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Galeria Karstadt Kaufhof – die nächste Runde

Das erste Quartal des neuen Jahres ist noch nicht verstrichen, da liegt auch schon ein Insolvenzantrag vor, der eine fünfstellige Mitarbeiterzahl betrifft. Zum dritten Mal seit 2020 steht Galeria Karstadt Kaufhof vor der Insolvenz und muss gerettet werden.

Anfang der letzten Märzwoche war der Insolvenzplan angenommen worden und die Gläubiger sind bereit, auf einen großen Teil ihrer Forderungen zu verzichten. Rund 4.000 Mitarbeiter der Kaufhauskette werden wohl ihren Job verlieren und 47 Filialen werden geschlossen. Schwierig aber wird es auch für die Innenstädte, die gerade in mittelgroßen Städten einen nach wie vor attraktiven Handelsstützpunkt verlieren. Den von der autofreien City und dem Internethandel strukturell schon betroffenen Lagen droht weitere Verödung. Immerhin wurde die Liquidation abgewendet, der größte Teil des Filialnetzes bleibt bestehen und etwa 13.000 Mitarbeiter sind weiterhin beschäftigt.

Ein Plan mit einigen Unwägbarkeiten

Mit der Abgabe eines Insolvenzplans sind auch Aussagen verbunden, wie die Chancen einer Sanierung aussehen. Die Gläubigerversammlung, die dem Insolvenzplan zugestimmt hat, bekam vom Insolvenzverwalter und Sanierungsexperten Geiwitz nur Positives zu hören: Man werde mit dem Sanierungsplan ein Konzept für ein Warenhaus der Zukunft umsetzen und damit eine „Rückkehr in die Erfolgsspur“ schaffen. Schon beim zweiten Anlauf im Vorjahr hatte der Galeria-Chef, Miguel Müllenbach, die Schuld für den Misserfolg eher bei Corona und dem Krieg in der Ukraine gesehen sowie die „Konsumunlust“ mit der hohen Inflation und der Zurückhaltung der Kunden erklärt. Tatsächlich hat es aber 2021 durchaus einen kräftigen Schub beim Nachholen von Konsum nach dem Lockdown gegeben. Dieses Zwischenhoch scheint aber nicht ausgereicht zu haben. Fraglich ist vielmehr, ob Kaufhäuser überhaupt noch in die Konsumlandschaft passen. Im Zusammenhang mit der Größe und Präsenz des Kaufhauses in der Innenstadt ist ironisch von Dinosauriern gesprochen worden. Eine Spezies, die sich auch alleine aufgrund ihrer Masse nicht mehr den Entwicklungen der Erdgeschichte anpassen konnte. Galeria Karstadt Kaufhof steht in einem Bermudadreieck von „Billig-Ladenketten“, einem Fach-Einzelhandel, der ganz individuell die Wünsche bestimmter Kunden erfüllen kann und nicht zuletzt dem Internethandel, der junge Verbraucher geprägt und stationäre Präsenz nicht nötig hat.

Eigenverwaltung ist angesagt

Zu verweisen ist bei diesen Fragen auf eine Sonderform im deutschen Insolvenzrecht, dem Schutzschirmverfahren, welches das Unternehmen bisher jedenfalls nicht erfolgreich hatte zu Ende führen können. Dabei geht es darum, außerhalb des Insolvenzverfahrens eine geregelte Sanierung zu ermöglichen. Das Management – woran im aktuellen Fall viel Kritik geübt wurde – bleibt im Amt. Die Idee dahinter ist, dass die Führung den Betrieb besser kennt als jeder externe Berater oder Verwalter. Anders als beim regulären Insolvenzverfahren und auch anders als bei der Eigenverwaltung allgemein wird ein Sachwalter, kein Insolvenzverwalter, bestellt. Dieser ist frei wählbar, muss aber vom Gericht bestätigt werden. Möglich sind solche Sanierungen nur bei größeren Unternehmen. Der Aufwand ist beträchtlich: Gutachten sind vorzulegen über die Chancen der Sanierung, aber vor allem müssen die Gläubiger diesen Überlegungen zustimmen. Der vorläufige Sachwalter Frank Kebekus bringt es auf den Punkt: Würden die Gläubiger nicht zustimmen, so würde das Unternehmen zerschlagen, die Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren und die Gläubiger selbst nur einen Bruchteil ihrer Forderungen erhalten.

Größter Gläubiger im Verfahren ist der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF). Dieser war mit 480 Mio. Euro in Form eines Nachrangdarlehens dabei, als es schon einmal darum ging, den Konzern zu retten. Dass der Steuerzahler sich beteiligt hat, löste viel Kritik aus. Jetzt versichert Müllenbach (einmal mehr), dass „der Steuerzahler mit diesem Kredit weder ein Risiko noch einen Nachteil erleide“. Immerhin sitzt der Staat nun exponiert im Gläubigerausschuss und kann die weiteren Maßnahmen unter die Lupe nehmen. Auch René Benko und seine Signa-Gruppe haben 200 Mio. Euro aufgebracht. Ob die Verzichte auf Teile ihrer Forderungen und die hohen Summen, die noch einmal nachgeschossen werden, ausreichen, bleibt abzuwarten. Das Kaufhaus stützt sich bei seinen Umsätzen nicht zuletzt auf Textilien, dabei hatten die Pleiten der Modekette „Orsay“ und des Schuhmodekonzerns „Ludwig Görtz“ gezeigt, wie schwer es ist, in diesem schnelllebigen Business zu überleben. Wenn der Konzern sich gesundschrumpft und flexibler auf modische Trends reagiert, dann hat er nun hoffentlich eine Überlebenschance.

Quellen: Creditreform, Tagespresse



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