Rezession? Wirtschaftslage im Blick
Die Folgen des Ukraine-Kriegs und die Inflation belasten die deutsche Konjunktur. Ökonomen erwarten daher ein Schrumpfen der Wirtschaft. Wie Sie Ihr Unternehmen auf eine Rezession vorbereiten.
Zum ArtikelDie Inflation hält an. Der deutschen Wirtschaft steht eine längere Phase der Teuerung bevor. Welche Effekte das auf Unternehmen hat und wie sie sich gegen höhere Inflationsraten wappnen.
Das Leben in Deutschland ist teurer geworden. Tatsächlich hatte sich die Inflation schon Ende 2021 nach der ersten Erholung der wirtschaftlichen Lage von der Corona-Pandemie bemerkbar gemacht. Die Europäische Zentralbank (EZB) versucht zwar, mit regelmäßigen Anpassungen des Leitzinses, das Inflationsgeschehen zu bremsen. Dennoch hält die Teuerung an. Im Oktober und November 2022 erreichte die Inflationsrate mit 8,8 Prozent einen Wert so hoch wie seit den 1970er Jahren nicht mehr. Mittlerweile stellt sich die Lage wieder entspannter dar: Die Inflationsrate lag im Juni 2024 bei 2,2 Prozent.
Das Statistische Bundesamt, das in Deutschland die Inflation beobachtet und berechnet, begründete die historisch hohe Jahresteuerungsrate vor allem mit extremen Preisanstiegen für Energieprodukte und Nahrungsmittel seit Beginn des Kriegs in der Ukraine. Mittlerweile sind viele Energieprodukte günstiger als im Vorjahr. Auch die Jahresteuerung bei Nahrungsmitteln hat sich weiter ageschwächt, liegt aber weiterhin deutlich über der Gesamtteuerung.
Nach Einschätzung vieler Experten wird die Inflation die europäische Wirtschaft noch einige Jahre beschäftigen. Dagegen wehren kann sich niemand, angemessen darauf reagieren schon.
Ökonomen sprechen von Inflation, wenn das Preisniveau innerhalb einer Volkswirtschaft steigt. Das führt dazu, dass sich Verbraucher und Unternehmen für ihr Geld weniger kaufen können. Waren, Rohstoffe und Dienstleistungen werden teurer, die Kaufkraft schwindet. Wichtig ist die Betrachtung eines Durchschnitts aus vielen Preisen. Ein starker Preisanstieg einzelner Produkte ist noch keine Inflation.
Zur Berechnung der Inflationsrate nutzt das Bundesamt für Statistik einen repräsentativen, fiktiven Einkaufskorb. Er enthält 650 Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte im Laufe eines Jahres benötigen. Darunter Lebensmittel, Kleidung, Miete, Energie, Mobilität und Handwerkerleistungen. Die einzelnen Waren sind zudem danach gewichtet, wie viel Geld ein Haushalt für sie pro Jahr ausgibt. Einfach gesagt: Strom, Gas oder Benzin erhalten ein höheres Gewicht als Obst oder Brot.
Da jeder Verbraucher andere Kaufgewohnheiten hat, basiert das Gewicht der Waren auf den durchschnittlichen Ausgabegewohnheiten aller privaten Haushalte. Daraus berechnen die Statistiker den sogenannten Verbraucherpreisindex (VPI). Dessen Veränderung zum Vorjahresmonat ist die Inflations- oder auch Teuerungsrate.
Neben den Preisen, die Verbraucher für Güter und Dienstleistungen zahlen, beobachtet das Statistische Bundesamt auch, was Erzeuger für ihre Produkte verlangen. Der sogenannte Erzeugerpreisindex misst die durchschnittliche Preisentwicklung von Gütern aus den Wirtschaftszweigen des Bergbaus, des Verarbeitenden Gewerbes und der Energie- und Wasserversorgung. Weil ihre Erzeugnisse wichtige Vorprodukte und Grundlage vieler Waren im VPI sind, gelten die Erzeugerpreise als relevanter Vorläufer für die Inflation.
Wenn die Dinge des täglichen Bedarfs teurer werden, Verbraucher aber nicht mehr Geld pro Monat zur Verfügung haben, können sie sich weniger leisten. Der Konsum nimmt ab. Gut zu beobachten war dieser Effekt im Herbst 2022. Während die Inflationsrate zeitweise über zehn Prozent schnellte, brach der Konsumklimaindex, der die Kauffreude von Verbrauchern misst, deutlich ein. In der Folge sanken die Umsätze im Einzelhandel und bei konsumorientierten Dienstleistungen. Eine hohe Inflation schwächt also die Nachfrage.
