E-Commerce boomt - Überschuldung nicht
Creditreform ist mit dem Online-Handel eng verbunden. Denn anders als beim Einzelhandel mit dem Geschäft über der Theke, ist es auch im E-Commerce entscheidend, frühzeitig über die Bonität des Abnehmers und Kunden informiert zu sein.
Mit Wirtschaftsauskünften über Konsumenten stehen Creditreform und das Tochterunternehmen Creditreform Boniversum bereit, wenn es um die Beurteilung der Kundensolvenz geht. Damit wird aber nicht nur eine Dienstleistung erbracht, die es dem Händler erlaubt, Verluste zu vermeiden, sondern die auch dem Konsumenten hilft, zu verhindern, dass er sich mit seinen Einkäufen im Netz überschuldet.
Kriegsfolgen auch im Online-Handel
Diese Sicherheit ist für den deutschen E-Commerce in der aktuellen wirtschaftlichen Situation besonders wichtig. Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh) nannte Ende Januar seine Zahlen zum Geschäftsjahr 2022. Dabei zeigte sich, wie die Internethändler auch unter der aktuellen schwachen Wirtschaftslage zu leiden haben. Die Kauflust der Konsumenten hat deutlich abgenommen, so etwa auch der Konsumklimaindex der GfK. Damit hat auch der Bruttoumsatz der E-Commerce-Branche gelitten: Nominal, also ohne Inflationsbereinigung, gingen die Umsätze der Händler im Internet um 8,8 Prozent auf 90,4 Mrd. Euro zurück. 2021 waren es noch 99,1 Mrd. Euro gewesen. Dabei hatten einzelne Branchen, etwa bei Urlaubsbuchungen oder Konzerttickets, die durch den Lockdown im Zeichen der Corona-Pandemie gelitten hatten, deutlich aufholen können. Ein Plus von fast 40 Prozent wurde hier erreicht. Vergleicht man mit den Umsätzen vor Corona im Jahr 2019 dann lagen die Zahlen für 2022 immer noch 24,5 Prozent höher.
Rückläufig ist allerdings der Anteil des E-Commerce am gesamten Einzelhandel, der von 14,3 (2021) auf 11,8 Prozent (2022) zurückging. Dennoch gibt sich der Präsident des Verbandes zuversichtlich: „Auch der Online-Handel nimmt die Krise wahr. Die merkliche Kaufzurückhaltung, vor allem bei nicht unmittelbar notwendigen Dingen, zeigt die aktuelle Verunsicherung der Menschen verbunden mit gestiegenen Lebenshaltungskosten. Die Auswahl, Verfügbarkeit und Transparenz im Online-Handel werden von den Kunden gerade jetzt geschätzt und die Zufriedenheit mit dem Kauf im Netz ist so hoch wie nie. Verbessern sich Rahmenbedingungen und Konsumstimmung, wird der E-Commerce daher weiter überdurchschnittlich wachsen.“
War der Online-Handel 2022 noch robust ins Jahr gestartet – man verzeichnete zweistellige Zuwachsraten – so kam es mit Beginn des Krieges in der Ukraine zu einem Einbruch. Besonders bei Mode, Hobby, Freizeit sowie Unterhaltungselektronik brachen Spontan-Einkäufe weg. Dabei bleibt der Stellenwert des Interneteinkaufs für die Verbraucher unverändert hoch. Der Präsident des Verbandes spricht davon, dass nur die besondere konjunkturelle Entwicklung zu rückläufigen Zahlen geführt habe. Tatsächlich bleibt die Zahl aktiver Kunden auf gleichem Niveau wie vor der Krise – diese kaufen nun seltener und für geringere Summen ein. An der Kundenzufriedenheit hat sich nichts geändert. Der Teil der Kunden, die weniger Geld im Online- und Versandhandel ausgegeben haben, stieg mit dem Kriegsausbruch sprunghaft an, flachte dann aber zu Jahresende hin wieder ab. So stieg im vierten Quartal 2022 der Anteil derer, die mehr Geld ausgeben möchten, wieder auf knapp 10 Prozent an. Ein Niveau, wie es 2019 und 2020 gehalten wurde.
Überschuldet? Aber nicht durch Einkäufe im Netz
Wenig glücklich für Creditreform und ihre Kunden im E-Commerce war dann eine Schlagzeile des Statistischen Bundesamts, die herausstellte, dass 28 Prozent der Überschuldeten im Jahr 2021 Schulden bei Online-Händlern hätten. Nachdem man darauf hinwies, dass Online-Shopping sich zunehmender Beliebtheit erfreue, kam dann aber gleich der Nachsatz, dass die bequemen Zahlungsmöglichkeiten im Internet jedoch zu finanziellen Schwierigkeiten führen können. Diese Ansichten relativieren sich allerdings schnell, schaut man auf die Schuldenhöhe der Betroffenen im E-Commerce. Sie betragen durchschnittlich 587 Euro und entsprechen damit nur weniger als 2 Prozent der gesamten durchschnittlichen Schulden der überschuldeten Personen in Höhe von 31.087 Euro.
Interessant ist aber doch der Hinweis der Statistiker, dass Frauen einen höheren Anteil der Überschuldung bei Online-Händlern und im Versandhandel aufwiesen als Männer. So hatten im Jahr 2021 knapp 35 Prozent der Frauen, die die Hilfe einer Schuldnerberatungsstelle in Anspruch nahmen, Zahlungsrückstände im E-Commerce. Bei den Männern betrug der Anteil nur 23 Prozent. Auch die durchschnittliche Schuldenlast in diesem Sektor lag bei Frauen mit 779 Euro deutlich höher als bei Männern mit 425 Euro. Der Creditreform SchuldnerAtlas weist regelmäßig eine höhere Überschuldung und auch eine stärkere Betroffenheit von Männern gegenüber Frauen aus. Interessant wäre in diesem Zusammenhang dann einmal ein Blick auf die Warengruppen, die geschlechtsspezifisch geordert werden. Dabei gilt, dass Überschuldung ein Problem für beide Geschlechter darstellt und nur durch einen verantwortungsvollen Umgang mit den Finanzen zu verhindern ist. Creditreform und der Online-Handel bemühen sich, Einkäufe zu vermeiden, die sich der Verbraucher nicht leisten kann.
Quelle: bevh, Destatis