Zahlungsmoral in Bremen leidet zunehmend
Die Corona-Krise belastet die Unternehmen in Bremen weiter stark. Die Lockerungen der Corona-Maßnahmen im Sommer haben bei vielen Unternehmen nicht ausgereicht, um wieder in die Spur zu kommen. Trotz der staatlichen Hilfsprogramme mussten sich viele Firmen anstrengen, um ihre Zahlungsfähigkeit zu erhalten. Das ging teilweise auf Kosten der Zahlungsmoral und die Zahlungsziele wurden teils deutlich überschritten.
Creditreform hat das Zahlungsverhalten der Betriebe im Bundesland Bremen im Zeitraum von März bis Ende September untersucht. Die Analyse zeigt, dass die Auswirkungen der Krise die Unternehmen in den verschiedenen Branchen sehr unterschiedlich getroffen haben:
Von den ersten Corona-Maßnahmen im März waren insbesondere Unternehmen aus dem Bereich Gastronomie und Einzelhandel stark betroffen. Trotz der Lockerungen während der Sommermonate hat sich die Zahlungsmoral gastronomischer Betriebe im dritten Quartal weiter verschlechtert. Einzelhändler haben sich hingegen vom ersten Lockdown wieder erholt und liegen beim Zahlungsverhalten in etwa auf Vor-Corona-Niveau.
Wie schwer die Corona-Krise die Bremer Hotellerie und Beherbergungsbetriebe getroffen hat, zeigt die drastisch verschlechterte Zahlungsmoral im dritten Quartal. Umsatzrückgänge und -ausfälle und die damit verbundene geringere Liquidität führten zu einem teils deutlichen späteren Ausgleich fälliger Rechnungen.
Der Bereich der persönlichen Dienstleistungen wie Friseur- oder Kosmetiksalons konnte sich im dritten Quartal wieder erholen und weist nun wieder ein besseres Zahlungsverhalten auf.
Der Großhandel zeigt sich weiterhin unauffällig und scheint am wenigsten von der Corona-Krise betroffen. Hier dokumentiert der nahezu pünktliche Rechnungsausgleich, dass die Liquidität für den Warenkauf wieder oder noch vorhanden ist.
Mit einem veränderten Marktumfeld und Auswirkungen auf die Auftragslage mussten sich vor Beginn der Krise bereits für die Automobilbranche tätige Unternehmen aus dem Bereich Metall und Elektro auseinandersetzen. Die Corona-Pandemie manifestiert diesen Trend, so dass auch im dritten Quartal längere Zahlungsziele in Anspruch genommen werden mussten.
Im Gegensatz dazu zeigen sich viele Firmen in der Baubranche von Corona unbeeindruckt. Eine gute Auftragslage und damit verbunden gute Umsätze führten zu einer Verbesserung des Zahlungsverhaltens.
Ebenso verbesserten sich die Werte für Verkehrs- und Logistikunternehmen leicht.
Unternehmensnahe Dienstleister verzeichnen seit den Sommermonaten eine deutliche Verschlechterung in ihrem Zahlungsverhalten. Hier scheint es, dass gerade Firmen aus dem Veranstaltungs-, PR- und Agenturbereich mit coronabedingten Auftragsrückgängen zu kämpfen haben und sie hierdurch die vereinbarten Zahlungsziele bei ihren Lieferanten deutlich überschreiten.
Das Zahlungsverhalten von Unternehmen spiegelt deren Liquiditätssituation wider und gilt als Frühwarnindikator für drohende Zahlungsausfälle und Insolvenzen.
Für die Analyse wurden Informationen über das Zahlungsverhalten der Unternehmen aus dem Debitorenregister Deutschland (DRD) von Creditreform betrachtet. Die Datenbank verfügt über Zahlungsinformationen zu bundesweit knapp 1 Mio. Firmen aus über 1.100 Branchen mit einem Belegvolumen von ca. 65 Mrd. Euro. Monatlich gibt es aktuell 7,2 Mio. neue Zahlungsinformationen. Unternehmen können den Zahlungserfahrungspool im Vorfeld einer Geschäftsanbahnung für die Überprüfung des Zahlungsverhaltens von Neu- und Bestandskunden nutzen. In vielen Fällen können Forderungsausfälle so vermieden und die eigene Liquidität geschützt werden.