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GERRY WEBER wird saniert
Mit dem bekannten Modekonzern GERRY WEBER ist ein großer Name in die Insolvenz gegangen. Was passiert nun? Wie sieht es aus mit der Fortführung des Hauses?
Zu den Fakten: Die GERRY WEBER International AG befindet sich seit dem 25. Januar 2019 im Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Am 1. April wurde das Verfahren eröffnet. Bei der Tochtergesellschaft GERRY WEBER Retail GmbH & Co. KG wurde das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung am 1. Mai 2019 eröffnet. Das Insolvenzgericht hat in beiden Fällen Rechtsanwalt Stefan Meyer von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH zum Sachwalter bestellt. Dem Vorstand der GERRY WEBER International AG steht der in der Modebranche erfahrene Rechtsanwalt Dr. Christian Gerloff als Generalbevollmächtigter zur Seite. Die Finanzierung des Geschäftsbetriebs von GERRY WEBER ist ungeachtet des laufenden Insolvenzverfahrens bis in das Jahr 2020 hinein gesichert.
Stefan Meyer informierte die Gläubiger im Juni umfassend über den Verlauf und die Entwicklungen im laufenden Insolvenzverfahren. Seine Aufgabe ist es, das Unternehmen während des gesamten Verfahrens zu begleiten, den Sanierungsprozess zu unterstützen und dabei aber insbesondere die Gläubigerinteressen zu wahren. Die GERRY WEBER International AG hat insgesamt rd. 1.500 Gläubiger mit bislang beim Sachwalter angemeldeten Forderungen von rd. 275 Mio. Euro, von denen bezogen auf die Höhe der angemeldeten Forderungen ein Großteil an der Gläubiger-Versammlung teilnahm.
Investoren sind da
Sachwalter Meyer sagte: „Der operative Geschäftsbetrieb läuft ungeachtet des laufenden Eigenverwaltungsverfahrens ungestört und vollumfänglich weiter. In den vergangenen Wochen wurden zudem wichtige Sanierungsmaßnahmen umgesetzt und eingeleitet, die auch von den potenziellen Investoren positiv beurteilt werden. Die Maßnahmen des vom Vorstand und den Beratern bereits vor Einleitung des Eigenverwaltungsverfahrens erstellten Sanierungskonzepts werden – angepasst auf die Eigenverwaltungssituation – sukzessive auch weiterhin umgesetzt.“
Dabei sucht man auf der Basis eines professionellen, strukturierten M&A-Prozesses nach geeigneten Investoren, wobei bereits noch unverbindliche Kaufangebote eingingen und in den vergangenen Wochen sorgfältig geprüft und weiter verhandelt wurden. Parallel dazu laufen die Sanierungsmaßnahmen, um das Unternehmen wieder marktgerecht zu machen. Eine Kombination aus den beiden Sanierungsvarianten Einstieg eines oder mehrerer Investoren und Insolvenzplan ist möglich und denkbar. Dabei betont der Sachwalter, dass das oberste Ziel eines Insolvenzverfahrens, und das gilt ebenso in einem Eigenverwaltungsverfahren, die optimale und bestmögliche Gläubigerbefriedigung ist.
Die Insolvenz als Chance
Was wurde und wird konkret an Sanierungsmaßnahmen durchgeführt? Leider geht es nicht ohne Entlassungen. Durch die Schließung von 146 Stores und Verkaufsflächen im Inland werden nach aktuellem Stand ca. 330 Vollzeitarbeitsplätze in Deutschland wegfallen. Mit Blick auf die Unternehmenszentrale in Halle und der dortigen Overhead-Funktionen hatten sich Vorstand und Arbeitnehmervertreter bereits im April 2019 auf den Abbau von rund 140 Vollzeitarbeitsplätze geeinigt.
Im Rahmen der laufenden Restrukturierung des GERRY WEBER-Konzerns wurden Produktentwicklung und Warenmanagement seit dem Sommer 2018 wesentlich verändert. Die Produktentwicklung wurde auf ein „Go-to-Market“-Konzept umgestellt, das die Kunden- und Marktnähe erhöht. Beispielsweise arbeitet GERRY WEBER seitdem mit einem webbasierten „360-Grad Product Perfomance Panel“, das anhand von repräsentativen Rückmeldungen aus dem Markt eine fortlaufende und zeitnahe Anpassung der Produkt- und Kategorien-Strategie ermöglicht. Zudem ist aufgrund von neu strukturierten Arbeitsprozessen die Kollektionsrahmenplanung effizienter und zugleich stärker auf die Wünsche der Kundinnen fokussiert worden. So hat das Unternehmen die Treffgenauigkeit der Kollektionen bereits deutlich erhöht und zugleich deren Komplexität wesentlich reduziert. Wie angestrebt, wird durch die Maßnahmen eine Markenverjüngung und eine stärkere Differenzierung der Konzernmarken erreicht. Die neuen Kollektionen, die im Großhandel in den letzten Monaten bereits sehr guten Anklang in Form einer besser als Plan abgeschlossenen (Vor-)Order-Phase gefunden haben, werden in den kommenden Monaten auch auf die eigenen Retail-Flächen kommen. So wurde im Einzelhandel die Rohertragsmarge gegenüber dem Vorjahr deutlich und gegenüber dem Budget sogar leicht verbessert. Der Fall GERRY WEBER zeigt, wie eine Neuausrichtung im Insolvenzplanverfahren erfolgreich sein kann – auch und gerade in einer schwierigen Branche.
Quelle: Pressemitteilung Pluta