Riesiges Potenzial für CO2-Filter
What's next? - Veränderungen begegnen Unternehmen mit Innovationskraft und Wandlungsfähigkeit. Oft sind neue Technologien eine Lösung für gesellschaftliche und ökologische Probleme. Eine aktuelle Studie zeigt, welches Potenzial die industrielle Entnahme von CO2 hat. Bis zu 190.000 neue Jobs könnten allein in Deutschland entstehen.
In Island läuft er schon – einer der ersten CO2-Abscheider im industriellen Maßstab. Die Anlage namens „Mammoth“ kann laut Angaben ihres Betreibers Climeworks bis zu 36.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr aus der Luft filtern und anschließend im Untergrund speichern. Die Investitionen und technischen Anstrengungen bis zur Eröffnung waren groß – doch der Aufwand könnte sich lohnen. Eine Studie der Boston Consulting Group (BCG) im Auftrag des Deutschen Verbands für negative Emissionen (DVNE) kommt zu dem Ergebnis, dass die aktive Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre, genannt Carbon Dioxide Removal (CDR), nicht nur unabdingbar dafür ist, dass es noch gelingt, die Erderwärmung auf unter zwei Grad bis 2050 zu begrenzen. Die Technologie habe auch das Potenzial, ein großer Wirtschaftsfaktor zu werden.
Ergänzung zur CO2-Reduktion
„Für die Einhaltung der Klimaziele ist eine jährliche CO2-Entnahme von wahrscheinlich neun Gigatonnen in 2050 erforderlich. Aktuell befinden wir uns auf einem guten Wachstumspfad, aber weit entfernt vom künftig erforderlichen Volumen“, sagt Johanna Pütz, Geschäftsführerin und Partnerin bei BCG sowie Co-Autorin der Studie. Eine CDR-Industrie in Deutschland aufzubauen, sei nicht nur ökologisch notwendig, sondern auch eine große wirtschaftliche Chance.
Dabei geht es vor allem um zwei Verfahren: Die Abscheidung von CO2 aus der Verbrennung fossiler Energieträger direkt an der Emissionsquelle und dessen Speicherung, genannt Carbon Capture and Storage (CCS), sowie das Herausfiltern von CO2 aus der Luft, in der Fachsprache Direct Air Carbon Capture and Storage (DACCS) genannt. Wichtig dabei: CDR sei kein Ersatz für die weitere Reduktion von Emissionen, so die Studienautoren, sondern ein „komplementärer Ansatz“, der bereits eingeleitete und beschlossene Reduktionsmaßnahmen ergänze.
Potenzial für neue Jobs
Noch stehen CDR-Anwendungen im großen Maßstab ganz am Anfang, doch nach Einschätzung von Pütz und ihren Co-Autoren können die technologisch anspruchsvollen Verfahren zu einer neuen Domäne der deutschen Industrie werden. Derzeit beziffern sie das globale Marktvolumen von CDR auf rund zwei Milliarden Euro. Doch schon 2030 schätzen sie den Markt für Verfahren zur CO2-Abscheidung und -Speicherung auf 61 Milliarden Euro. 470 Milliarden Euro könnten es im Jahr 2050 sein. Bei ihrer Prognose gehen die BCG-Experten davon aus, dass der CDR-Markt sich ähnlich entwickeln könnte wie die Wind- und Solarindustrie in den vergangenen Jahrzehnten. Zum Vergleich: Der Windenergiemarkt ist von 2007 bis 2022 um jährlich 16 Prozent gewachsen, der für Photovoltaik sogar um 38 Prozent. Allein in Deutschland könnten so durch den Aufbau einer Industrie zur Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre zwischen 95.000 und 190.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Chancen sieht BCG vor allem in Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau. „Das Jobpotenzial von CDR beträgt in Deutschland rund ein Viertel der aktuellen Beschäftigung im Automobilsektor und ist vergleichbar mit dem der deutschen Windindustrie“, gibt sich Stefan Schlosser, Geschäftsführer des DNVE, optimistisch.
Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Christian Raschke
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