Zudem entwertet sie Vermögen und kann die Liquidität von Unternehmen unter Druck setzen. Schuldnern wiederum kommt sie entgegen. Denn nominell zwar feststehende Beträge, etwa für ein Darlehen, verlieren bei sinkendem Geldwert real im Laufe der Zeit an Wert.
Je höher die Inflation ist, desto bedrohlicher ist sie. Oft geht sie einher mit einem wirtschaftlichen Abschwung, einer Rezession. Ab einer Rate von 20 Prozent sprechen Ökonomen von einer galoppierenden Inflation, ab 50 Prozent von Hyperinflation. Dann gerät die Preisspirale außer Kontrolle gerät und legt ganze Volkswirtschaften lahm. Damit es nicht so weit kommt, steuern die Notenbanken gegen. Ihr probatestes Mittel ist die Erhöhung der Leitzinsen. Dadurch werden Kredite teurer. Für Verbraucher steigt dann der Anreiz zu sparen, weil auch Guthaben wieder besser verzinst werden. Für Unternehmen bedeuten steigende Zinsen aber vor allem steigende Finanzierungskosten.
Mit ihrer Geldpolitik strebt die EZB ein Ideal von zwei Prozent Inflation an. Eine solche Teuerung kann durchaus vorteilhaft sein. Zum Beispiel gewinnen Unternehmen, die auf diesem Niveau höhere Preise durchsetzen können, Spielraum für Investitionen. Weil die Gehälter in der Regel erst verzögert ansteigen, kann auch die Beschäftigung zunehmen.
Die naheliegendste Reaktion von Unternehmen auf eine anhaltende Inflation ist es, ihrerseits die Preise zu erhöhen. So versuchen sie, ihre gestiegenen Kosten an Kunden weiterzugeben. Aber Vorsicht: Wer erfolgreich Preiserhöhungen bei seinen Kunden durchsetzen möchte, sollte differenziert vorgehen. Das bedeutet zum Beispiel: Nicht einfach alle Preise pauschal um einen festgelegten Prozentsatz anheben. Denn je nach Segment unterscheidet sich der Wettbewerb. Unternehmen, die mit ihrem Angebot ein Alleinstellungsmerkmal haben, besitzen eine größere Preissetzungsmacht als Anbieter von Massenware. Bei Produkten auf hart umkämpften Märkten mit starker Konkurrenz ist der Spielraum weniger groß.
Parallel zur Anpassung ihrer Preise können Unternehmen ihre Kosten senken. Auf steigende Energiepreise etwa reagieren inzwischen viele mit Einsparungen und Energieeffizienz. In vielen Fällen forciert die Inflation auch, dass Produktivität und Prozesse verbessert werden. Um diese Ziele zu erreichen, kann es sogar sinnvoll sein, zu investieren. So arbeitet das Kapital, statt auf dem Konto einfach an Wert zu verlieren.
In Zeiten der Inflation ist es besonders wichtig, die eigenen Außenstände so gering wie möglich zu halten. Zum einen gleicht jede noch nicht beglichene Rechnung einem (Lieferanten-)Kredit, dessen Wert durch die Inflation mit zunehmender Dauer sinkt. Zum anderen besitzen Unternehmen mit einem konsequenten Forderungsmanagement eine höhere Liquidität.
Um immer ausreichend Geld in der Kasse zu haben, sollten Unternehmen ihre Kunden also konsequent dazu anhalten, offene Rechnungen zügig zu bezahlen. Alternativ können sie Forderungen per Factoring an Dritte abtreten. Dienstleister wie CrefoFactoring übernehmen dabei gegen eine Gebühr das Ausfallrisiko sowie falls nötig Mahnwesen und Inkasso. Der Vorteil für Unternehmen: Sie erhalten direkt nach der Rechnungstellung ihr Geld und können besser planen.
Sie möchten Ihre offenen Forderungen abtreten? Im Bereich Forderungsverkauf ist Creditreform der richtige Partner an Ihrer Seite.
Krieg und Krisen haben die Wirtschaft weltweit geschwächt – vor allem die der Industrienationen. Während Europa und die USA sich langsam erholen, hinkt Deutschland hinterher. Mit der Rezession im Jahr 2023 und einer Inflation, die noch deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel der Zentralbank lag, erwarten Bundesregierung und die Wirtschaftsweisen für 2024 zwar ein leichtes Wachstum, doch die Volkswirte der deutschen Banken sind weniger optimistisch.
Wie schätzen führende Ökonomen deutscher Banken und Bankenverbände Inflation und Konjunktur ein? Und was bedeutet das für die Finanzierungssituation von Unternehmen? Ihre Einschätzung teilen sie in der aktuellen Bankenumfrage im Creditreform Magazin.
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