Tage), in der Grundstoffindustrie (34,56 Tage) und im Konsumgütersektor (36,14 Tage) sind die Forderungslaufzeiten kürzer als im Durchschnitt. Aber es sind nicht nur die Wirtschaftszweige, die unterschiedliche Zahlen liefern, auch die Rechtsformen verzeichnen abweichende Werte beim Zahlungsverzug. Firmiert der Debitor als GbR, als UG, als Gewerbebetrieb oder als Einzelfirma, dann weist er einen langen Zahlungsverzug aus. Der Durchschnittswert der Verzugsdauer beträgt 8,41 Tage, aber bei den genannten Rechtsformen der Kunden müssen Lieferanten einen Verzug zwischen 12,46 und 15,36 Tagen hinnehmen. Ein fast doppelt so hoher Wert wie der der gesamten Wirtschaft. Den geringsten Zahlungsverzug zeigen die KG mit 5,61 und die AG mit 7,33 Tagen.
Inflation treibt Rechnungshöhen
Aber nicht nur im Hinblick auf die Rechtsformen gilt es mögliche Risiken zu erkennen, auch die Unternehmensgröße spielt eine Rolle, wenn es um den Einzug der Forderungen geht. Während große Unternehmen nur noch einen Zahlungsverzug von 7,59 Tagen aufzuweisen haben, sind es bei den kleinen Betrieben 10,48 Tage. Die Größenklassen, die dabei zugrunde gelegt werden, entsprechen den Vorgaben aus dem Handelsgesetzbuch. So haben kleine Unternehmen im Jahresdurchschnitt höchstens 50 Mitarbeiter, während Großunternehmen mehr als 249 Beschäftigte zählen. Hinzu kommen als Kriterien etwa Umsatzerlöse oder die Bilanzsumme. Mit dem Zahlungsverzug korrespondiert das Forderungsvolumen nach Unternehmensgröße des Debitors. Ist der Schuldner ein Großunternehmen, so zahlt er zwar pünktlicher, ist auf der anderen Seite aber eben auch „Großschuldner“, was sich direkt im Forderungsvolumen niederschlägt. Der durchschnittliche Rechnungswert beträgt in der Summe bei Großunternehmen 3.206 Euro. Bei kleinen Unternehmen liegt er dagegen mit 1.287 Euro bei etwas mehr als einem Drittel hiervon. Daraus ist allerdings nicht der Schluss zu ziehen, dass Großunternehmen ein entsprechend größeres Risiko darstellen. Die Insolvenzstatistik zeigt, dass der weitaus größte Teil des Insolvenzaufkommens von Kleinstbetrieben getragen wird. Trotzdem ist der Ausfall eines Großunternehmens mit dem entsprechenden Zahlungsverlust deutlich kritischer für den Kreditor.
Nicht nur im Hinblick auf die Größe des Debitors, sondern auch bei der Branche zeigen sich Unterschiede beim Wert der überfälligen Rechnungen. Während er im Baugewerbe durchschnittlich bei 1.052 Euro und bei den persönlichen Dienstleistungen bei 1.279 Euro liegt, betragen die Überfälligkeiten der Rechnungen im Wirtschaftsbereich Chemie/Kunststoffe 3.878 Euro und bei der Konsumgüterindustrie noch 3.166 Euro.
Das Zahlungsverhalten zeigt in seiner tieferen Analyse ein weiteres Merkmal der aktuellen Krise. Der Rezession ist nicht nur die verstärkte Aufmerksamkeit des Debitorenmanagements auf den Zahlungseingang geschuldet, auch das durchschnittliche offene Forderungsvolumen der Unternehmen ist gestiegen. Das könnte ein Hinweis auf eine vermehrte wirtschaftliche Aktivität sein. Tatsächlich aber spiegeln sich hier die Preiserhöhungen im Zeichen der Inflation.
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