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Creditreform Magazin

Von Cybersicherheit bis Metaverse

Welche Technologietrends sollten kleine und mittlere Unternehmen im kommenden Jahr auf dem Schirm haben? Was wird für sie relevant werden und warum? Creditreform hat dazu Analysten und Unternehmen befragt und die fünf wichtigsten Trends zusammengefasst.

Keine Frage: Das Thema Cybersicherheit bleibt vor allem wegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine, der sich zunehmend im Cyberspace bemerkbar macht, der Top-IT-Trend im kommenden Jahr. Nach einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter 1.000 Unternehmen quer durch alle Branchen war mehr als ein Drittel von ihnen bereits von einem Hacker-Angriff aus Russland betroffen. „Wir müssen technisch aufrüsten, unsere Mitarbeiter weiterbilden und viel Arbeitszeit investieren“, sagt Andreas Plaul, CIO der Haufe Group. Genauso wie sie Marktrisiken erörtern und Umsetzungsstrategien entwickeln, sollten Unternehmen auch mehr Routine im Umgang mit Cyberrisiken erlangen, rät Markus Kreher, Head of Technology, Media & Telecommunications bei KPMG Deutschland. Dies könne durch Hinterfragen und Optimieren der bislang verwendeten Sicherheitsprogramme geschehen oder auch das Einbinden von Dienstleistern umfassen, die etwa eine Echtzeitüberwachung von IT-Landschaften anbieten.

Trends greifen ineinander

Zur Cybersicherheit gehören auch sichere Arbeitsplätze – im Unternehmen, mobil oder im Homeoffice sowie beim Mix aus allem, dem zweiten Trend für das kommende Jahr, den hybriden Arbeitsmodellen. „Die durch die Pandemie oft übereilte Anbindung von Remote Workers muss nun verbessert und die Nutzung komfortabler und sicherer werden“, rät Heiko Henkes, Director & Principal Analyst beim IT-Marktforschungsunternehmen ISG. Es gelte, Endpunkte wie Handy und Laptop abzusichern und Kundendaten zu schützen. Hier sollten Unternehmen mit Branchenverbänden zusammenarbeiten oder sich an kompetente Partner wenden. „Viele Mitarbeiter sind mit dem aktuellen Zustand unzufrieden und haben keine Lust mehr auf halbgare Lösungen“, stellt Henkes fest. Jetzt gehe es darum, die Frustration über die Technik abzubauen und ein neuartiges positives Arbeitsklima aufzubauen. Dem stimmt Thomas Nicolaus, Area Vice President Sales DACH bei Ringcentral, einem Anbieter von Unified Communications-as-a-Service (UCaaS), zu: „Wir müssen den Mitarbeitenden ein Umfeld schaffen, das sowohl Wohlbefinden als auch Produktivität fördert“, sagt er. Technologie sollte hier nicht als Hindernis, sondern als Ermöglicherin gesehen werden.

Hybride Arbeitsmodelle seien inzwischen auch ein wichtiger Talentbindungsfaktor, stellt Guido de Vries, Deutschland-Geschäftsführer bei Miro, einem Anbieter von visuellen Kollaborationsplattformen, fest. Der langfristige Erfolg solcher Modelle hänge dabei maßgeblich von Tools ab, die synchrones und asynchrones Zusammenarbeiten über verschiedene Fachabteilungen, Niederlassungen und sogar Zeitzonen hinweg ermöglichen – und das auf eine einfache und compliance-konforme Weise. „Wer sich und sein Unternehmen entsprechend aufstellen möchte, sollte systematisch und in Abstimmung mit der IT-Abteilung planen, um das eigene Technologieportfolio frühzeitig um solche Tools zu erweitern“, rät de Vries.

Für die künftigen Arbeitsmodelle sollten Unternehmen einen weiteren Trend auf dem Schirm haben: „Mit Technologien wie Metaverse könnten ganz neue Arbeitserlebnisse und -ergebnisse geschaffen werden“, ist Haufe-CIO Plaul überzeugt. Das Metaverse ist sowohl eine 3D-Erweiterung des Internets als auch eine virtuelle Erweiterung der realen Welt. „Die Anwendungsmöglichkeiten reichen vom digitalen Event über den Einkaufsbummel durch digitale Shoppingmalls oder virtuelle Meetings bis hin zum digitalen Zwilling realer Fabriken, in dem Änderungen am Produktionsprozess getestet werden können“, zählt Plaul auf. „Metaverse und Digital Twin sind zwei Beispiele dafür, dass die digitale Welt nicht nur immer interaktiver, sondern auch editierbar wird. Diese Entwicklungen eröffnen große Chancen für das Gesundheitswesen, den Bildungsbereich, aber auch für den Handel“, sagt Christoph Nützel, Head of Technology and Data bei der Innovations- und Digitalberatung Futurice. 

