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Wirtschaftsdynamik in der Region Bonn/Rhein-Sieg 2023

Solide Werte, wenig Dynamik, mehr Gründungen. Die aktuelle Creditreform-Studie „Wirtschaftsdynamik in der Region Bonn/Rhein-Sieg“ zeigt gegenläufige Tendenzen: Trotz zwei Jahren Pandemie und aktueller geopolitischer Lage bleibt der Anteil ausgefallener Unternehmen sehr gering und steigt nur ganz leicht an. Der Anteil an Neugründungen 2022 ist der höchste der vergangenen sechs Jahre.

Bonn, 17. August 2023. Zwei Jahre Pandemie, anderthalb Jahre Krieg in der Ukraine, gestörte Lieferketten und gestiegene Kosten – und doch: Der Wirtschaft in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis geht es vergleichsweise gut. So stieg die Ausfallquote – der Anteil der Unternehmen, die ihren Zahlungsverpflichtungen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht nachkommen können – zwar geringfügig an, erreichte mit 1,12 Prozent aber dennoch den drittniedrigsten Wert seit 2015. Der Anteil der Neugründungen am gesamten Unternehmensbesatz in Bonn/Rhein-Sieg lag 2022 mit 1,99 Prozent erstmals fast auf Bundesniveau. In der Region ist die Zahlungsverzugsdauer mit 9,8 Tagen auf den geringsten Wert seit 2013 und über alle Vergleichsregionen und -städte gesunken, bei allerdings in 2022 angestiegenem Anteil überfälliger Rechnungen auf 19,2 Prozent im Vergleich zu 17,7 Prozent deutschlandweit. In Bonn/Rhein-Sieg ist der Anteil der Neugründungen 2022 der höchste der vergangenen sechs Jahre. Dies sind drei Ergebnisse der aktuellen Studie „Wirtschaftsdynamik in der Region Bonn/Rhein-Sieg“, die die Creditreform Bonn Trier Rossen Eberhard GmbH & Co. KG gemeinsam mit der Creditreform Rating AG nun bereits zum achten Mal vorlegte. Die Untersuchung bietet eine umfassende Bestandsaufnahme der Wirtschaftsregion, die den hiesigen Standort anhand von Kriterien wie dem Zahlungsverhalten der Firmen, deren Eigenkapitalausstattung und deren Ertragskraft unter die Lupe nimmt und sich auch dem Wachstum, dem Gründungsgeschehen und dem Thema Nachhaltigkeit widmet. Zudem spiegeln die Daten erstmals in größerem Umfang auch die Entwicklung der Wirtschaft während der Corona-Pandemie wider. Das Bild ist allerdings noch unvollständig, denn für einige relevante Kenngrößen standen bei Redaktionsschluss im Juni 2023 noch keine Daten für 2022 zur Verfügung. „Geht man die Kapitel im Einzelnen durch, muss man leider insgesamt sagen: Dynamik sieht anders aus“, kommentiert Jörg Rossen, Geschäftsführer der Creditreform Bonn Trier Rossen Eberhard GmbH & Co. KG, die aktuelle Untersuchung. Bei vielen wichtigen Kennzahlen lägen Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis nur im Mittelfeld. Was beispielsweise das langjährige BIP-Wachstum zwischen 2010 und 2019 betreffe, bilde Bonn/Rhein-Sieg mit durchschnittlich 1,9 Prozent pro Jahr im Vergleich zu den 14 anderen wichtigen Städten und Regionen, welche die Studie unter die Lupe nimmt, das Schlusslicht.

Die wichtigsten Ergebnisse im Einzelnen:

Kleinteilige und vielseitige regionale Wirtschaft zeichnet sich durch eine starke Bedeutung der IT- und Gesundheitswirtschaft aus
Prägend für die Wirtschaftsstruktur der Region Bonn/Rhein-Sieg ist weiterhin ihre Kleinteiligkeit und Vielseitigkeit: Weniger als ein Fünftel der Unternehmen in der Bundesstadt und im Rhein-Sieg-Kreis erzielen einen Jahresumsatz von über 500.000 Euro. Lediglich 3,6 Prozent sind Großunternehmen mit einem Jahresumsatz von fünf Millionen Euro oder mehr. Die meisten hiesigen Firmen sind alteingesessen, also seit mindestens zehn Jahren aktiv. Dagegen liegt der Anteil junger Betriebe unter dem Bundesdurchschnitt. Das Produzierende Gewerbe ist in Bonn/Rhein-Sieg unterrepräsentiert; der große Schwerpunkt liegt im Bereich Dienstleistungen.

