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Creditreform Zahlungsindikator deckt Risiken auf
Keine Frage, die Konjunkturaussichten in Deutschland haben sich verschlechtert. Und auch von den Insolvenzen kommen die ersten schlechten Nachrichten.
Zum zweiten Mal in diesem Jahr meldet das Statistische Bundesamt ein Plus bei den Unternehmensinsolvenzen. In diesem Zusammenhang ergibt sich die Frage nach dem Zahlungsverhalten der Unternehmen. Zeigen sich bei den Forderungslaufzeiten und beim Verzug die ersten Bremsspuren? Der aktuelle Zahlungsindikator Deutschland von Creditreform gibt im Sommer 2019 die ersten Antworten.
Tatsächlich erweist sich das Zahlungsverhalten bei den B2B-Geschäftstransaktionen einmal mehr als guter Indikator für die gesamte wirtschaftliche Entwicklung. Im ersten Halbjahr 2019 hat die Verzugsdauer zugenommen: von 10,59 Tagen im Vergleichszeitraum erstes Halbjahr 2018 auf 10,78 Tage in den ersten sechs Monaten 2019. Der Zahlungsverzug in Deutschland hat also weiter zugenommen und Rechnungen werden in stärkerem Maße verspätet bezahlt. Noch aussagekräftiger wird die Verzugsdauer bei einem Blick auf den längeren Zeitraum seit dem zweiten Halbjahr 2016. Vor drei Jahren betrug der mittlere Zahlungsverzug bei den Unternehmen noch 10,01 Tage – ein Wachstum um fast einen ganzen Tag in drei Jahren.
Schlusslicht Logistik
Einen Anstieg registriert der Zahlungsverzug im aktuellen Zeitfenster vor allem in der Logistikbranche. Die Rechnungen werden in diesem Wirtschaftsbereich im Durchschnitt mit einem Verzug von 15,62 Tagen beglichen – im ersten Halbjahr 2018 waren es noch 12,67 Tage. Überdurchschnittlich hoch war auch der Zahlungsverzug im Bausektor mit 16,16 Tagen. Während die Verzugsdauer bei den Geschäften im Metall- und Elektro-Bereich länger geworden ist und auch der Großhandel sowie die Konsumgüterbranche ein Plus beim Verzug vorweisen, gibt es andere Branchen, die eine Verbesserung feststellen. Dies ließ sich vor allem bei den unternehmensnahen Dienstleistern und beim Einzelhandel feststellen. Insgesamt bleibt der Zahlungsverzug der Unternehmen in der Chemiebranche mit 8,73 Tagen am geringsten.
Die Zunahme beim Verzug ist allerdings nur die eine Seite der Medaille. Zu achten ist auch auf die Zahlungsziele, auf die Zeit, die Unternehmen als Rechnungssteller ihren Abnehmern und Kunden für die Begleichung der Zahlungen einräumen. Im Durchschnitt haben deutsche Lieferanten und Kreditgeber ihren Unternehmenskunden im ersten Halbjahr 2019 ein Zahlungsziel von 32,33 Tagen eingeräumt. Das war deutlich mehr (plus 0,63 Tage) als in der Vorjahresperiode mit 31,70 Tagen. Eine solche Ausweitung der Zahlungsziele war vor allem für die unternehmensnahen Dienstleister festzustellen, denen 2,42 Tage mehr eingeräumt wurden, um ihre Rechnungen zu begleichen. Auch beim Logistikgewerbe gab es ein Plus von 1,53 Tagen bei den Zahlungszielen. Zu einer Verlängerung der Zahlungsziele kam es in vielen Branchen (Ausnahmen: Baugewerbe, Metall- und Elektrobranche, Chemie sowie Großhandel). Insgesamt konnten sich die Einzelhändler an den längsten Zahlungsfristen mit 37,72 Tagen erfreuen – die kürzesten Zahlungsziele wurden den personenbezogenen Dienstleistern mit 23,08 Tagen zugestanden.
Auf die Außenstände achten!
Die Summe der Zahlungsziele und der darüberhinausgehende Verzug ergibt die gesamte Forderungslaufzeit. Auf der Grundlage des Creditreform Debitorenregisters Deutschland bemisst sich die gesamte Außenstandsdauer für offene Forderungen auf durchschnittlich 43,11 Tagen. In der entsprechenden Vorjahresperiode waren es noch 42,30 Tage gewesen.
Fazit: die Verlängerung der Zahlungsziele und die Ausweitung des Verzugs zusammen haben zu einer deutlichen Prolongation der Forderungslaufzeiten geführt. Diese Zunahme lässt nicht nur das Risiko eines Zahlungsausfalls steigen, sondern führt auch zu höheren Kosten für die Liquidität. Im Zusammenhang und vor dem Hintergrund einer abflauenden Konjunktur sowie der perspektivisch steigenden Unternehmensinsolvenzen sicher keine gute Nachricht.