Cloud Computing als Dauerbrenner

Die Cloud spielt weiterhin eine wichtige Rolle und ist bereits bei den meisten Unternehmen im Einsatz. Laut „Cloud Monitor 2022“ von Bitkom und KPMG nutzen sie bereits 84 Prozent der Unternehmen in Deutschland, sowohl, um Kosten zu sparen und effizienter zu arbeiten, als auch, um mit Kunden und Partnern in Kontakt zu treten. Zwei neue Cloud-Trends zeichnen sich ab: „Branchenclouds stellen den nächsten evolutionären Schritt für Hyperscaler wie Amazon oder Microsoft dar, weg von einem unspezifischen Technologiebetrieb, hin zu einer maßgeschneiderten Plattform, die sämtliche Aspekte von Makro- und Mikroanwendungen sowie des Datenmanagements bereitstellt“, erklärt Henkes von ISG. Damit gehen sie hinaus über herkömmliche Platform-as-a-Service-Lösungen (PaaS) sowie vertikal integrierte Branchenlösungen, ERP, CRM, Workflows und entsprechende Dienstleistungen. Das zweite Cloud-Thema, Edge Computing, bringt eine neue Anbindung von Filialen und Außenstellen, um die Datenverarbeitung schnell, effizient, sicher und gemäß DSGVO abwickeln zu können. 

Ein weiterer Trend wird nach Einschätzung der Experten vor allem wegen zunehmender IT-Fachkräfteknappheit im kommenden Jahr wichtig: sogenannte Low-Code- und No-Code-Plattformen. Die Analysten von Gartner prognostizieren, dass schon 2025 etwa zwei Drittel aller Anwendungen mit diesen Plattformen erstellt werden. Sie ermöglichen es Nutzern, mit wenig Erfahrung Prototypen von Anwendungen zu entwerfen und anzupassen. „Viele Apps werden heute schon von der sogenannten iGeneration entwickelt. Das sind digitalaffine Mitarbeiter aus unterschiedlichen Fachrichtungen, die über grundlegende Programmierkenntnisse verfügen und Lust auf Innovationen und die Entwicklung digitaler Tools außerhalb ihres Fachgebiets haben“, sagt KPMG-Experte Kreher. Auch beim Thema Künstliche Intelligenz (KI) können diese Plattformen nach Einschätzung von Futurice-Technologiechef Nützel die Hemmschwelle in Unternehmen senken. „Damit bleibt KI nicht mehr nur ein Privileg der Big-Tech-Firmen, sondern eröffnet auch kleineren und mittleren Unternehmen den Eintritt in neue Märkte“, sagt er. Und das gilt für alle Technologietrends 2023: Kleine und mittlere Unternehmen können genauso von ihnen profitieren wie die Großen.


Die fünf wichtigsten IT-Trends auf einen Blick 

Cybersicherheit 
Mit einer hybriden Kriegsführung auch im digitalen Raum nach dem russischen Angriffskrieg ist die Bedrohung durch Cyberattacken viel deutlicher als bisher in den Fokus der Wirtschaft gerückt. 45 Prozent der vom Digitalverband Bitkom befragten Unternehmen meinen, dass Cyberattacken ihre geschäftliche Existenz bedrohen können – vor einem Jahr lag der Anteil bei gerade einmal neun Prozent.

Hybride Arbeitsmodelle
Die Modernisierung und Digitalisierung der Arbeitswelt haben sich in der Corona-Pandemie beschleunigt. Aktuell arbeitet etwa die Hälfte aller Erwerbstätigen in Deutschland vollständig oder teilweise im Büro zu Hause oder mobil. Diese Arbeitsplätze müssen ebenso technisch up-to-date ausgestattet wie sicher sein.

Edge Computing und Branchenclouds
Edge Computing bringt eine neue Anbindung von Filialen und Außenstellen, um die Datenverarbeitung schnell, effizient, sicher und gemäß DSGVO abwickeln zu können. Branchenclouds sind als maßgeschneiderte Plattformen auf die Bedürfnisse der jeweiligen Branche zugeschnitten.

Metaverse
Das Metaverse lässt die Grenzen zwischen der physischen und der digitalen Welt, zwischen der tatsächlichen und der virtuellen Realität verschwimmen – ein Netzwerk virtueller 3D-Welten, in dem VR- und AR-Headsets soziale Verbindungen ermöglichen. Das Metaverse lässt sich unternehmensintern ebenso nutzen wie als Ort, um Produkte und Dienstleistungen anzubieten.

Low-Code-/No-Code-Plattformen
Sie ermöglichen es Nutzern, mit wenig oder gar keiner Programmiererfahrung Prototypen von Anwendungen zu entwerfen und anzupassen. Die Softwareentwicklung kann so deutlich beschleunigt werden und ist auch preiswerter. Das macht sich bei großange­legten Digitalisierungsprojekten bezahlt.


Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Iris Quirin



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