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Lange Zahlungsziele als Verkaufsargument

Die aktuelle Umfrage zur Konjunktur im Handwerk vom Februar zeigt: Das Zahlungsverhalten der Kunden des Handwerks hat sich verbessert. Aber gelten diese Aussagen der Handwerksbetriebe, die geprägt sind von kleinen und mittleren Betriebsgrößen, auch für Großunternehmen und für andere Branchen?

Die umfassendsten Antworten für die gesamte Unternehmenslandschaft und ihr B2B-Geschäft liefert der Zahlungsindikator Deutschland von Creditreform. Hier liegen Zahlungsinformationen zu über eine Million Unternehmen vor. Das gesamte Belegvolumen summiert sich auf rund 86 Milliarden Euro. Jeden Monat werden aktuell ca. 26 Millionen Zahlungsinformationen auf der Basis gestellter Rechnungen analysiert und fließen in den Zahlungsindikator ein.

Diese gewaltige Zahl gibt einen Überblick über das gesamte Zahlungsverhalten in Deutschland und berücksichtigt alle Branchen und alle Betriebsgrößen. Ein erster Blick gilt den Gesamtforderungslaufzeiten bei den Unternehmen. Sie ergeben sich aus der Summe an Tagen, die durch die Vorgabe von Zahlungszielen festgelegt wurden und schließlich den Verzug, den Zeitraum, der verstreicht, bis nach dem Erreichen des Zahlungsziels der Betrag tatsächlich eingetroffen ist. Dieser Zeitraum bleibt im zweiten Halbjahr 2023 gegenüber dem ersten Halbjahr dieses Jahres nur wenig verändert. Lag er in den ersten sechs Monaten 2023 noch bei 40,7 Tagen, so ist er seit dem Sommer im Durchschnitt nur unwesentlich kürzer bei 40,5 Tagen angekommen. Entscheidend ist, dass die gesamte Außenstandsdauer, wie sie in den Forderungslaufzeiten zum Ausdruck kommt, noch unterhalb der von vor den Corona-Zeiten liegt.

Schnelleres Inkasso

Nun zeigt ein näherer Blick auf die Zahlungsziele und auf die entsprechenden Übertretungen dieses vorgegebenen Zeitraums, dass sich doch einiges verändert hat. Der Zahlungsverzug ist auf einem historisch niedrigen Stand. Im Durchschnitt aller Branchen lag er Ende 2023 bei 8,47 Tagen. Im zweiten Halbjahr 2019 (vor der Krise) waren es noch 10,69 Tage, die die Gläubiger warten mussten, bis ihr Geld auf dem Konto gutgeschrieben war. Aber auch im ersten Halbjahr 2023 war der Verzug deutlich länger und lag bei 10,77 Tagen. Ausgedehnt wurden tatsächlich die Zahlungsziele, die man vereinbarte. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2023 mit 29,93 Tagen räumte man den Kunden nunmehr 32,05 Tage ein. Es gilt nun, diese Veränderung als ein Zeichen anhaltender Krise zu sehen. Wer bei rückläufigen Umsätzen noch seine Waren und Dienstleistungen weiterhin liefern möchte, der muss seinen Kunden und Abnehmern entgegenkommen.

Nur die Grundstoffindustrie und die persönlichen Dienstleister haben im zweiten Halbjahr 2023 die Zahlungsziele verkürzt. Die längsten Zahlungsziele gab es im Metall- und Elektrobereich, bei den unternehmensnahen Dienstleistern sowie in der Chemie- und Kunststoffindustrie. In diesen Sektoren sind Zahlungsfristen von mehr als 38 Tagen aktuell üblich. Dabei ist anzumerken, dass die Grundstoffindustrie die kürzesten Zahlungsziele unter allen Branchen aufweist (25,16 Tage).

Addiert man zum Zahlungsziel noch den Verzug hinzu, so sind diese Branchen auch am stärksten von langen Forderungslaufzeiten betroffen. Dabei ist allerdings anzumerken, dass Zahlungsziele in einigen Branchen strukturell unterschiedlich sind. In manchem Bereich des Einzelhandels oder bei Verkehr und Logistik ist das Kassieren bei Lieferung durchaus üblich. Das verringert die Forderungslaufzeiten insgesamt.

Vertrauen in AG und OHG

Zahlungsziele unterscheiden sich aber nicht nur nach Branchen und ihren Gepflogenheiten, sondern etwa auch nach Rechtsformen. Dabei spielt natürlich eine entscheidende Rolle, mit welcher Bonität die Rechtsform des Abnehmers bewertet wird. Die persönliche Haftung der OHG und eben auch die schiere Größe der AG erlauben es wohl in den Augen des Gläubigers, großzügiger mit den Zahlungszielen umzugehen. So sind es bei der AG 38,13 Tage und bei der OHG 35,17 Tage, die man bereit ist zu warten. Ganz anders sieht das bei den Freiberuflern, den Vereinen oder der haftungsbeschränkten UG aus. Hier liegen die Zahlungsziele bei weniger als 21 Tagen. Über alle Rechtsformen hinweg gilt aber, dass es zu einer Ausweitung bei den Tagen gekommen ist.

Zeichen der Krise dürfte auch sein, dass der durchschnittliche Wert der überfälligen Rechnungen gesunken ist. Noch im ersten Halbjahr 2023 betrug er 2.234 Euro, während er in der zweiten Hälfte des Vorjahres bei 1.955Euro lag. Entsprechend verändert hat sich das gesamte offene Forderungsvolumen in Deutschland im Durchschnitt der Betriebe. Es betrug im zweiten Halbjahr 2023 noch 20.847 Euro – nach 21.872 Euro im ersten Halbjahr. Im Zusammenhang mit den Geldern, die ausstehen, ist natürlich auch nach der Branchenstruktur der verursachenden Debitoren zu fragen. Den höchsten Anteil an den offenen Forderungen hat die Metall- und Elektrobranche. Auf ihr „Konto“ geht rund ein Viertel der Außenstände (27,0 Prozent). Deutlich verstärkt haben die unternehmensnahen Dienstleistungen ihren Anteil, der von 14,9 auf 18,6 Prozent gestiegen ist. Dagegen spielen naturgemäß im B2B-Geschäft persönliche Dienstleistungen eine geringe Rolle – sie sind nur zu 2,4 Prozent an den offenen Forderungen beteiligt. Auffällig ist auch der Zugang beim Baugewerbe von 9,6 auf 11,2 Prozent. Dies dürfte auch unmittelbar mit den deutlichen Kostensteigerungen in dieser Branche zusammenhängen.

Insgesamt sind die geringeren Forderungslaufzeiten auch Ausdruck der Krise. Die Ausweitung der Zahlungsziele ist der schwachen Geschäftstätigkeit geschuldet. Längere Zahlungsziele sind ein Verkaufsargument. Die schwierigere wirtschaftliche Lage kommt aber auch im kürzeren Verzug zum Ausdruck. Die Gläubiger sind bemüht, nach Ablauf großzügigere Zahlungsziele die ausstehenden Rechnungen forciert einzuziehen.



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