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Nur Bares ist Wahres – fördert „Plastikgeld“ Überschuldung?

Bargeld bleibt das bevorzugte Zahlungsmittel der Deutschen. Auch wenn mobile Zahlungsarten – nicht zuletzt durch das weitere Vordringen von Bestellungen im Internet – weiter zunehmen, so sind doch Münzen und Scheine am beliebtesten an der Kasse.

Die Bundesbank befragt regelmäßig die Bundesbürger zu ihrem Zahlungsverhalten. Hier geht es also nicht – wie bei Unternehmen – um Zahlungsfristen oder Zahlungsausfälle. Dennoch lässt sich bei der Art der Zahlung durchaus ein Rückschluss ziehen auf die Überschuldung von Verbrauchern und ihre Einstellung zum Konsum und zu offenen Rechnungen. Die sechste Studie befasst sich mit dem Zahlungsverhalten 2021 – sie ist also aktuell, was die Auswirkungen der Corona-Pandemie betrifft. Weder Digitalisierung noch Pandemie konnten das Bargeld verdrängen. „Wenn es ums Bezahlen geht, ist Bargeld in Deutschland nach wie vor mit Abstand am beliebtesten“, erläutert Vorstandsmitglied Beermann von der Bundesbank.

Karten und Internet auf dem Vormarsch

Die Befragung zum Ende des Jahres 2021 wurde bei 5.870 Personen über 18 Jahre telefonisch durchgeführt. Dabei wurde um ein Zahlungstagebuch gebeten, in dem in einem Zeitraum von drei Tagen die Ausgaben notiert wurden. Bargeld kommt in 58 Prozent der geschäftlichen Transaktionen zum Einsatz. Diese Zahl ist ein deutlicher Rückgang gegenüber der letzten Erhebung von 2017 als noch 74 Prozent der Konsumenten bares Geld nutzten. Die Karte hat in vier Jahren um 4 Prozentpunkte auf 23 Prozent zugelegt. Ein Plus, das auch die anderen bargeldlosen Bezahlvorgänge aufzuweisen haben: Vor allem die Kreditkarte mit plus 5 Punkten auf 6 Prozent, aber auch die Überweisung mit plus 2 Prozentpunkten auf 4 Prozent und schließlich die Internet-Bezahlverfahren, die nunmehr 5 Prozent ausmachen. Mobile Bezahlverfahren sind zum ersten Mal mit 2 Prozent dabei. Hebt man auf den Umsatz ab, fällt der Einsatz von Bargeld noch einmal deutlich zusammen. Nicht einmal ein Drittel wird mit Bargeld bestritten, die Debitkarte kommt auf einen gleich hohen Anteil an den Umsätzen und vor allem die Überweisung kommt zum Einsatz bei 20 Prozent des Umsatzes, der getätigt wird. Die Zunahme des bargeldlosen Bezahlens hängt natürlich unmittelbar mit dem Rückzug des Einzelhandels und dem Vordringen des Internethandels zusammen. Die Bundesbank hat entsprechend weiter gefragt, an welchem Ort die Zahlung stattfand. An erster Stelle steht der Einzelhandel mit 29 Prozent, dann folgt schon der Einkauf im Internet mit 24 Prozent. Vor vier Jahren wurden nur 6 Prozent der Einkäufe im Internet getätigt, aber 36 Prozent im Ladengeschäft. Auch in den weiteren Bereichen an der Tankstelle oder im Restaurant haben die Deutschen gezahlt.

Corona wirkte auch auf das Bezahlen

Die Untersuchung der Bundesbank beruht auf Zahlen, die unmittelbar nach der ersten Welle der Pandemie erhoben wurden. Warum hatten die Verbraucher die Bargeldnutzung reduziert? Dreiviertel gaben an, dass sie im Geschäft darum gebeten worden seien. 69 Prozent meinten, dass bargeldloses Zahlen einfacher geworden wäre. Jeder Fünfte hat bargeldlos bezahlt, weil er Angst vor Ansteckung hatte. Immerhin ein Drittel hat bargeldlos eingekauft, weil die Regierung es geraten hatte. Die Pandemie hat ein Umdenken gefördert, während 50 Prozent angaben, unverändert auf Bargeld beim Bezahlen zurückzugreifen, sprachen 23 Prozent davon, dass sie es etwas seltener einsetzen, 16 Prozent sogar davon, es viel seltener auszugeben.

Auch wenn das Portemonnaie seltener eingesetzt wird, so ist doch vielen Befragten die Bargeldnutzung wichtig. 39 Prozent bezeichneten sie als sehr wichtig, weitere 30 Prozent als „ziemlich wichtig“. Weniger als ein Drittel haben fürs Bargeld nicht viel übrig.

Ein Blick ins Portemonnaie

Interessant dabei ist die weitere Frage, wie viel Bargeld man denn mit sich herumtrage. Während Männer im Durchschnitt 113 Euro im Portemonnaie haben, sind es bei Frauen 88 Euro. Unter 30-Jährige haben im Durchschnitt 54 Euro in der Tasche, die 30- bis 60-Jährigen 98 Euro und Konsumenten über 65 Jahre sogar 133 Euro. Dabei korrespondiert die Zahl alter Menschen mit hohem Bargeldbestand wohl auch mit einer mangelnden Affinität zu bargeldlosen Zahlweisen. Bürger mit einem Einkommen unter 1.500 Euro haben 69 Euro bei sich, dagegen liegen die Einkommensklassen 1.500 Euro bis 3.000 Euro und über 3.000 Euro mit 101 bzw. 105 Euro eng beieinander. 

Die Avantgarde der Zahlungsweise, die bargeldlosen Zahler, wurden nach den Vorteilen gefragt, die sie beim bargeldlosen Zahlungsverkehr sehen. Ganz überwiegend wurde angegeben, dass man sich keine Sorgen machen brauche, ob das Bargeld ausreiche (78 Prozent). Und ein Drittel sprach davon, dass es einfacher sei, die Karte oder das Handy einzusetzen. Jeder Fünfte freute sich über einen besseren Ausgabenüberblick beim bargeldlosen Bezahlen.

Auch wenn die bargeldlose Zahlung letztendlich einen besseren Überblick über die getätigten Zahlungsvorgänge gibt, so weist doch der Hinweis auf die Sorgenfreiheit beim Einsatz von internetbasierten Zahlungen darauf hin, dass hier sicher ein Einfallstor für die Überschuldung besteht.

Quelle: Deutsche Bundesbank



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