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Patrik-Ludwig Hantzsch
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Spätestens seit dem Hype um ChatGPT ist Künstliche Intelligenz in aller Munde. Doch der Mittelstand zeigt sich nach wie vor zurückhaltend und scheut die Einführung von KI-Lösungen. Tatsächlich scheitern Studien zufolge neun von zehn KI-Projekten. Was braucht es, damit sie erfolgreich sind?
In vielen Branchen geht es um höchste Präzision: Die Mitarbeiter der Qualitätskontrolle bei der Helmut Meeth GmbH & Co. KG im rheinland-pfälzischen Wittlich müssen jetzt nicht mehr jede schwere Glasscheibe für Fenster und Haustüren in die Hand nehmen und von allen Seiten gründlich prüfen, ob sie in Ordnung sind. Das erledigt eine Künstliche Intelligenz für sie. Auch beim Mittelständler Wandel Packaging Group Blow Moulding GmbH erkennt eine KI-Lösung sofort Anomalien im Fertigungsprozess und teilt dies unmittelbar den Bedienern an den Maschinen mit. Hohe Produktionskosten wegen schwerwiegender Produktionsfehler, die meist zu spät auffallen, sind dort kein Thema mehr.
Mit ihrem erfolgreichen Einsatz von KI sind diese beiden Unternehmen noch die Ausnahme. Laut einer aktuellen Studie des Digitalverbands Bitkom sieht die Mehrheit der befragten 400 Unternehmen ab 20 Mitarbeitern aus allen Branchen zwar eine große Chance in KI. Doch gerade einmal neun Prozent nutzen diese zukunftsweisende Technologie, die mithilfe von Daten und mathematischen Modellen lernt, selbständig Entscheidungen zu treffen und Menschen bei der Lösung konkreter Probleme unterstützt.
Die größten Hemmnisse für den KI-Einsatz in Unternehmen sind der Bitkom-Studie zufolge fehlende personelle Ressourcen und fehlende Daten. Es fehlt aber auch an Know-how und an der Akzeptanz der Belegschaft; das Vertrauen in die noch junge Technologie ist nicht hoch.„Wer sich jetzt ernsthaft mit KI beschäftigt, kann sich immer noch Wettbewerbsvorteile erarbeiten“, macht Bitkom-Präsident Achim Berg den Unternehmen Mut. Doch wer es wagt, ist noch lange nicht erfolgreich: So haben die Boston Consulting Group und das Onlinemagazin MIT Sloan Management Review vier Jahre lang die Einführung von KI in Unternehmen untersucht. Das Ergebnis war ernüchternd: 90 Prozent konnten keinen signifikanten finanziellen Nutzen aus der Technologie ziehen. Nur zehn Prozent waren erfolgreich.
Was machen Unternehmen wie Helmut Meeth und Wandel Packaging also richtig? „Erfolgreiche Unternehmen haben einen hohen Digitalisierungsgrad“, stellt KI-Experte Martin Lundborg, Abteilungsleiter WIK Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste in Bad Honnef und Autor der Studie Künstliche Intelligenz im Mittelstand. „So wird KI für kleine und mittlere Unternehmen zum Game Changer“, stellt er fest. Sie holen sich zudem Rat von Experten, die sie nicht nur mit Best Practices und Qualifizierungsmaßnahmen unterstützen, sondern sie auch über mögliche Fördermöglichkeiten informieren. Helmut Meeth entwickelte etwa mit KI-Trainern im Kompetenzzentrum Kaiserslautern von Mittelstand-Digital Technologien für eine digitalisierte und automatisierte optische Prüfung seiner Fenstergläser. „Mit Hilfe der Ideenwerkstatt waren wir dazu in der Lage, ein solches Projekt ohne eigene F&E-Abteilung voranzutreiben“, erklärt Markus Jungbluth, Leitung IT, Entwicklung + Prozesse bei Helmut Meeth. In Workshops entstand im Dialog mit den KI-Trainern ein Lastenheft, das als Grundstein für das Projekt diente. Wandel Packaging nutzte die Unterstützung der Plattform Lernende Systeme. Über dessen Kompetenzzentrum „Digital in NRW“ startete der Mittelständler ein Projekt mit der Fraunhofer IOSB-INA in Lemgo und trainierte das KI-basierte Überwachungsverfahren auf der Basis der im Unternehmen aufgezeichneten Maschinendaten.
Aber auch mit externer Unterstützung müssen Unternehmen einiges an Vorarbeit leisten: Ohne Digitalisierung und Daten funktioniert keine KI, wie die Beispiele zeigen. Ihren Status-Quo können Unternehmen mit dem KI-Readiness-Check von Mittelstand-Digital selbst herausfinden. Dort werden Parameter abgefragt wie etwa, ob das Unternehmen bereits KI-Anwendungsszenarien identifiziert hat, welche digitalen Daten erhoben werden, ob die KI-Kompetenzen im Unternehmen gefördert werden und welche Erwartungen Unternehmen an eine KI-Lösung haben. „KMU verfügen bereits über viel mehr Daten, als sie glauben“, sagt Lundborg. „Sie müssen nur damit anfangen sie zu sammeln und zu speichern.“ Das oft fehlende Data-Analytics-Know-how können sie von externen Experten auf Stundenbasis einkaufen. „Hier sind keine eigenen Ressourcen im Unternehmen erforderlich.“
Der Aufwand lohnt sich, darin sind sich die Experten einig. „KI kann die Wettbewerbsfähigkeit der meisten Mittelständler steigern“, ist Ralf Klinkenberg überzeugt. Der Gründer und Forschungsleiter der RapidMiner GmbH ist Mitglied im Lenkungskreis der Plattform Lernende Systeme, einem deutschlandweiten Netzwerk von KI-Experten. „Prädiktive Datenanalysen etwa ermöglichen eine vorausschauende Planung und fundiertere Entscheidungen, reduzierte Maschinenausfälle, kostengünstigere und schnellere Prozesse, senken Kosten, sorgen für eine bessere Neukundengewinnung und -bindung, neue Umsatzpotentiale und helfen dabei, Risiken zu reduzieren“, zählt er die Möglichkeiten auf. „Es ist wichtig, hier auch als Mittelständler nicht den Anschluss zu verlieren.“
Fünf Tipps: So gelingen KI-Projekte:
Partner mit KI-Erfahrung
Hier finden kleine und mittelständische Unternehmen praktische Unterstützung,
Best Practices, Infos zu KI-Schulungen und Förderungen:
https://www.plattform-lernende-systeme.de/ki-monitoring.html
http://www.mittelstand-digital.de/MD/Navigation/DE/Praxis/KI-Trainer/ki-trainer.html
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24. Juni 2024:
Pressekonferenz „Insolvenzen in Deutschland, 1. Halbjahr 2024"
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