Firmeninsolvenz: Rettung durch Sanierung
Eine Firmeninsolvenz muss kein Schreckensszenario sein. Schutzschirmverfahren oder vorbeugende Sanierung bieten Auswege. Wir erklären, wie Sie einen Sanierungsplan aufstellen.
Zum ArtikelDie aktuellen wirtschaftlichen Belastungen bringen viele Unternehmen finanziell ins Wanken. Wir zeigen, wie Sie Krisen meistern und welche Maßnahmen zur Vorbeugung Sie ergreifen können.
Eine hohe finanzielle Belastung durch hohe Energiepreise und die Zinswende sowie das aktuelle Rezessionsgeschehen strapazieren viele Unternehmen und haben auch das Insolvenzgeschehen in Deutschland deutlich geschürt.
Unabhängig von der aktuellen Lage gilt grundsätzlich: Es gibt kaum ein Unternehmen, das nicht schon einmal kleinere oder größere Schwierigkeiten überwinden musste. Es kommt aber nicht nur darauf an, Krisen möglichst rasch zu bewältigen – schon im Vorfeld ist es wichtig, Krisen vorzubeugen, um einer möglichen Unternehmensinsolvenz zu entgehen.
Im Folgenden erklären wir Ihnen, wie sich eine Unternehmenskrise entwickeln kann, woran Sie eine drohende Krise erkennen und wie Sie frühzeitig gegensteuern.
Eine Unternehmenskrise wird häufig mit einer drohenden Firmeninsolvenz gleichgesetzt – also einer akuten Liquiditätsnot, die den Firmen keine Möglichkeit der Weiterführung mehr bietet. Selten geschieht dies aber aus heiterem Himmel.
Häufig ist es ein schleichender Prozess, der eine Krise auslöst – etwa, weil sich unternehmerische Bedingungen geändert haben oder der Unternehmensleitung Fehler unterlaufen sind. Oftmals auch beides. Wer die Anzeichen einer Krise kennt, kann rechtzeitig gegensteuern und eine Firmeninsolvenz abwenden.
Unternehmen oder Privatpersonen sind insolvent, wenn eine Zahlungsunfähigkeit droht oder bereits besteht. Wie ein Insolvenzverfahren abläuft, zeigen wir in unserem Artikel Firmeninsolvenz: Was Sie wissen müssen.
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Neben wirtschaftlichen Belastungen gehören strategische Fehlentscheidungen auf Seiten des Managements zu den häufigsten Gründen für eine Unternehmenskrise. Sie können zu einer strategischen Krise führen. Das gefährliche daran: Die latente Krise bleibt oft unbemerkt. Weder Management noch Finanzierer, Lieferanten, der Gesellschafter oder der Aufsichtsrat sind zu diesem Zeitpunkt alarmiert oder stufen die Krisenursachen als existenzgefährdend ein. Erst wenn etwa Auftragsverluste oder Bestellrückgänge verzeichnet werden, macht sich die Krise zunächst intern bemerkbar.
Bei der Ertragskrise werden die Auswirkungen der Negativ-Entwicklung bereits deutlich – auch extern wird dies wahrgenommen. Oftmals ist es dem Unternehmer in dieser Phase schon nicht mehr möglich, die eigentlichen Ursachen der Krise zu erkennen. Geplante Umsatz- und Ertragsziele können nicht mehr eingehalten werden.
Derartige Umsatzeinbußen führen schnell zu einer Liquiditätskrise. Die Folge: Wenn liquide Mittel fehlen, kommt es rasch zu Rückständen bei Löhnen, Gehältern, beim Finanzamt oder den Krankenkassen, die im schlimmsten Fall zu einer Firmeninsolvenz führen können.
Um eine Krise zu bewältigen, ist es enorm wichtig, Anzeichen einer Krise zu kennen, klar zu benennen und daraus die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Je früher dies geschieht, desto besser.
Treten derartige Probleme auf, wird meist mit den falschen Mitteln gegengesteuert. Anstatt zu handeln, wird Geld zusammengekratzt oder am falschen Ende eingespart, um die vermeintliche Durststrecke zu überwinden. Häufig helfen diese Maßnahmen allerdings nur kurz. Stattdessen sollte man in dieser Situation nicht die Augen vor der Krise verschließen, sondern Ursachenforschung betreiben. Dabei kann auch ein professioneller Berater helfen. Auch ein Frühwarnsystem kann helfen, eine Insolvenz zu vermeiden. Dazu gehören nicht nur eine funktionierende und gut organisierte Buchhaltung und eine sorgfältige Unternehmensplanung mit dem entsprechenden Controlling, sondern auch, dass Sie über das aktuelle Marktgeschehen Ihres Geschäftsfelds auf dem Laufenden sind und Ihr Unternehmen kontinuierlich auf mögliche Anzeichen für eine Krise prüfen.
