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Unternehmensinsolvenzen in Bremen steigen deutlich

Die Zahl der im Bundesland Bremen von einer Insolvenz betroffenen Unternehmen ist im 1. Halbjahr 2023 deutlich gestiegen. So gingen von Januar bis Juni 158 Firmen in die Pleite, im 1. Halbjahr 2022 waren es noch 92 Betriebe. Der starke Anstieg beruht im Wesentlichen auf der Pleite der bundesweit tätigen Convivo-Gruppe, deren Pflegeheime als separate GmbHs betrieben wurden und zumeist ihren Firmensitz in der Hansestadt haben. Bereinigt um diesen statistischen Sondereffekt ist dennoch ein erheblicher Anstieg an Unternehmensinsolvenzen im Bundesland zu verzeichnen.

„Die enormen Kostenbelastungen sowohl durch hohe Energie- und Materialpreise als auch im Personalbereich zeigen Wirkung. Nach Jahren sinkender Insolvenzzahlen hat sich der Trend nun gedreht“, sagt Dr. Peter Dahlke von Creditreform Bremen. Verschärft habe sich der Gegenwind auch durch das schlechte Konsumklima. „Die Inflation verunsichert Verbraucher und bremst die Kauflaune deutlich. Dies belastet Handel und Dienstleister“, so Dahlke weiter. „Für viele Betriebe werden die großzügig verteilten Staatsgelder der Vergangenheit jetzt zum Bumerang. Die Rückzahlungen der Hilfen und teils verschleppte Anpassungen des Geschäftsmodells führen bei dauerhaft steigenden Zinsen in die finanzielle und wirtschaftliche Sackgasse.“

Die Bremer Zahlen spiegeln auch den bundesweiten Trend wider: Im 1. Halbjahr 2023 haben deutlich mehr Unternehmen Insolvenz angemeldet als im Vorjahreszeitraum. So wurden zwischen Januar und Juni 8.400 Unternehmensinsolvenzen deutschlandweit registriert. Das sind 16,2 Prozent mehr als im 1. Halbjahr 2022 (7.230 Fälle). „Auch wenn die Zahlen deutlich nach oben zeigen, so kann dennoch von keiner Insolvenzwelle die Rede sein. Es kehrt vielmehr wieder eine gewisse Form der Normalität ein, wozu auch Marktaustritte durch Insolvenzen gehören“, bewertet Peter Dahlke die aktuellen Zahlen.

Hauptwirtschaftsbereiche

Ein Blick auf die vier Hauptwirtschaftsbereiche Baugewerbe, Handel, Dienstleistungen und Verarbeitendes Gewerbe zeigt, dass im 1. Halbjahr 2023 – ähnlich wie im Vorjahr – der Großteil der Insolvenzen im Bundesland Bremen auf den Bereich Dienstleistungen entfällt. Nicht nur die Convivo-Gruppe, sondern auch andere Dienstleister leiden unter den hohen Personalkosten durch die jüngsten Tarifabschlüsse und den gestiegenen Mindestlohn. Ein deutlicher Anstieg der Firmenpleiten zeigt sich aber auch im Bremer Baugewerbe. Diese Branche ist zusätzlich zu den bestehenden Problemfeldern von deutlich gestiegenen Materialpreisen und Lohnkosten betroffen. Hinzu kommt die Zinswende, die viele Auftraggeber durch die nun gestiegenen Finanzierungskosten veranlasst, ihre Bauvorhaben zu überdenken.

Neben den Kostensteigerungen für Material und Personal tritt für die Unternehmen eine weitere Herausforderung hinzu, nämlich der Anstieg der Energiepreise. Hiervon sind die meisten Unternehmen unabhängig von der Branche betroffen. „Eine spürbare Mehrbelastung zeigt sich vor allem bei Produktionsunternehmen sowie anderen stark von der Energie abhängigen Firmen. Das belastet die Liquidität der Betriebe zusätzlich und kann abhängig von der Kapitalstärke und Finanzierungsstruktur schnell zu Zahlungsstörungen und schlimmstenfalls zur Insolvenz führen“, bewertet Peter Dahlke die aktuelle Situation.

Bremen, 14.08.2023