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Creditreform SchuldnerAtlas 2024 Bremen/Bremerhaven

Die Zahl überschuldeter Verbraucher ist in 2024 nochmals gesunken. Angst-Sparen und Konsumzurückhaltung senken die Überschuldung. 50.000 Personen in Bremen und 18.000 in Bremerhaven überschuldet.

 

Zum sechsten Mal in Folge ist die Anzahl überschuldeter Verbraucher in Deutschland zurückgegangen. Nur noch 5,56 Millionen Menschen (-94.000 Fälle ggü. Vj.) gelten 2024 in Deutschland als überschuldet. Das ist ein erneuter Tiefststand. Die Überschuldungsquote, also der Anteil überschuldeter Personen im Verhältnis zu allen Erwachsenen in Deutschland, sinkt marginal um 0,06 Punkte auf 8,09 Prozent.

Auch im Bundesland Bremen ist die Zahl der überschuldeten Verbraucher zurückgegangen: Mit einer Überschuldungsquote von 11,81 Prozent ist Bremen jedoch wie in den Vorjahren das Schlusslicht im Ländervergleich. Allein in der Stadt Bremen weisen 50.300 Personen nachhaltige Zahlungsstörungen auf (10,54 Prozent), etwa 450 mehr als noch vor einem Jahr. Die rote Laterne im bundesweiten Ranking aller 400 Städte und Kreise hat – trotz Verbesserung der Quote – erneut die Seestadt Bremerhaven inne mit 18,12 Prozent, d.h. ungefähr 17.450 Einwohner können ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Dies ist ein Rückgang von knapp 200 Personen gegenüber 2023.


Deutsche halten Geld zusammen

„Die multiplen Krisen und eine lahmende Wirtschaft scheinen die Verbraucher auf den ersten Blick unbeeindruckt gelassen zu haben. Die eigentlich guten Nachrichten haben allerdings einen ernsten Hintergrund. Denn die Verbraucher haben Angst vor der Zukunft und halten ihr Geld deshalb zusammen“, erläutert Dr. Peter Dahlke von Creditreform Bremen die neuen Ergebnisse. Dazu hatte die Politik der Ampel-Regierung ebenso beigetragen wie die schlechten Nachrichten aus der Wirtschaft, der Ukraine-Krieg und die Wahlen in den USA. Seit 2020, mit Beginn der Corona-Krise, hatten sich die Überschuldungsfälle in drastischem Tempo verringert. Damals unterstützten staatliche Hilfen und eine bereits ausgeprägte Sparneigung die Verbraucher. Auch 2024 sei der Konsum deutlich zurückgegangen, so Dahlke. Ähnlich wie den Verbrauchern ergehe es derzeit den Unternehmen, die aus Unsicherheit ebenfalls kaum noch investieren.


Der Teufel steckt im Detail

Innerhalb der Gruppe der Überschuldeten gibt es aufschlussreiche Trends. „Bei stabil bleibender Überschuldungslage insgesamt sind erneut vor allem Geringverdiener in die Überschuldungsspirale geraten“, so Verena Dahlke von Creditreform Bremen. Dieser Gruppe machen vor allem die hohen Energie- und Lebensmittelpreise zu schaffen, da sie einen größeren Anteil ihres Einkommens für Grundbedürfnisse ausgeben müssen. „Außerdem sehen wir einen weiteren Anstieg bei jungen und konsumorientierten Menschen. Diese Entwicklung korrespondiert mit der zunehmenden Nachfrage nach Ratenkrediten und sogenannten „Buy now, pay later“-Angeboten beim Online-Shopping“, erläutert Verena Dahlke.


Krisen erreichen den Arbeitsmarkt

Für das laufende und kommende Jahr wird der Verlust von Arbeitsplätzen wieder mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. „Der Arbeitsmarkt hat sich den negativen konjunkturellen Entwicklungen lange widersetzt. Der dauerhafte Druck auf unsere Industrie wird auch zum Verlust von gut bezahlten Arbeitsplätzen in Bremen und der Region führen“, so Verena Dahlke. Es sei daher zu erwarten, dass privater Konsum als Stabilitätsanker und Impulsgeber der Wirtschaftsentwicklung ausfällt.


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Bremen, 19.11.2024