Nur geringer Anstieg der Ausfallquote – trotz zwei Jahren Pandemie
Um die Dynamik in einer Wirtschaftsregion beurteilen zu können, ist eine eingehende Risikoanalyse unerlässlich. Dabei wird das Ausfallrisiko betrachtet. In Bonn/Rhein-Sieg stieg der Anteil der Unternehmen, die ihren Zahlungsverpflichtungen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht nachkommen können, nach mehrjährigem Rückgang zwar zum zweiten Mal in Folge an. Die 1,12 Prozent sind dennoch der drittniedrigste Wert seit Erstauflage der Studie 2015. Lediglich bei den Kleinstunternehmen fielen deutlich mehr Betriebe aus als im Vorjahr. Aktuell hat sich die Lage vor dem Hintergrund der Energiekrise nochmal deutlich eingetrübt. Zum Ende des ersten Halbjahres 2023 nahm der Anteil ausgefallender Unternehmen in Bonn/Rhein-Sieg weiter zu, auf 1,23 Prozent, befindet sich damit jedoch unterhalb des Vergleichswertes der deutschen Gesamtwirtschaft, in der die Ausfallrate um 0,17 Prozentpunkte auf 1,34 Prozent gestiegen ist.

Eigenkapitalquoten gehen zurück, Ertragskraft weiterhin über dem Bundesdurchschnitt
Die durchschnittliche Eigenkapitalquote in der deutschen Gesamtwirtschaft (30,6 Prozent) ist 2020 erstmals nach zwei Jahren wieder gestiegen. In Bonn/Rhein-Sieg hingegen nahm sie nach mehrjährigem Anstieg seit 2018 leicht ab und lag 2020 bei 27,2 Prozent. Die Eigenmittelausstattung der Unternehmen liegt in der hiesigen Region damit weiterhin unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt. Erste Zahlen für das Jahr 2021 deuten darauf hin, dass die durchschnittliche Eigenkapitalquote der regionalen Unternehmen wieder deutlich zunehmen und auch bundesweit weiter wachsen könnte. 

Zahlungsverhalten: Zahlungsverzugsdauer gesunken, Anteil überfälliger Rechnungen leicht gestiegen
Positiv ist in Bonn/Rhein-Sieg die Entwicklung der durchschnittlichen Zahlungsverzugsdauer. Waren es 2018 noch 12,6 Tage, sank der Wert seitdem auf 9,8 Tage im Jahr 2022, den niedrigsten Wert unter allen Vergleichsregionen und -städten. Bundesweit sind es 11,5 Tage. „Diese Entwicklung ist zu begrüßen“, kommentiert Rossen, „denn für die Liquiditätssituation von Unternehmen ist das Zahlungsverhalten der Kunden von entscheidender Bedeutung, erst recht in Krisenzeiten. Besonders für kleine und mittlere Betriebe, die über eine eher dünne Eigenkapitaldecke verfügen, kann mangelnde Zahlungsmoral existenzbedrohende Ausmaße annehmen.“

Gleichzeitig stieg der Anteil überfälliger Rechnungen wieder an, nachdem er sich zwischen 2020 und 2021 verringert hatte. In Bonn/Rhein-Sieg wuchs er von 19,2 Prozent auf 19,7 Prozent im Jahr 2022. In Deutschland insgesamt ist die Lage besser, bei gleichem Verlauf: Bundesweit nahm der Anteil überfälliger Rechnungen von 17,3 auf 17,7 Prozent zu, nachdem er zuvor gesunken war. Im regionalen Benchmarking belegt Bonn/Rhein-Sieg einen Platz im Mittelfeld.

Wachstum: nur im hinteren Mittelfeld
Beim Blick auf die jüngsten Daten zum Wachstum auf regionaler Ebene bietet sich ein gemischtes Bild. Einerseits sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Bonn/Rhein-Sieg 2020 in einem schwierigen Wachstumsumfeld um lediglich 0,5 Prozentpunkte. Damit steht die Region im Vergleich mit anderen Städten und Regionen noch vergleichsweise gut da, etwa gleichauf mit Mainz-Wiesbaden und nur geringfügig schwächer als Darmstadt. In allen übrigen Vergleichsregionen dieser Studie nahm das BIP teils deutlich ab, in Köln etwa um über fünf und in Stuttgart um über sieben Prozent. Andererseits: Mit seiner durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate zwischen 2010 und 2019 von 1,9 Prozent liegt Bonn/Rhein-Sieg auf dem letzten Platz.

