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„Zurückhaltender Optimismus“ lautet der Ausdruck der Stunde

Wirtschafts- und Umweltminister Habeck hat sich Ende April noch einmal positiv zu den Ausblicken der deutschen Wirtschaft für 2023 geäußert. Die Medien zeigten Fotos, auf denen er Charts in die Höhe hielt, deren Kurven nach oben wiesen.

Mit seinem zurückhaltenden Optimismus steht der oft etwas ungeschickt agierende Habeck nicht alleine, auch Wirtschaftsforschungsinstitute sehen wieder ein kleines Wachstum – allerdings mit einer Null vor dem Komma. Seit über drei Jahrzehnten beobachtet die Creditreform Wirtschaftsforschung den Mittelstand. Sie wusste und weiß, welches Gewicht kleinen und mittleren Unternehmen für das Auf und Ab der Konjunktur zukommt. Auch in diesem Frühjahr hat sie aktuell rund 1.300 Unternehmen nach ihrer Geschäftslage befragt und zu diesen Konjunkturzahlen kommen Erhebungen zur Finanzierungslage, auf die ebenfalls einzugehen ist.

Geschäftsklima erkennen

Dabei bringt der Creditreform Geschäftsklimaindex (CGK) die Vielzahl der Antworten zu den einzelnen betriebswirtschaftlichen Parametern wie Umsatz, Personalsituation oder die Ertragslage auf den Punkt. Der Index wird sowohl aus den Angaben zur aktuellen Geschäftslage wie auch zu den Erwartungen an den weiteren Fortgang der unternehmerischen Situation errechnet. Die aktuelle Geschäftslage zum Ausgang des Winters liegt mit minus 4,8 Punkten wieder im negativen Bereich, wie zuletzt im Zeichen der Corona-Krise im Frühjahr 2021. Im Vorjahr kletterte die aktuelle Bewertung noch auf ein Plus von 12,5 Punkten. Nach dem Ende des Lockdowns und als noch nicht abzusehen war, welche Rolle die kriegerische Auseinandersetzung in Osteuropa spielen würde, schien die Konjunktur in Deutschland auch für den Mittelstand wieder angesprungen zu sein. Immerhin sind die Erwartungen 2023 überwiegend positiv. Allerdings liegt man in der Bewertung mit 13,3 Punkten noch deutlich unter dem Optimismus des Vorjahres (plus 17,6 Punkte). Rechnet man die aktuellen Bewertungen und die Erwartungen zum Geschäftsklimaindex zusammen, erhält man einen Wert von plus 4,0 Punkten (Vorjahr: plus 15,0 Punkte). Diese Zahl liegt zwischen den Krisenwerten von 2020 mit plus 7,7 Punkten sowie 2021 mit plus 1,8 Punkten und beträgt nur ein Fünftel der Werte in den „normalen Jahren“ zwischen 2016 und 2019.

„Zurückhaltender Optimismus“ – mit diesem Ausdruck lässt sich auch die Einschätzung zur konjunkturellen Lage bezeichnen, wie sie die Creditreform Rating AG in ihren jüngsten Economic Briefs vom März 2023 einschätzt. Sie weist im Zusammenhang mit der erhofften Resilienz der deutschen Volkswirtschaft darauf hin, dass im Fortgang des Krieges in Osteuropa über die akute Energiekrise hinaus mit der Inflation Zweitrundeneffekte zum Tragen kommen, die jeden Optimismus konterkarieren. Schließlich begegnet man auch den vielen Unterstützungsmaßnahmen von staatlicher Seite mit Skepsis. Dieser Support muss schließlich einmal beendet werden – und dies nicht nur, weil die Kosten enorm sind, sondern weil die Maßnahmen auch dem marktwirtschaftlichen Wettbewerb schaden.

Auftragslage bleibt flau

Wie Deutschlands KMU die Lage bewerten, wird noch deutlicher bei einem Blick auf die Auftragslage. Erfreuten sich vor einem Jahr noch 28,3 Prozent an steigender Order, so waren es im Frühjahr 2023 nur noch 18,9 Prozent, die ein positives Votum abgaben. Dagegen sprachen mehr als 29 Prozent der Mittelständler von gesunkenen Auftragszahlen – im Vorjahr waren es 16,7 Prozent. Besonders betroffen ist im Zeichen steigender Preise und entsprechend sinkender Konsumlust der Handel, der gegenüber dem letzten Jahr einen fast doppelt so hohen Anteil von Betrieben meldete, die weniger Aufträge verzeichneten.

Immerhin sind die Erwartungen im Hinblick auf die weiteren Auftragseingänge nur wenig zurückgegangen. Von steigenden Aufträgen sprachen 24,7Prozent der Befragten – genauso viele wie im Vorjahr. Ein Wermutstropfen findet sich allerdings bei den Pessimisten, bei deren Anteil eine Zunahme von 14,2 auf 17,0 Prozent hinzunehmen war. Entsprechend zu den Aufträgen ist auch die Umsatzentwicklung im Mittelstand im Saldo gesunken und wieder in den negativen Bereich von minus 3,1 Punkten geraten. Den schlechtesten Wert registrierte man im Frühjahr 2021 mit minus 14,5 Punkten.

Inflation hat Zenit überschritten

Im Zusammenhang mit der Umsatzentwicklung ist noch darauf hinzuweisen, dass positive Werte auch der Inflation geschuldet sind. Die Umsätze sind nominal gestiegen, real ist durch den hohen Kostendruck die Lage weniger positiv. Dabei gibt es auch einen Lichtblick bei den Angaben der Mittelständler zu den Angebotspreisen: Immerhin gaben über 60 Prozent der Befragten an, dass die Preise gestiegen seien – im Vorjahr allerdings gaben dies mehr als 70 Prozent zu Protokoll. Bleibt die Hoffnung, dass die Inflation sich tatsächlich weiter abschwächt. Im positiven Bereich bleiben auch die Werte zur Personalentwicklung. Wenn auch deutlich schlechter als im Vorjahr, so ist doch der Saldo mit plus 1,9 Punkten immerhin noch über der Nulllinie. Tatsächlich bleibt der Arbeitsmarkt eine Erfolgsgeschichte in der Krise. Mitarbeiter werden gesucht und manche Antwort aus dem Mittelstand, die angab, dass der Personalstand nicht erhöht werde, hat auch damit zu tun, dass man einfach kein geeignetes Personal findet.

Der Mittelstand insgesamt ist Deutschlands größter Arbeitgeber, er erwirtschaftet die meisten Umsätze und ist deshalb mit seinen Einschätzungen im Hinblick auf den Fortgang der Geschäfte nicht zu vernachlässigen. Immerhin zeigt er sich vorsichtig optimistisch und bestätigt damit auch den Ausblick der Regierung und der Forschungsinstitute auf den weiteren konjunkturellen Verlauf.

Quellen: Creditreform Mittelstandsanalyse, Creditreform Rating Economic Briefs



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