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Nachfolger fehlen
Die Unternehmensnachfolge in Deutschland könnte zum Problem werden – und der Bedarf an Nachfolgern wird größer.
Bei einer ständig älter werdenden Bevölkerung wird auch die Anzahl der alten Unternehmer überproportional größer. In mehr als der Hälfte aller deutschen Bundesländer haben sogar bereits mehr als 15 Prozent der Unternehmer das 65. Lebensjahr überschritten – jeder fünfte ist mindestens 60 Jahre alt. Diese Ergebnisse arbeitete eine gemeinsame Studie der FOM Hochschule für Ökonomie und Management, der Creditreform Ratingagentur und des Verbandes Deutscher Bürgschaftsbanken heraus. Basierend auf den Daten der Banken, die wesentlicher Finanzierer von Unternehmensübergaben sind, zeigt sich weiter, dass die Übergebenden meist zwischen 64 und 66 Jahren alt sind. Auch als freier Unternehmer orientiert man sich wohl in den meisten Fällen am gesetzlichen Rentenalter, allerdings gibt es auch ältere Unternehmer die einen Nachfolger suchen: 10 Prozent sind bereits 70 Jahre und älter.
Wo bleiben die Unternehmerinnen?
Wer übernimmt das Unternehmen? Nur zu rund 23 Prozent sind es weibliche Führungskräfte, die dem alten Eigentümer nachfolgen wollen. Dieser Anteil liegt deutlich unter dem Anteil der weiblichen Führungskräfte überhaupt in Unternehmen. So sieht die Altersverteilung bei den neuen Unternehmern aus: Knapp 40 Prozent sind zwischen 30 und 39 Jahre alt, weitere 30 Prozent zwischen 40 und 49 Jahren. Interessant ist, dass in der jungen Altersgruppe der Übernehmenden zwischen 20 und 29 Jahren die Frauen vorne liegen: 18 Prozent sind weiblich, 13 Prozent männlich (bezogen auf die Gesamtzahl aller Übernehmenden).
Ist es tatsächlich so, dass der übergebende Unternehmer die letzten Jahre für ein „Time-out“ genutzt hat? Die Untersuchung bestätigt diese pessimistische Vermutung. Umsatz und EBIT lagen bei einer Mehrheit der Betriebe im Übergabejahr unter dem Niveau der Werte drei Jahre zuvor. Und tatsächlich wurden auch Hinweise auf einen Investitionsstau bei 46 Prozent der Betriebe festgestellt. Hinzu kommt: 41 Prozent der Unternehmen zeigen eine Verschlechterung des Creditreform Bonitätsindex.
Immer mehr Übernahmen
Wie das Übergabegeschehen den demographischen Wandel der Bevölkerung in Deutschland insgesamt spiegelt, zeigt sich bei den steigenden Fallzahlen und Finanzierungsvolumina im Zusammenhang mit den Unternehmensübernahmen bei den Bürgschaftsbanken. Diese verzeichnen seit 2013 einen Anstieg von rund 40 Prozent – erstmals wurden 2017 mehr Unternehmensnachfolgen als Unternehmensgründungen unterstützt. Die Flaute bei den Unternehmensgründungen ist ein Problem, das Politik und Öffentlichkeit in Deutschland seit einiger Zeit beschäftigt. Dabei ist es wohl keine Frage, dass die genuinen Neugründungen volkswirtschaftlich wertvoller sind als bloße Übernahmen.
Die meisten Unternehmensnachfolgen werden erfolgreich durchgeführt. Das ist jedoch nicht immer der Fall: Bei einem Drittel der Nachfolgenden konnte der Umsatz nicht gehalten oder gesteigert werden, das EBIT ist in 56 Prozent der Fälle nicht gehalten worden. Dabei scheint der Erfolg der Übernahme nicht vom Alter und Geschlecht abhängig zu sein. Während die männlichen Nachfolger in den Altersgruppen 20 bis 39 bzw. 40 bis 59 Jahre eine Umsatzsteigerung von 27 bzw. 26 Prozent schaffen, liegen die Nachfolgerinnen, vor allem der jüngeren Gruppe von 20 bis 39 Jahren, mit 12 Prozent Umsatzsteigerung deutlich hinter denen der älteren Gruppe zurück – die 40 bis 59-Jährigen schaffen eine Umsatzsteigerung von 69 Prozent.
Eine fehlende oder nicht erfolgreiche Übernahme berührt nicht nur den Lebensabend des ehemaligen Inhabers. Gerade bei den untersuchten Mittelständlern findet sich eine große Zahl von Arbeitsplätzen, die bei wirtschaftlich wenig erfolgreichen Übernahmen gefährdet sind.
Quelle: Nachfolgemonitor 2019 (u. a.)
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