Auch das Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG) setzt auf ein Frühwarnsystem, um eine drohende Krise rechtzeitig zu erkennen. Das Gesetz wurde eingeführt, um angeschlagenen Unternehmen die Chance zu geben sich zu sanieren, bevor das Insolvenzverfahren droht. Voraussetzung: Weder akute Zahlungsunfähigkeit noch Überschuldung dürfen eingetreten sein – jedoch muss eine drohende Zahlungsunfähigkeit bestehen.
Ziel ist, Krisen frühzeitig zu erkennen und mithilfe der Sanierungsinstrumente des StaRUG gegenzusteuern. Ein Restrukturierungsplan des Schuldners, in dem nötige Sanierungsmaßnahmen zusammengefasst werden, ist dabei wesentlich. Um einen Ausgleich mit den Gläubigern zu erreichen, gibt es die Möglichkeit einer Sanierungsmoderation, bei der ein neutraler Moderator zwischen Unternehmer und Gläubiger vermittelt.
Das Frühwarnsystem im StaRUG orientiert sich an den anerkannten Krisenstadien bis zur Insolvenzreife. Es kommt darauf an, frühzeitig Entwicklungen aufzudecken, die für das Unternehmen zu einer negativen Zielabweichung führen können. Unternehmer, die kein Frühwarnsystem installieren, setzen sich großen Haftungsrisiken aus, weil sie die Gelegenheit nicht wahrnehmen, potenzielle Risiken rechtzeitig zu erkennen.
Die Umsetzung kann von einer einfachen Excel-Tabelle mit wichtigen Kennzahlen bis zu einer ausgeklügelten Software reichen, die anhand von Unternehmensdaten Kennzahlen berechnet, beim Finanzplan unterstützt und Branchenvergleiche vornimmt. Wichtig ist, dass das Unternehmen seine Finanzkennzahlen ständig auf den Prüfstand stellt und bei Auffälligkeiten direkt handelt. Bei der Einführung eines Frühwarnsystems können Steuerberater, Kreditgeber oder Wirtschaftsauskunfteien wie Creditreform beratend zur Seite stehen.
Liquide, also zahlungsfähig zu sein, ist für jedes Unternehmen überlebenswichtig. Daher zählt es zu einer der Hauptaufgaben von Unternehmen, sich intensiv um das eigene Liquiditätsmanagement zu kümmern, um Liquidität sicherzustellen. Überleben kann nur, wer dafür sorgt, jederzeit über eine eiserne Reserve verfügen zu können, um Schwankungen in der Liquidität aufzufangen. Dabei gilt die Faustregel: Die Liquiditätsreserve muss für drei Monate reichen. Entscheidend ist, dass Liquiditätsprobleme rechtzeitig erkannt werden. Nur dann ist noch Zeit, zu reagieren oder Hilfsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen.
Lesetipp: In unserem Artikel zum Liquiditätsengpass lesen Sie, wie Sie vorübergehende Zahlungsschwierigkeiten vermeiden können.
Die Rezession und die daraus resultierende schwache Entwicklung der Wirtschaft sowie die weiterhin hohen Belastungen für die Unternehmen, haben dazu geführt, dass die Insolvenzzahlen in Deutschland weiter angestiegen sind. Während die Creditreform Wirtschaftsforschung im Vorjahr noch rund 8.500 Unternehmensinsolvenzen verzeichnete, sind diese im 1. Halbjahr 2024 auf 11.000 Fälle gestiegen. Das ist ein Anstieg um fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Die Wirtschaftskrise hat zu einem deutlichen Anstieg der Insolvenzen in Deutschland geführt. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen stieg im Jahr 2024 auf 22.400 Fälle – der höchste Wert seit 2015 (23.180 Fälle). Im Vergleich zum Vorjahr erhöhten sich die Fallzahlen um 24,3 Prozent. „Mit einiger Verzögerung schlagen die Krisen der vergangenen Jahre nun als Insolvenzen bei den Unternehmen durch. Der wirtschaftspolitische Stillstand und die rückläufige Innovationskraft haben den Wirtschaftsstandort Deutschland geschwächt. Daher rechnen wir in 2025 mit einem weiteren Anstieg der Fälle. Damit könnten bald wieder Insolvenzzahlen nahe an den Höchstwerten der Jahre 2009 und 2010 in Sichtweite kommen, als über 32.000 Unternehmen in die Insolvenz gingen“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung.
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