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Patrik-Ludwig Hantzsch
Pressesprecher
Leiter Wirtschaftsforschung
Tel.: +49 (0) 21 31 / 109-172
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Die wirtschaftliche Lage des Mittelstandes bleibt auch im Herbst 2024 und somit das zweite Jahr in Folge angespannt. Eine geringe Investitionstätigkeit und die schwache Konsumneigung belasten die Geschäfte der mittelständischen Unternehmen schwer. Der Creditreform Geschäftsklimaindex (CGK), der auf einer Umfrage unter gut 1.200 Unternehmen basiert, sank auf minus 4,8 Punkte (Vorjahr: minus 1,2 Punkte).
„Es ist 20 Jahre her, dass das Geschäftsklima im Mittelstand zuletzt zwei Jahre in Folge negativ war. Damals befand sich Deutschland in einer tiefen Wirtschaftskrise, die umfangreiche Reformen notwendig machte. Die Folge waren die Hartz-Gesetze für den Arbeitsmarkt. Aktuell erscheint die Lage ähnlich. Die deutsche Wirtschaft zeigt nahezu depressive Züge und die Stagnation hält damit hartnäckig an“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung.
Die Geschäftserwartungen im Mittelstand sind äußerst verhalten und haben sich gegenüber dem Vorjahr weiter verschlechtert. Der Erwartungsindex liegt bei lediglich 0,3 Punkten, was kaum Raum für eine wirtschaftliche Erholung in den kommenden Monaten lässt. „Die schlechte Stimmung der Unternehmer rührt auch daher, weil sie keine positiven Impulse erkennen können, die die Lage absehbar positiv verändert. So hält die Stagnation an und weitet sich im schlimmsten Fall zu einer Rezession aus. Die Auswirkungen der Stapel-Krise sind erkennbar noch nicht bewältigt. Die gute Stimmung zu Jahresbeginn, die Konjunkturexperten und die Bundesregierung verbreiteten, war leider verfrüht“, so Hantzsch.
Ein weiterer Beleg für die große Unsicherheit im Mittelstand ist die dauerhaft geringe Investitionsbereitschaft. Nach einem starken Rückgang im Vorjahr hat sich diese nur minimal erholt. Derzeit planen 40,4 Prozent der Unternehmen Investitionen (Vorjahr: 38,4 Prozent), was weiterhin unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre liegt. Unsichere Wirtschaftsaussichten und fehlende Liquidität hemmen die Investitionspläne.
Die Geschäftsentwicklung im Mittelstand verlief in den letzten Monaten enttäuschend. Ein Drittel der Befragten (32,5 Prozent) musste Auftragseinbußen hinnehmen, während nur 18,1 Prozent der Unternehmen steigende Auftragseingänge verzeichneten. Die verschlechterte Auftragslage führte zu einem Umsatzrückgang: Nur 23,4 Prozent der Unternehmen erzielten in den vergangenen Monaten ein Umsatzplus, während fast 30 Prozent Umsatzverluste hinnehmen mussten. Besonders im Verarbeitenden Gewerbe und im Handel verschlechterte sich die Situation deutlich, während lediglich der Dienstleistungssektor eine positive Umsatzentwicklung verzeichnete.
„Die Inflationsbekämpfung der EZB und die steigenden Zinsen haben die Nachfrage in den letzten zwei Jahren gebremst. Besonders im Bausektor kam es zu einem regelrechten Einbruch. Der Mittelstand, der oft als Zulieferer für die Industrie agiert, gerät in der aktuellen Konjunkturschwäche zunehmend unter Druck. Die steigenden Insolvenzen sind nur der Anfang“, erklärt Hantzsch.
Das anhaltende Null-Wachstum in Deutschland belastet auch den Arbeitsmarkt. Im Mittelstand ging die Zahl der Beschäftigten erstmals seit vielen Jahren zurück: 21,2 Prozent der Unternehmen meldeten einen Personalabbau (Vorjahr: 16,0 Prozent) und gleichzeitig stellten weniger Unternehmen neues Personal ein. Nur 15,5 Prozent der Betriebe erhöhten ihre Belegschaft (Vorjahr: 18,5 Prozent).
„Die schwache Auftragslage und der Fachkräftemangel sind die Hauptursachen für den aktuellen Personalabbau. Eine schnelle Wende ist nicht in Sicht. Die Einstellungsbereitschaft im Mittelstand ist auf den niedrigsten Stand in den letzten zehn Jahren gesunken. Die Unternehmen benötigen dringend Wachstumsimpulse“, ergänzt Hantzsch.
Bei Unternehmen mit bisher niedrigen Eigenkapitalquoten hat sich die Situation verbessert. Deren Anteil sank von 28,3 auf 26,7 Prozent. Der Anteil eigenkapitalstarker Unternehmen (Eigenkapitalquote über 30 Prozent) blieb mit 35,4 Prozent zwar unter dem Vorjahreshöchststand, liegt aber im Vergleich der letzten zehn Jahre weiterhin über dem Durchschnitt. Das Zahlungsverhalten der Kunden hat sich leicht verschlechtert, größere Zahlungsausfälle konnten jedoch weitgehend vermieden werden.
Die mittelständische Wirtschaft zeigt sich zunehmend unzufrieden mit der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. In der aktuellen Umfrage bewerteten 78,5 Prozent der Unternehmen die Wirtschaftspolitik negativ – positive Stimmen waren kaum messbar. Zu den drängendsten Themen zählen der Abbau von Bürokratie (77,6 Prozent der Befragten) und der Fachkräftemangel (69,2 Prozent). Beide Themen haben im Vergleich zum Vorjahr an Bedeutung gewonnen. Auch die Energiekosten (54,8 Prozent) rücken als wirtschaftspolitisches Anliegen stärker in den Fokus.
„Die Unzufriedenheit mit der Wirtschaftspolitik der Ampel-Koalition wächst. Besonders deutlich fällt die Kritik in krisengebeutelten Branchen wie dem Verarbeitenden Gewerbe aus. Die Unternehmen fordern vor allem einen schnellen Bürokratieabbau sowie Entlastungen bei den Energiepreisen und Verbesserungen in der digitalen Infrastruktur“, erklärt Creditreform Sprecher Hantzsch.
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