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Arbeitgeber-Bewertungsplattformen wie Kununu beeinflussen, bei wem Menschen sich bewerben und Jobs annehmen. Wer im Wettbewerb um Talente bestehen will, sollte die Spielregeln kennen, eigene Mitarbeiter animieren und Dialogchancen nutzen.
Tesla ist angesagt. Elektroautopionier, coole Marke, explodierender Börsenwert. Und jetzt expandiert das Unternehmen sogar nach Deutschland. Nahe Berlin entsteht die Tesla Gigafactory, im Juli ist die Eröffnung geplant. Für den Produktionsstart sucht Tesla rund 7.000 Mitarbeiter. Doch bei der Stellenbesetzung hakt es. Immer wieder machen negative Berichte über Arbeitsbedingungen und Betriebsklima die Runde. Es werde viel verlangt und schnell gekündigt. Andererseits heißt es, Tesla bezahle Fachkräfte und Ingenieure gut, auch ohne Tarifvertrag.
Doch durch Hörensagen bleibt der Eindruck unscharf. Ein Klick auf Kununu könnte helfen. Die vor knapp 14 Jahren gestartete Arbeitgeber-Bewertungsplattform gilt inzwischen als eine Orientierung gebende Instanz. Zurzeit finden sich dort mehr als 4,6 Millionen Erfahrungsberichte von Bewerbern und Mitarbeitern zu 967.000 Unternehmen. „Die Zugriffszahl auf die einzelnen Unternehmensporträts dort übertrifft vielfach jene, die sie mit ihren eigenen Karriere-Websites erzielen“, sagt Sascha Theisen, Geschäftsführer der Beratungsfirma Employer Telling und einer der fachkundigsten Experten, wenn es um Kununu geht. Die Plattform ist zu einer zentralen Anlaufstation für Jobsuchende, Mitarbeiter und Personalverantwortliche geworden. „Der Trend zur Bewertungsgesellschaft hat den Arbeitsmarkt erreicht“, sagt Theisen.
Wertvolle Empfehlungen
Auch über Tesla liefert Kununu brauchbare Auskünfte. 336 Bewertungen wurden abgegeben, 55 Prozent von (Ex-)Mitarbeitern, der Rest von Bewerbern. Das Urteil der Mitarbeiter fällt mit einer durchschnittlichen Punktzahl von 3,6, dem sogenannten Kununu-Score, deutlich besser aus als die Bewertung von Bewerbern, die bei 3,1 liegt.
Die Mitarbeiter-Note von 3,4 entspricht etwa dem Durchschnitt aller Bewertungen auf Kununu und ordnet Tesla als mittelmäßigen Arbeitgeber ein. Immerhin gut vier von fünf Bewertern (82 Prozent) bejahen allerdings die Frage, ob sie das Unternehmen einem Freund weiterempfehlen würden. In diese Kennzahl fließen ausschließlich Bewertungen aus den vergangenen 24 Monaten ein, um möglichst aktuelle Einschätzungen abzugeben. Den großen deutschen Automarken fährt Tesla in Sachen Employer Branding damit noch hinterher. Zum Vergleich: Mitarbeiter bewerten Volkswagen im Durchschnitt mit 3,9 Punkten, die Weiterempfehlungsquote liegt bei 85 Prozent. Porsche (3,9 Punkte/84 Prozent), Audi (3,9 Punkte/81 Prozent), Daimler (3,9 Punkte/77 Prozent), BMW (3,9/76 Prozent) bewegen sich auf gleich hohem Niveau.
Digitale Visitenkarte
Das Beispiel zeigt, welche Hinweise und Informationen aus den Kununu-Daten herauszulesen sind. Tatsächlich sind Onlinebewertungen für viele Berufstätige die erste Visitenkarte eines Arbeitgebers, folgert der Bitkom. In einer repräsentativen Umfrage hat der Branchenverband herausgefunden, dass mehr als jeder Dritte (36 Prozent) sich schon mal auf Bewertungsplattformen über Unternehmen informiert hat, unter den bis 29-Jährigen sogar mehr als die Hälfte (52 Prozent). Die Studie stammt vom April 2018, fürs erste Halbjahr 2021 plant der Bitkom eine neue Erhebung.
Die Quoten dürften inzwischen deutlich höher liegen, darauf weisen auch Daten von Kununu hin. Demnach besuchen monatlich rund drei Millionen Nutzer die Plattform. Vor zwei Jahren, im März 2019, wurden 2,7 Millionen Nutzer registriert. „Wir helfen dabei, dass sich jene Bewerber und Unternehmen finden, die am besten zusammenpassen“, beschreibt Chesran Glidden, als Head of B2B zuständig für die Weiterentwicklung des Arbeitgeberangebots, die Idee hinter Kununu. Im Idealfall „sollen Jobsuchende keine Bewerbung mehr abschicken, ohne sich vorher über ihren potenziellen Arbeitgeber auf Kununu zu informieren“.
