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Das Geld geht nicht aus
Große Krisen haben großen Einfluss auf die Kreditvergabe.
Die Nachfrage nach Finanzmitteln kann zurückgehen, wenn Wirtschaftslage und Pessimismus die Unternehmen nicht an einen Aufschwung glauben lassen. Ein Rückgang kann aber auch auf der Anbieterseite verursacht werden. Die Banken fürchten um ihr ausgereichtes Geld, wenn es in der Krise zu einer Vielzahl von Insolvenzen kommt und Forderungen auszufallen drohen. In der Finanzkrise vor zehn Jahren machte das Wort vom „credit crunch“ die Runde. Man befürchtete, dass die Kreditvergabe im Zeichen der Unsicherheit und Destabilisierung der Finanzwelt einzufrieren drohte. Sind es nun in der Pandemie die Unternehmen selbst, die vor der Inanspruchnahme von Fremdmitteln zurückschrecken, weil sie Investitionen scheuen und das Überleben des Betriebes unsicher ist?
Creditreform und KfW haben gefragt
Im Zuge der Mittelstands-Befragung hat Creditreform auch nach der Kreditentwicklung und den Finanzierungsbedingungen im Frühjahr 2021 gefragt. Diese Fragen wurden bereits 2012, kurz nach der globalen Finanzkrise, gestellt. Wo liegen die Unterschiede zwischen 2012 und 2021? 32 Prozent der KMU gaben an, in den letzten Monaten Kreditverhandlungen geführt zu haben. Vor neun Jahren waren es knapp 30 Prozent. Dass die Situation weniger schwierig ist, zeigt sich auch bei den gewünschten Laufzeiten für den Bankkredit: Damals hatten kurzfristige Finanzierungen von bis zu einem Jahr eine deutlich größere Rolle gespielt. 2012 gaben 22 Prozent der Befragten an, nur eine kurze Laufzeit vereinbart zu haben, 2021 waren es nur knapp 12 Prozent. Über fünf Jahre Laufzeit, also eine eher langfristige Finanzierung, vereinbarten in diesem Frühjahr 39 Prozent – vor neun Jahren war es nur ein Viertel der Befragten.
Auch die KfW führt regelmäßig quartalsweise Befragungen der Unternehmen zur Kreditvergabe durch. Allerdings liegen hier keine Werte für 2012 vor (die Umfrage ist 2017 gestartet). Die Förderbank nennt einen geringeren Anteil von Mittelständlern, die Kreditverhandlungen geführt haben: Bei ihr sind es knapp 21 Prozent.
Laufende Kosten über den Kredit finanzieren
Den meisten Befragten in der Creditreform Analyse ging es um die Finanzierung von Investitionen. Mehr als die Hälfte der KMU nannte diesen Zweck für den Kreditantrag; weiter in der Rangliste der Wünsche standen die Finanzierung von Betriebsmitteln mit 27 Prozent, die Warenfinanzierung mit 9 Prozent und die Umschuldung mit knapp 5 Prozent. Hinzuzufügen ist, dass 17 Prozent nach Fremdmitteln fragten, nur um die laufenden Kosten zu finanzieren. Diese Frage wurde 2012 nicht gestellt, sie ist jetzt in den Zeiten des Lockdowns und der Unterbrechung der betrieblichen Tätigkeit aber erforderlich geworden.
Das Niedrigzinsumfeld und der Wettbewerb unter den Kreditinstituten sorgen dafür, dass von einer echten Kreditklemme nicht die Rede sein kann. Doch für die Kreditsuchenden spielen die Hürden auf dem Weg zu frischem Geld eine beträchtliche Rolle. Für die Betroffenen kann dies bei den Verhandlungen mit der Bank auf unterschiedliche Weise zum Tragen kommen. So berichteten 60 Prozent der Befragten davon, dass höhere Sicherheiten verlangt worden seien. 2012 waren es allerdings immerhin fast 87 Prozent, die mehr Sicherheiten für ihren Kredit aufzubringen hatten. Trotz der Nullzinspolitik sind für 23 Prozent der Mittelständler höhere Kreditzinsen ein Thema, allerdings sprachen vor neun Jahren dies noch 34 Prozent der Befragten an. In gewünschter Höhe wurde 14 Prozent der KMU im Frühjahr 2021 der Kredit nicht zur Verfügung gestellt und 4 Prozent erhielten nicht die gewünschte (längere) Laufzeit. Rundherum abgelehnt wurde der Kreditwunsch bei 14 Prozent der Befragten.
Auch die KfW hat in ihrer Untersuchung nach den Bedingungen für die Kreditvergabe gefragt. Der Kreditzugang hat sich für 22,5 Prozent der Unternehmen im KfW-Panel verschärft. Die von Creditreform Befragten sahen die Situation etwas entspannter und nur zu 15 Prozent einen schwierigeren Zugang zur Kreditfinanzierung. Ähnliche Aussagen jedoch machen beide Institute, wenn es um die Branchen geht, für die es schwieriger geworden ist, einen Kredit zu bekommen: Es sind vor allem der Handel und der Dienstleistungsbereich, für die sich höhere Hürden auftürmen. Interessant ist die Unterscheidung, welche die KfW zusätzlich im Hinblick auf die Betriebsgrößen vornimmt. Hier zeigt sich, dass größere Unternehmen in der aktuellen Krise einen leichteren Kreditzugang erhalten als die befragten Mittelständler. Im Großen und Ganzen haben tatsächlich, dies zeigen nicht zuletzt Auswertungen auch des Creditreform Bonitätsindexes, Großunternehmen eine bessere Bewertung als kleine Betriebe. Dabei ist allerdings immer jedes Unternehmen im Einzelnen zu betrachten.
Quellen: Creditreform, KfW