Zahlungsmoral in Bremen leidet zunehmend
Die Corona-Krise belastet die Unternehmen in Bremen weiter stark. Der erneute Lockdown im Dezember und die teils verzögerte Auszahlung von Hilfsgeldern haben bei vielen pandemiebetroffenen Unternehmen zu einer Verschlechterung ihrer Zahlungsfähigkeit geführt. Gerade in der Gastronomie, dem Einzelhandel und der Beherbergung hat die Zahlungsmoral weiter gelitten und die Zahlungsziele wurden teils deutlich überschritten. Andere Branchen zeigen sich wiederum unbeeindruckt von Corona.
Creditreform hat das Zahlungsverhalten der Betriebe im Bundesland Bremen im Pandemie-Jahr 2020 untersucht. Die Analyse zeigt, dass die Auswirkungen der Krise die Unternehmen in den verschiedenen Branchen sehr unterschiedlich getroffen haben:
Von den Corona-Maßnahmen sind vor allem Unternehmen aus den Bereichen Gastronomie, Beherbergung und Einzelhandel finanziell stark betroffen.
So hat sich die Zahlungsmoral gastronomischer Betriebe im Jahresverlauf drastisch verschlechtert. Zum Jahresende konnten Wirte ihre Rechnungen durchschnittlich mit einem Zahlungsverzug von 66 Tagen begleichen. Die Überfälligkeitstage haben sich damit seit Beginn der Pandemie mehr als verdoppelt.
Wie schwer die Corona-Krise die Bremer Hotellerie und Beherbergungsbetriebe getroffen hat, zeigt die ebenfalls dramatisch verschlechterte Zahlungsmoral im vierten Quartal. Umsatzrückgänge und -ausfälle und die damit verbundene geringere Liquidität führten zu einem teils deutlichen späteren Ausgleich fälliger Rechnungen (41 Tage Verzug).
Auch im Einzelhandel zeigen sich deutlichen Spuren seit dem erneuten Lockdown im Dezember. Hier hat sich zum Jahresende die Zahlungsmoral ebenfalls erheblich verschlechtert (30 Überfälligkeitstage).
Der Bereich der persönlichen Dienstleistungen wie Friseur- oder Kosmetiksalons hat sich nach einer kurzen Erholung im dritten Quartal durch den neuerlichen Lockdown ebenfalls wieder verschlechtert.
Der Großhandel zeigt sich weiterhin unauffällig und scheint am wenigsten von der Corona-Krise betroffen. Hier dokumentiert der nahezu pünktliche Rechnungsausgleich, dass die Liquidität für den Warenkauf unverändert oder wieder vorhanden ist.
Unbeeindruckt von Corona zeigen sich die Firmen aus der Baubranche. Eine unvermindert gute Auftragslage und damit verbunden gute Umsätze führten zu einer stetigen Verbesserung des Zahlungsverhaltens im Laufe des Jahres 2020.
Das Zahlungsverhalten von Unternehmen spiegelt deren Liquiditätssituation wider und gilt als Frühwarnindikator für drohende Zahlungsausfälle und Insolvenzen.
Für die Analyse wurden Informationen über das Zahlungsverhalten der Unternehmen aus dem Debitorenregister Deutschland (DRD) von Creditreform betrachtet. Die Datenbank verfügt über Zahlungsinformationen zu bundesweit knapp 1 Mio. Firmen aus über 1.100 Branchen mit einem Belegvolumen von ca. 65 Mrd. Euro. Monatlich gibt es aktuell 7,2 Mio. neue Zahlungsinformationen. Unternehmen können den Zahlungserfahrungspool im Vorfeld einer Geschäftsanbahnung für die Überprüfung des Zahlungsverhaltens von Neu- und Bestandskunden nutzen. In vielen Fällen können Forderungsausfälle so vermieden und die eigene Liquidität geschützt werden.