Creditreform SchuldnerAtlas 2023 Bremen-Bremerhaven
Die Zahl überschuldeter Verbraucher nochmals gesunken, jedoch Trendumkehr sichtbar. 50.000 Personen in Bremen und 18.000 in Bremerhaven überschuldet.
Die Überschuldungsentwicklung in Deutschland bleibt auch 2023 positiv. Die Zahl überschuldeter Privatpersonen ist zum fünften Mal in Folge zurückgegangen und erreicht 2023 einen neuen Tiefstand, den niedrigsten Wert seit Beginn der Auswertungen im Jahr 2004. Für die gesamte Bundesrepublik wird zum Stichtag 1. Oktober 2023 eine Überschuldungsquote von 8,15 Prozent gemessen. Trotz Rückgang sind weiterhin 5,65 Millionen Bürger über 18 Jahre überschuldet und weisen nachhaltige Zahlungsstörungen auf. Dies sind rund 233.000 Personen weniger als noch im letzten Jahr (-4,0 Prozent).
Auch im Bundesland Bremen ist die Zahl der überschuldeten Verbraucher zurückgegangen: Mit einer Überschuldungsquote von 12 Prozent ist Bremen jedoch wie in den Vorjahren das Schlusslicht im Ländervergleich. Allein in der Stadt Bremen weisen knapp 50.000 Personen nachhaltige Zahlungsstörungen auf (10,6 Prozent), ca. 2.400 weniger als noch vor einem Jahr. Die rote Laterne im bundesweiten Ranking aller 400 Städte und Kreise hat erneut die Seestadt Bremerhaven inne mit 19,0 Prozent, d.h. ungefähr 17.600 Einwohner können ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Dies ist ein Rückgang von knapp 800 Personen gegenüber 2022.
Die rückläufigen Zahlen spiegeln jedoch ein ambivalentes Gesamtbild wider: So ist zwar die sog. „harte Überschuldung“ (vereinfacht: juristische Sachverhalte) gesunken, die sog. „weiche Überschuldung“ (vereinfacht: nachhaltige Zahlungsstörungen) ist hingegen erstmals seit 2020 wieder angestiegen: Viele Verbraucher gaben nach langen Krisenjahren ihre Ausgabenvorsicht auf und zeigten Nachholbedarf in Sachen Konsum und Lebensplanung. Zudem haben die drastisch gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiepreiskosten die finanziellen Gestaltungsmöglichkeiten vieler Verbraucher eingeschränkt und zu nachhaltigen finanziellen Problemen geführt. Vor diesem Hintergrund ist nun eine Trendumkehr bei der Überschuldung sichtbar.
Für 2024 ist zu erwarten, dass sich durch Rezession, Inflation und hohe Zinsen negative Auswirkungen auf Beschäftigung, Einkommen, Lebenshaltungskosten, Wohn-, Miet- und Immobilienpreise ergeben. Die Überschuldungsgefährdung wird damit für viele Verbraucher deutlich zunehmen. In Summe dürften die „Überschuldungstreiber“ ein größeres Gewicht als die „Überschuldungsdämpfer“ haben. Ein Wiederanstieg der Überschuldungszahlen ist im kommenden Jahr daher wahrscheinlich.
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