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Arbeiten im Homeoffice - auch nach Corona
Die Prüfungsgesellschaft KPMG hat Vorstände großer Unternehmen weltweit gefragt, wie sich die Pandemie auf die Arbeit in den von ihnen geführten Unternehmen auswirke. Dabei gaben 69 Prozent der Befragten an, dass sie ihre Büroflächen in Zukunft verkleinern wollen. Diesen Antworten entspricht, dass 73 Prozent davon sprachen, durch den Einsatz des Homeoffice ihren Talentpool erweitern zu können.
Immerhin steht der Fachkräftemangel ganz oben auf der Agenda, wenn es um die Planungen für die Zukunft geht. Und dass der betriebsferne Arbeitsplatz kein Problem für die Kommunikation darstellt, sondern sie im Gegenteil noch verbessere, gaben 68 Prozent der von der KPMG Befragten an.
Ergänzt werden diese Aussagen durch eine aktuelle Untersuchung des ZEW. Nach diesen Ergebnissen zeichnet sich ab, dass die Corona-Krise durchaus positive Effekte hat. Anpassungen der Arbeitsorganisation wurden in vielen Unternehmen vorgenommen und wenn möglich, wurden Arbeiten ins Homeoffice verlagert. Das ZEW hat das Verarbeitende Gewerbe und die unternehmensnahen Dienstleister befragt – Wirtschaftsbereiche, die offen sind für die Effekte der Digitalisierung. Im Dienstleistungsbereich sind es mehr als 50 Prozent der Befragten, die von einem „digitalen Lerneffekt“ sprachen. Die Krise hat gezeigt, was möglich ist. Mehr Tätigkeiten als bisher angenommen wurde, können tatsächlich zu Hause erledigt werden. Diese Erfahrung machten vor allem Unternehmen der Informationswirtschaft (83 Prozent), aber auch Betriebe des Verarbeitenden Sektors (70 Prozent). Die Umstellung auf einen digitalen Arbeitsplatz zu Hause kostet allerdings Geld: Investitionen, die sich erst in Zukunft auszahlen werden, musste so jedes dritte Unternehmen tätigen.
In der Industrie hatten vor Beginn der Corona-Krise nur in jedem vierten Betrieb Mitarbeiter einen Arbeitsplatz im Homeoffice. Dieser Wert hat sich im Zeichen der Pandemie auf 50 Prozent verdoppelt. Nach der akuten Krise wollen noch 37 Prozent der Unternehmen einzelne Homeoffice-Plätze einrichten. Auch wenn das Verarbeitende Gewerbe durch seine Tätigkeiten in vielen Fällen weniger für ein Homeoffice geeignet ist, wird man nach der Pandemie den Anteil der Mitarbeiter, die sogar ständig im Homeoffice arbeiten, deutlich auf 14 Prozent steigern.
In Zukunft Homeoffice
„Vor, während und nach der Krise“ sind die entscheidenden Angaben, wenn es um die Einrichtung eines Homeoffice geht. Insgesamt liegt die Informationswirtschaft – wenig verwunderlich – vor dem Verarbeitenden Gewerbe. Doch auch in der IT haben vor dem Ausbruch der Pandemie 52 Prozent der beratenden Unternehmen keine Heim-Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt. In Zukunft werden sich nur noch 36 Prozent der Betriebe so zurückhaltend geben, zehn Prozent aber wollen bis zu 100 Prozent der Belegschaft ins Homeoffice versetzen. Im Verarbeitenden Gewerbe ist dieser hohe Anteil nur für ein Prozent der Befragten eine Option.
Wie die KPMG aufgewiesen hat, dreht sich nach Ansicht vieler Vorstände das Hauptproblem für die Unternehmen um den Bereich „Fachkräftemangel“. Das Angebot eines digitalen Homeoffice-Arbeitsplatzes stellt in dieser Lage ein wichtiges Asset dar. Teurer Wohn- und Büroraum und die Probleme des Pendelverkehrs zwischen Heim und Arbeitsplatz mit allen Konsequenzen für die Umweltbelastung machen den Arbeitsplatz zu Hause zu einem wichtigen Argument bei der Suche nach Talenten.
Auch die IT Branchen leiden
Das ZEW untersucht regelmäßig die Konjunktur der IT-Branche. Auch wenn die Digitalisierung im Zeichen der Pandemie in aller Munde ist, so zeigen sich auch in diesem Zukunftsbereich konjunkturelle Einschläge. Der Stimmungsindikator für die Branche hat im Vergleich zum ersten Quartal 2020 aktuell 3,5 Punkte verloren und sank auf den Tiefststand von 47,6 Zählern. Bei knapp 42 Prozent der Unternehmen fiel der Umsatz geringer aus als im Vorquartal, 19 Prozent der Betriebe konnten allerdings Umsatzsteigerungen erzielen. Die Nachfrage ging im zweiten Quartal zurück: Der Indikator für diesen Bereich fiel von 51,7 Punkten auf aktuell nur noch 36,7 Punkte.
Die flaue Wirtschaftslage bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Personalsituation. In jedem vierten Unternehmen der Informationstechnologie und der wissens- und mediennahen Dienstleister ist der Personalbestand gegenüber dem Vorquartal gesunken. Nur noch jedes zehnte Unternehmen habe neue Mitarbeiter einstellen können. Immerhin planen 15 Prozent der Befragten, Neueinstellungen vornehmen zu wollen – und knapp zwei Drittel gehen von einem weiterhin konstanten Personalbestand aus.
Die IT-Dienstleister sind optimistisch im Hinblick auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung – wenn die Auslastung und die Umsätze wieder zunehmen, wird der Personalbestand deshalb eine entscheidende Rolle beim Wachstum darstellen. Grundlage aber gerade für diesen Sektor unserer Wirtschaft ist das Angebot an die Bewerber, von zu Hause aus arbeiten zu können.
Quelle: KPMG, ZEW (u. a.)