Höchster Neugründungsanteil seit sechs Jahren und weiterhin geringere Ausfallgefahr bei Start-ups
Das Gründungsgeschehen in Bonn/Rhein-Sieg war in den vergangenen Jahren stets etwas schwächer ausgeprägt als in Gesamtdeutschland. Im vergangenen Jahr bewegte sich das Gründungsgeschehen hingegen auf einem vergleichbaren Niveau: Der Anteil der Neugründungen am gesamten Unternehmensbesatz in Bonn/Rhein-Sieg lag 2022 bei 1,99 Prozent, deutschlandweit waren es 2,0 Prozent. In der Region ist der Anteil der Neugründungen 2022 der höchste der vergangenen sechs Jahre. Neu gegründete Unternehmen aus Bonn/Rhein-Sieg zeigten sich dabei im Bundesvergleich etwas resilienter: Nur 2,38 Prozent der Neugründungen sind 2022 ausgefallen, deutschlandweit waren es 2,62 Prozent.

Nachhaltigkeit: Noch viel Luft nach oben
Weltweit erfahren nachhaltigkeitsbezogene Unternehmensinformationen eine rasant steigende Aufmerksamkeit. Insbesondere innerhalb der EU steigen die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung – sowohl von Finanzdienstleistern als auch von realwirtschaftlichen Unternehmen. Deshalb untersucht unsere Studie zur Region Bonn/Rhein-Sieg auch unternehmensbezogene Informationen aus den Bereichen Umwelt (Environment, E), Soziales (Social, S) und Unternehmensführung (Governance, G). Daraus wird der Creditreform ESG-Score ermittelt. Der beste 2022 in Bonn/Rhein-Sieg erzielte Wert ist A3 – 2,5 Prozent der Betriebe erhalten diesen ESG-Score. Immerhin ein knappes Fünftel der Betriebe kommt auf einen ESG-Score zwischen B1 und B3. Fast 70 Prozent, also die große Mehrheit, kommt auf einen ESG-Score zwischen C1 und C3. Dies gilt als durchschnittliche Performance.

Über Creditreform:
Seit der Gründung im Jahr 1879 ist es das Ziel von Creditreform, Unternehmen vor Forderungsausfällen zu schützen, die Liquidität vernichten und den Fortbestand von Unternehmen gefährden. Dieser Maxime sind alle Lösungen und Angebote von Creditreform verpflichtet. Heute sorgen 130 Geschäftsstellen in ganz Deutschland dafür, dass die Mitglieder ihre Geschäfte mit minimalem Risiko und maximaler Effizienz abwickeln können.

Mit rund 40 Mitarbeitenden ist Creditreform Bonn Trier Partner für rund 3.000 Unternehmenskunden der Wirtschaft in Bonn, Rhein-Sieg-Kreis, Kreis Euskirchen, Erftstadt im Rhein-Erft-Kreis, Kreis Ahrweiler, Kreis Vulkaneifel, Eifelkreis Bitburg-Prüm, Kreis Trier-Saarburg, Kreis Bernkastel-Wittlich und Trier. Das Leistungsspektrum reicht von der bonitätsbasierten Auswahl und Ansprache von Neukunden über Bonitätsinformationen zu Unternehmen und Privatpersonen bis hin zu kompletten Systemplattformen für das unternehmensinterne Risikomanagement und Lösungen zum Forderungsmanagement.

Die Creditreform Rating AG ist als europäische Rating-Agentur Spezialist für die Einschätzung von Kreditrisiken und bietet Dienstleistungen für Kapital- und Kreditgeber in Form von Ratings und Risikomanagement-Lösungen. Creditreform Ratings sind ein wichtiger Baustein der Finanzkommunikation. Kapitalgeber, Finanzinstitute und Unternehmen nutzen die Outsourcing-Lösungen für Kreditprozesse und vertrauen den Analysen und den Ergebnissen der Risikomanagement-Tools der Creditreform Rating AG.

Ansprechpartner für die Medien:
Jörg Rossen
Geschäftsführender Gesellschafter
Creditreform Bonn Trier Rossen Eberhard GmbH & Co. KG
Tel. 0228 26794-56
j.rossen@bonn.creditreform.de



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