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Patrik-Ludwig Hantzsch
Pressesprecher
Leiter Wirtschaftsforschung
Tel.: +49 (0) 21 31 / 109-172
p.hantzsch@verband.creditreform.de
X: @PtrkLdwg
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Die Konjunktur in Deutschland kommt nicht in Fahrt. In ihrer jüngsten Darstellung von Ende August spricht die KfW von einer Wellblech-Konjunktur, einem Auf und Ab leichter Verbesserungen und erneut rückläufiger Anzeichen. Wenn überhaupt von einem Plus beim BIP die Rede ist, dann bewegen sich die Prognosen in Bereichen hinter der Kommastelle. Deutschlands Wirtschaft stagniert.
Im Frühjahr eines jeden Jahres veröffentlicht die Creditreform Wirtschaftsforschung traditionell eine Befragung unter den mittelständischen Unternehmen. Es geht um die Konjunktur, die aktuelle Lage, die Erwartungen und um die Finanzierungssituation kleiner und mittelständischer Unternehmen. Die Veröffentlichung im April brachte keine guten Nachrichten. Der Geschäftsklimaindex war gegenüber dem Vorjahr noch einmal gesunken und steht nun bei minus 1,4 Punkten. Nach einem kurzen Zwischenhoch 2022 mit dem Ende des Lockdowns war es bereits 2023 wieder bergab gegangen – eine Talfahrt, die sich dann 2024 sogar noch beschleunigte. Zusammenfassend gab Creditreform zu Protokoll: „So schlecht wie jetzt war die Stimmung im Mittelstand seit der Weltfinanzkrise nicht mehr.“ Der Konjunkturaufschwung war verschoben – eine Aussage, die leider nichts an Aktualität eingebüßt hat.
Die Creditreform Untersuchung zur Lage kleiner und mittelständischer Unternehmen hat eine über 40-jährige Geschichte. Wie bei anderen Analysen zur Wirtschaftssituation in Deutschland, kam es mit der Wiedervereinigung zu einem Cut und die Zeitreihen mussten nun unter Einbeziehung der neuen Länder erstellt werden. So kam es zu Verzerrungen, wenn nicht die beiden Landesteile eines neuen Deutschlands gesondert ausgewiesen wurden. Dies war und ist einerseits wissenschaftlich korrekter, andererseits stellte man damit Entwicklungen im neuen wiederwiedervereinigten Deutschland getrennt dar und schuf so eine Abgrenzung, die doch gerade überwunden werden sollte. Auch Creditreform war dazu übergegangen, in der Darstellung zum Mittelstand die Trennung von Ost und West aufzuheben und nur noch von gesamtdeutschen Zahlen zu sprechen.
Doch die Werte für die einzelnen betrieblichen Parameter, wie etwa die Umsätze, die Einstellungsbereitschaft oder die Investitionen, liegen jeweils immer noch für die alten und neuen Bundesländer vor. Im Zusammenhang mit der Diskussion des unterschiedlichen west- und ostdeutschen Wählerverhaltens wird natürlich auch nach der wirtschaftlichen Situation in den östlichen und westlichen Landesteilen gefragt. Ohne aber einen Zusammenhang herzustellen, geht es hier darum, die unterschiedlichen Antworten mittelständischer Betriebe in Ost und West aufzuzeigen.
Die übergreifende Frage ist die nach der allgemeinen Geschäftslage. Mit 45,7 Prozent bewertete fast die Hälfte der KMU in den neuen Ländern die Geschäftslage mit guten und sehr guten Noten. Im Westen waren es mit 50,4 Prozent nur etwas mehr Betriebe, die gute Bewertungen im Frühjahr 2024 abgaben. Mangelhaft oder ungenügend war die Geschäftslage im Osten vor allem für den Handel (8,8 Prozent; West: 5,1 Prozent). Schlechte Bewertungen kamen in den alten Bundesländern eher vom Verarbeitenden Gewerbe und dem Bau.
Die Entwicklung der Umsätze ist ein objektiveres Kriterium als die allgemeine (eher subjektiv gefärbte) Bewertung der Geschäftslage. Vom Herbst 2023 bis zum Frühjahr 2024 war der Umsatz für 43,1 Prozent der westdeutschen Mittelständler gleichgeblieben. 30,8 Prozent gaben an, der Umsatz sei rückläufig gewesen und ein Viertel der Befragten (25,4 Prozent) erfreute sich an Umsatzsteigerungen. Ostdeutschlands KMU haben ebenfalls zum größten Teil eine Stagnation beim Umsatz erlebt (46,1 Prozent), während 35,8 Prozent rückläufige Umsätze erlitten hatten und 17,2 Prozent eine Umsatzsteigerung verzeichnen konnten. Im Hinblick auf die Umsatzentwicklung schneiden Westdeutschlands KMU um einige Prozentpunkte besser ab.
Der Arbeitsmarkt ist wieder ein Thema im Zusammenhang mit der gesamtkonjunkturellen Entwicklung. Bestimmt ist er bisher aber vom Fachkräftemangel, weniger von Entlassungen. Wenn Betriebe davon sprechen, dass sie kein weiteres Personal eingestellt haben, dann muss dies nicht Ausweis einer Zurückhaltung sein, die durch die schwachen konjunkturellen Aussichten bestimmt ist. Tatsächlich ist es einfach schwierig, Stellen neu zu besetzen. Während Westdeutschlands KMU im Frühjahr zu 18,1 Prozent angaben, Personal eingestellt zu haben, gaben dies im Osten nur 17,7 Prozent an. Immerhin haben sich hier sogar 19,8 Prozent von Mitarbeitern getrennt – im Westen waren es 18,2 Prozent.
Wer investiert, blickt zuversichtlich auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Während in den neuen Ländern bei 40,1 Prozent der Unternehmen von geplanten Investitionen die Rede ist, sind es im Westen der Republik 44,8 Prozent. Überdurchschnittlich hoch ist hier die Investitionsbereitschaft mit jeweils rund 48 Prozent im Verarbeitenden Gewerbe und bei den Dienstleistern. In Ostdeutschland liegen die Wirtschaftsbereiche näher am Mittelwert beisammen – nur der Dienstleistungssektor ist hier mit 43,4 Prozent etwas überdurchschnittlich zu Investitionen bereit.
Insgesamt liegen die Werte zu den betrieblichen Faktoren wie der Geschäftslage, den Umsätzen, der Einstellungsbereitschaft und den Investitionen in Ost- und Westdeutschland nicht weit auseinander. Ein wenig besser schneiden die KMU in den alten Bundesländern ab, dies allerdings mit einem Vorsprung von höchstens 5 Prozentpunkten. Während viele Bürger in den neuen Bundesländern von einem Missbehagen im Hinblick auf ihre private wirtschaftliche Situation sprechen, ist dies beim betrieblichen Mittelstand kaum der Fall. Hier ist tatsächlich zusammengewachsen, was zusammenwachsen sollte.
Patrik-Ludwig Hantzsch
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