Maschinenbau: Sprunghafter Anstieg der Unternehmensausfälle
Neuss. Die deutsche Wirtschaft hat im vergangenen Jahr insgesamt deutlich an Tempo verloren. Die Industrie steckt in einer Rezession. Die neueste Untersuchung der Creditreform Wirtschaftsforschung ergab nun, dass sich diese Entwicklung bereits in Form von steigenden Ausfallraten in deutschen Schlüsselindustrien bemerkbar macht. Besonders der Maschinenbau leidet.
Schwelende Handelskonflikte, eine weiter abkühlende Weltkonjunktur sowie eine geringe Investitionsbereitschaft und eine Autobranche im Strukturwandel belasten die deutsche Industrie seit 2019 schwer. Im Gesamtjahr 2019 wuchs die deutsche Gesamtwirtschaft nur um 0,6 Prozent – deutlich weniger als in den beiden Vorjahren.
Vorzeigebranche im Abschwung
Besonders hart trifft es im Industriebereich derzeit die Vorzeigebranche der deutschen Maschinenbauer. Die Produktion ist im vierten Quartal in Folge rückläufig, die Kapazitätsauslastung sinkt. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) warnte jüngst vor sinkenden Auftragseingängen und stockenden Exporten. Neben dieser Gesamtlage setzt das Corona-Virus der Branche wegen der globalisierten Liefer- und Produktionsketten schwer zu. Das negative Gesamtbild wird nun durch die neueste Auswertung der Creditreform Wirtschaftsforschung zu den Ausfallraten der deutschen Maschinenbauer untermauert. Als „ausgefallen“ gilt ein Unternehmen, wenn harte Negativmerkmale wie ein Insolvenzverfahren vorliegen oder Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllt werden können. So stieg der Anteil ausgefallener Maschinenbauunternehmen in 2019 sprunghaft auf 1,41 Prozent an (2018: 1,16 Prozent). Das ist der höchste Stand seit 2015.
Rheinland-Pfalz solide, Berlin ist Schlusslicht
In Deutschland gibt es aktuell rund 17.900 wirtschaftsaktive Maschinenbauunternehmen. Bei den Ausfallraten gibt es regional teils deutliche Unterschiede und ein gewisses Nord-Süd-Gefälle: In Rheinland-Pfalz (0,64 Prozent), Sachsen (0,69 Prozent) und Schleswig-Holstein (0,86 Prozent) fielen 2019 vergleichsweise wenige Unternehmen aus. Die nördlichen Schlusslichter bilden Mecklenburg-Vorpommern (2,56 Prozent) und Bremen (3,00 Prozent). Die rote Laterne trägt Berlin mit einer Ausfallrate von 3,31 Prozent im vergangenen Jahr. Die Ausfallrate der Branche in Deutschland insgesamt betrug 1,41 Prozent.
Druck im „Maschinenraum“ steigt
Wichtiger ist jedoch ein Blick in den „Maschinenraum“ der deutschen Wirtschaft: In Bayern, Baden-Württemberg und NRW gibt es rund 11.000 Maschinenbauer - ein Anteil von 62 Prozent an der Gesamtzahl der entsprechenden Unternehmen. Obwohl die Bundesländer mit der höchsten Besatzdichte bei den Ausfallraten eher im Mittelfeld liegen, ist dennoch ein sprunghafter Anstieg im Jahr 2019 zu erkennen. Das Industrie-Kernland Baden-Württemberg hatte 2019 sogar eine höhere Ausfallrate (1,42 Prozent) als im Jahr 2013 (1,40 Prozent), als die Industrie noch unter erheblichen Nachwehen der Finanz- und Euroschuldenkrise litt.
Fazit
Die globale wirtschaftliche und politische Gemengelage trifft die deutschen Schlüsselindustrien. Rückgänge bei Aufträgen und Umsätzen sind die Folge. Die Creditreform Wirtschaftsforschung stellte nun fest, dass sich diese Entwicklung in 2019 bereits in den steigenden Ausfallraten beim Maschinenbau niederschlug. Die Untersuchung ist ein Vorgriff auf die in Kürze erscheinende Ausfall-Studie der Creditreform Rating AG, die mit ihrer Analyse ein Schlaglicht auf das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland werfen wird.
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Neuss, 9. März 2020
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