Rund 7.500 Firmen präsentieren sich derzeit mit einem eigenen, kostenpflichtigen Profil auf Kununu, auf dem sie Texte, Bilder, Videos sowie Jobangebote hochladen können. Die im deutschsprachigen Raum mit Abstand führende Plattform nicht ernst zu nehmen, können sich Unternehmen nicht mehr leisten. „In Bewerbungsgesprächen stellen Bewerber sehr häufig aktiv auf die Bewertungsplattform Kununu ab“, berichtet René Freyer, Director Human Relations & Organisational Development bei Edding. Neben der inhaltlichen Aufgabe einer Stelle prüfen Kandidaten zunehmend, „ob ein künftiger Arbeitgeber zum eigenen Kultur- und Führungskompass passt“. Bewertungen aus der Belegschaft können dabei helfen. Der Schreibwarenhersteller agiert seit knapp dreieinhalb Jahren gezielt auf Kununu und ermuntert seine Mitarbeiter, dort Noten und Kommentare abzugeben. „Transparenz ist für uns ein sehr relevantes Thema“, betont Freyer.
In Corona-Zeiten kommt einem Onlineportal wie Kununu noch mehr Bedeutung zu. Denn: Es finden keine Jobmessen oder Firmenevents statt. „Bewerber informieren sich deshalb noch stärker im Internet und nehmen besonders aufmerksam wahr, wie Unternehmen auf neutralen Plattformen bewertet werden“, sagt Andreas Hüttl, der sich bei Mobil ISC, einem IT-Dienstleister mit 190 Mitarbeitern, um Marketing und Kommunikation kümmert.
Lieber sachlich und gelassen
Anders als Edding, das Unternehmen verzichtet prinzipiell darauf, Äußerungen zu kommentieren, schätzt Mobil ISC den Austausch. Der Mittelständler reagiert auf jeden Eintrag. Gehen neue Bewertungen ein, werden sie intern analysiert, und bei sensiblen Themen auch mal Geschäftsführung oder Betriebsrat mit einbezogen – denn es kommt nicht nur darauf an, ob Arbeitgeber antworten, sondern auch wie. Experte Theisen warnt vor überstürztem Feedback, vor allem auf negative Kommentare. Seine Agentur Employer Telling hat 1.300 Arbeitgeber-Kommentare auf Kununu analysiert und festgestellt, dass die deutliche Mehrheit seinen Rat beherzigt, sachlich und gelassen zu bleiben. Nur rund acht Prozent der Antworten seien aggressiv formuliert. Jedoch fällt auf: Mehr als die Hälfte davon (53 Prozent) stammen von Geschäftsführern. „Das ist deshalb so bemerkenswert, weil insgesamt gerade mal 15 Prozent der Kommentare aus der Geschäftsführung kommen“, sagt Theisen.
Was aber, wenn Kommentare als Chance wahrgenommen werden, ganz neu auf ein Unternehmen zu blicken. „Informationen, Kritik und konkrete Verbesserungsvorschläge, die in Bewertungen angesprochen werden, nehmen wir auf, bewerten sie und setzen bei Bedarf Maßnahmen um“, berichtet Andreas Hüttl. Auch wenn der Effekt solcher Aktivitäten schwierig zu messen ist, dürften sie ihren Teil dazu beigetragen haben, „dass sich die öffentliche Wahrnehmung der Mobil ISC in den letzten 6 Monaten positiv entwickelt hat“.
So funktioniert die Bewertungplattform
Kununu dominiert den deutschsprachigen Raum und ist die europaweit größte Arbeitgeber-Bewertungsplattform. Weitere kleinere Anbieter sind Jobvoting.de, MeinChef.de und MeinPraktikum.de. Auch können Nutzer auf Online-Jobbörsen wie StepStone Arbeitgeber bewerten.
Wer bewertet?
Mitarbeiter und Bewerber. Sie müssen sich mit einer E-Mail-Adresse registrieren, die aber nicht öffentlich wird. Das soll ungefilterte Kommentare und Bewertungen gewährleisten. Nutzer müssen angeben, ob sie ihren aktuellen Job, ihren Ex-Job oder den Bewerbungsprozess bewerten.
Was wird bewertet?
Wie bei Reise- und Hotelportalen sind zwei Kriterien ausschlaggebend: die Durchschnittsnote, der sogenannte „Kununu-Score“, der von einem Punkt („sehr schlecht“) bis 5 Punkte („sehr gut“) reicht, und die Weiterempfehlungsrate – ein Pflichtfeld bei jeder Bewertung und eindeutig zu beantworten: mit Ja oder Nein.
Wie wird bewertet?
Der Kununu-Score ist ein Durchschnittswert, dem 13 Kriterien zugrunde liegen, von Vorgesetztenverhalten über Arbeitsbedingungen bis zu Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Weiterempfehlungsrate orientiert sich an der Frage: „Würdest du diesen Arbeitgeber einem Freund weiterempfehlen?“ Der Wert bezieht sich stets auf Angaben aus den zurückliegenden zwei Jahren.
Gibt es Bewertungsregeln?
Ja. Nenne keine Namen und bewerte keine einzelnen Personen. Teile keine vertraulichen oder datengeschützten Informationen. Mache keine diskriminierenden, beleidigenden, rufschädigenden, rassistischen oder vulgären Aussagen.
Wie wird kontrolliert?
Trashmail-Adressen werden nicht akzeptiert. Um das Posten von Schimpfwörtern und namentlichen Erwähnungen zu verhindern, werden technische Filter eingesetzt.
Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Roland Karle