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Kreditzusagen wachsen – noch
Verbraucherkredite, so berichtet der Bankenfachverband, konnten 2019 weiter zulegen. Aber wie sieht es mit der Vergabe von Unternehmenskrediten aus? Die Bundesbank führte im Rahmen der gesamteuropäischen Umfrage unter Bankinstituten (Bank Survey) eine aktuelle Analyse der Kreditvergabe-Politik der Banken in Deutschland durch.
Die deutschen Banken haben tatsächlich zum zweiten Mal in Folge ihre Kreditvergaberichtlinien innerhalb des Firmenkreditgeschäfts verschärft. Dagegen wurde der Immobilienboom genutzt, um im Sektor der privaten Wohnungsbaukredite eine Lockerung durchzuführen. Die Verschärfungen bei den Firmenkrediten bedeutet nichts anderes, als dass die internen Richtlinien oder Kriterien einer Bank für die Gewährung von Krediten angezogen wurden. Von dieser höheren Hürde waren vor allem größere Unternehmen betroffen. Einer der Hauptgründe, den die Finanzierungsinstitute nannten, war die Ansicht, dass die branchen- oder firmenspezifische Lage und damit auch die Kreditwürdigkeit der Kreditnehmer als schlechter einzuschätzen sind. Nach Angaben der Bundesbank spiegelt sich dieser Sachverhalt auch in einem höheren Anteil abgelehnter Kreditanträge für größere Unternehmen wider.
Angst vor Ausfällen
Die Kreditbedingungen, zu denen die Mittel tatsächlich laut Vertrag gewährt wurden, haben sich verschärft. Dies gilt insbesondere für risikoreichere Kredite. In diesem Zusammenhang ist eine Zusatzfrage der Bundesbank interessant, die nach den Auswirkungen notleidender Kredite auf die Kreditvergabepolitik insgesamt gerichtet ist. Dabei stellte sich heraus, dass die Höhe der NPL-Quote, also des Anteils notleidender Kredite am Gesamtbuchwert der Kredite, gemäß den Angaben der Banken keine Auswirkungen auf die Kreditvergabepolitik hatte. Allerdings bleibt einzuräumen, dass davon auszugehen ist, dass eine Verschärfung des Einflusses der NPL-Quote auf die Kreditrichtlinien in den nächsten sechs Monaten sehr wahrscheinlich wird.
Die – bisher noch moderate – Verschärfung der Kreditvergabepolitik stößt auf eine lebhafte Kreditnachfrage. In allen erfragten Geschäftsfeldern, also auch bei den Immobilien- und Konsumentenkrediten, kam es zu einem Zuwachs bei der Kreditnachfrage. Die KfW hat in ihrem Kreditmarktausblick vom Juni 2019 auf der Basis des ersten Quartals des laufenden Jahres das Wachstum des Kreditneugeschäfts mit Unternehmen und Selbstständigen auf 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr beziffert. Dabei stellt das Institut mit Überraschung fest, dass vor allem die Neuzusagen bei längerfristigen Krediten sich gut entwickeln. Positiv – gerade im Zusammenhang mit der allgemeinen Unsicherheit im Hinblick auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung – bewertet die KfW die Dynamik der Unternehmensinvestitionen im Zusammenhang mit der Kreditvergabe.
Nur der „Kfz-Effekt“?
Allerdings schwächt sie diese positive Bewertung gleich wieder ein, wenn sie darauf verweist, dass beim Kreditmarkt und bei den Investitionen möglicherweise ein Nachholeffekt aus dem letzten Jahr zu registrieren ist. Im zweiten Halbjahr 2018 hatte es massive Probleme in der Automobilindustrie und damit auch bei ihren Zulieferern im Zusammenhang mit dem Dieselskandal gegeben. Dieser Stau bei Produktion und Absatz löste sich im ersten Quartal 2019 und trieb möglicherweise die Kreditnachfrage. Die KfW spricht in diesem Zusammenhang von einem „Kfz-Effekt“, der wohl nur vorübergehend sein dürfte.
Die Furcht vor Kreditausfällen, gerade bei größeren Unternehmen, könnte die Banken dazu bringen, das eine oder andere Engagement mit mehr Vorsicht und Zurückhaltung anzugehen. Auch wenn das niedrige Zinsniveau, das sich möglicherweise noch weiter ausweiten wird, für Kreditnehmer aus dem Bereich privater Immobiliensektor und Konsumenten als Katalysator wirkt, könnte die Zeit steigender Kreditvergabe im Unternehmenskundengeschäft bald vorbei sein.