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Patrik-Ludwig Hantzsch
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Die Zahl der überschuldeten Deutschen hat gegenüber dem Vorjahr nur leicht zugenommen. Doch gegen diesen Trend sind deutliche Steigerungen beim Anteil der Frauen und älteren Menschen festzustellen. Sorgen macht auch die Entwicklung bei den Wohnkosten. Für die Bezieher kleiner Einkommen in Ballungszentren sind sie kaum zu tragen und ein Einfallstor für Überschuldung.
Die Überschuldung von Privatpersonen in Deutschland ist seit 2014 zum fünften Mal in Folge angestiegen. Die Überschuldungsquote bleibt nahezu konstant, da die Bevölkerung durch Zuwanderung und Migration nochmals leicht zugenommen hat. Zum Stichtag 1. Oktober 2018 wurde für Deutschland eine Überschuldungsquote von 10,04 Prozent gemessen. Damit sind weiterhin über 6,9 Millionen Bürger über 18 Jahre überschuldet und weisen nachhaltige Zahlungsstörungen auf. Dies sind rund 19.000 Personen mehr als noch im letzten Jahr (+ 0,3 Prozent).
Die aktuellen Daten zur Überschuldungsintensität zeigen einen neuen Trend: Erstmals seit 2006 beruht der aktuelle Anstieg der Überschuldungszahlen ausschließlich auf einer Zunahme der Fälle mit geringer Überschuldungsintensität. Ihre Zahl nahm in den letzten zwölf Monaten um rund 106.000 Fälle zu (+ 3,9 Prozent), während die Zahl der Fälle mit juristischen Sachverhalten um rund 87.000 Fälle abnahm (- 2,1 Prozent). Dieser Sachverhalt spiegelt sich sowohl in West- wie auch in Ostdeutschland. Weiterhin verbleiben rund 4,13 Millionen Menschen in Deutschland in einer dauerhaften Überschuldungsspirale (2006 / 2018: + 735.000 Fälle; + 22 Prozent).
Die Überschuldungsquote liegt aktuell in den neuen Bundesländern (10,40 Prozent, - 0,02 Punkte, ohne Berlin) zum siebten Mal in Folge (wie auch bis 2008) über dem Vergleichswert im Westen (9,98 Prozent;
+ 0,01 Punkte). Insgesamt sind in diesem Jahr im Westen rund 5,82 Millionen Personen als überschuldet zu betrachten, im Osten Deutschlands sind dies rund 1,11 Millionen Personen.
Allerdings: Der Grundtrend in Ost- und Westdeutschland hat sich umgekehrt: Die Zahl der Überschuldungsfälle geht im Osten zurück (- 8.000 Fälle), im Westen steigt sie weiter an (+ 27.000 Fälle). Die entsprechenden Vergleichswerte zeigen, dass sich die Überschuldungsspirale im Westen weiterhin schneller dreht als im Osten. Sowohl in Ost wie in West ist die Zahl der Fälle mit hoher Überschuldungsintensität zurückgegangen, die mit geringer Überschuldungsintensität ist angestiegen. Dabei ist der Rückgang der harten Überschuldung im Westen (- 1,9 Prozent) schwächer ausgeprägt als im Osten (- 2,9 Prozent). Und der Anstieg der weichen Überschuldung liegt im Westen (+ 4,1 Prozent) höher als im Osten (+ 2,9 Prozent).
Die weiterhin negative Entwicklung spiegelt sich auch im Vergleich der Überschuldungszahlen nach Bundesländern. So weisen zwar jeweils sechs Bundesländer einen Anstieg von Überschuldungsfällen und -quote auf. Zugleich zeigen sechs Bundesländer einen Rückgang der Quote, aber nur vier einen Rückgang der Überschuldungsfälle auf. Drei Bundesländer zeigen keine Veränderung der Überschuldungsfälle auf. Bayern (7,43 Prozent; - 0,04 Punkte) und Baden-Württemberg (8,31 Prozent;
+ 0,00 Punkte) führen weiterhin das Ranking der Bundesländer an. Thüringen (9,30 Prozent; + 0,05 Punkte) verbleibt seit 2013 auf Rang drei. Auf Rang vier steht Sachsen (9,92 Prozent; - 0,05 Punkte) und weist erstmals seit 2011 einen Rückgang der Überschuldungsfälle auf. Die Schlusslichter bilden wie in den Vorjahren Bremen (13,94 Prozent; - 0,03 Punkte), gefolgt von Sachsen-Anhalt (12,73 Prozent; + 0,01 Punkte) und Berlin (12,42 Prozent; - 0,20 Punkte).
In diesem Jahr können in Deutschland rund 7,65 Prozent der Frauen über 18 Jahre (2017: 7,61 Prozent) als überschuldet und zumindest nachhaltig zahlungsgestört gelten. Bei Männern sind dies aktuell 12,55 Prozent (2017: 12,59 Prozent). Die Zahl der Überschuldungsfälle nahm bei den Frauen weiter merklich zu (2,7 Millionen; + 21.000 Fälle), bei den Männern nahm sie minimal ab (4,2 Millionen; - 2.000 Fälle).
Das Thema „Altersüberschuldung“ hat weiter deutlich an Bedeutung gewonnen. 2018 müssen rund 263.000 Menschen in Deutschland ab 70 Jahren als überschuldet eingestuft werden (+ 69.000 Fälle;
+ 35 Prozent). Die entsprechende Überschuldungsquote (2,04 Prozent; + 0,54 Punkte) liegt weiterhin unter den Vergleichswerten der anderen Altersgruppen. Im Vergleich 2013 / 2018 ist der Anstieg mit 138 Prozent überdurchschnittlich, allerdings von vergleichsweise niedrigem Niveau aus. Im Gegensatz dazu ist die Überschuldungszahl und -quote in der jüngsten Altersgruppe in diesem Jahr weiter zurückgegangen. Die Überschuldungsquote beträgt hier 13,47 Prozent (- 0,59 Punkte). Weiterhin müssen rund 1,58 Millionen junge Menschen in Deutschland (unter 30 Jahre) als überschuldet eingestuft werden
(- 73.000 Fälle).
Für die „mittleren Schichten“ der Gesellschaft zeigt sich 2018 eine leicht positive Entwicklung. Die spezifische Überschuldungsquote in der „Mittelschicht“ hat zwar leicht zugenommen (11,02 Prozent;
+ 0,03 Punkte), die Zahl der Überschuldung hat sich allerdings erstmals seit 2015 wieder verringert (4,34 Millionen; - 40.000 Fälle). Die Zahl der Überschuldungsfälle in den „gehobenen Schichten“ (1,81 Millionen; + 45.000 Fälle) hat in diesem Jahr ebenso wie in den „unteren Schichten“ (Prekäre: 0,78 Millionen;
+ 14.000 Fälle) zugenommen.
Für die nahe Zukunft ist auch angesichts sich eintrübender konjunktureller Rahmenbedingungen nicht mit einer nachhaltigen Entspannung der privaten Überschuldungslage in Deutschland zu rechnen. Nicht nur für die nächsten Monate kann daher von einer weiteren Zunahme der Überschuldungszahlen in Deutschland ausgegangen werden.
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Neuss, 13. November 2018
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