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KMU-Report 2019 - Die Berliner Wirtschaft im Fokus
Der KMU-Report Berlin geht in die nächste Runde. Bereits zum neunten Mal in Folge bilden wir mit der Analyse die aktuelle konjunkturelle Lage des Berliner Mittelstandes ab.
Starke Binnenkonjunktur bremst den Abschwung
Berlin war mit einer Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 3,1 Prozent im Jahr 2018 wachstumsstärkste Region innerhalb Deutschlands (1,4 Prozent). Auch die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Bundeshauptstadt entwickelten sich weiter positiv, wie die aktuelle Analyse der Investitionsbank Berlin (IBB) und Creditreform zeigt, bei der rund 1.000 Unternehmen befragt wurden. 69,5 Prozent der Befragten bezeichneten die Geschäftslage demnach als „sehr gut“ bzw. „gut“. Der Anteil der positiven Meldungen lag damit leicht unter dem sehr hohen Vorjahreswert (73,1 Prozent) – und etwas höher als im Bundesdurchschnitt (68,4 Prozent). Die meisten positiven Geschäftslagebewertungen kamen einmal mehr aus dem Baugewerbe und dem Dienstleistungssektor.
Geschäftserwartungen werden verhaltener
Die Geschäftserwartungen im Mittelstand für das laufende Jahr 2019 haben sich indes leicht abgeschwächt. Nur noch 41,6 Prozent der Befragten rechnen mit einem Umsatzplus. Im Frühsommer 2018 hatte noch knapp jedes zweite Unternehmen (47,3 Prozent) steigende Umsätze erwartet. „Auch bei den Berliner Mittelständlern macht sich offenbar eine zunehmende Unsicherheit über die weitere Konjunkturentwicklung breit. Insbesondere im Bausektor und im Verarbeitenden Gewerbe mehren sich die pessimistischen Umsatzerwartungen“, beschreibt der Geschäftsführer der Creditreform Berlin Brandenburg, Jochen Wolfram, diese Entwicklung.“ Abgeschwächt hat sich die Investitionsbereitschaft der Berliner Mittelständler. Noch 50,9 Prozent (Vorjahr: 54,4 Prozent) der Befragten planen Investitionen. Der Anteil investitionsbereiter Unternehmen liegt in Berlin damit leicht unter dem Bundesdurchschnitt (55,2 Prozent). Der Schwerpunkt der Investitionstätigkeit im hiesigen Mittelstand liegt aber erneut auf der Erweiterung der Kapazitäten. Weiterhin am höchsten ist die Investitionsbereitschaft im Verarbeitenden Gewerbe (61,3 Prozent), wo das hohe Vorjahresniveau von 62,1 Prozent nahezu gehalten werden konnte.
Hoher Personalbedarf – Arbeitskräfte werden knapp
Der Personalbedarf der kleinen und mittleren Unternehmen bleibt trotz der leicht schwächeren Konjunkturprognosen hoch. Knapp ein Drittel der befragten Unternehmen (31,1 Prozent) plant eine Aufstockung der Mitarbeiterzahl. Im Vorjahr war dieser Anteil (33,9 Prozent) allerdings noch etwas höher gewesen. Einen Stellenabbau planen indes aber nur 6,0 Prozent der Unternehmen.
Infolge der guten Wirtschaftslage war der Arbeitskräftebedarf der Unternehmen bereits im vergangenen Jahr gestiegen. Drei von zehn befragten Unternehmen (29,6 Prozent) haben im Jahresverlauf 2018 die Mitarbeiterzahl aufgestockt und 57,0 Prozent hielten sie unverändert. Offenbar fällt es den kleinen und mittleren Unternehmen aber zunehmend schwerer, Bewerber für offene Stellen zu finden. 78,5 Prozent der Befragten bewerteten die Personalsuche als schwierig (Vorjahr: 77,5 Prozent). Probleme bei der Fachkräftegewinnung wurden vor allem aus dem Baugewerbe gemeldet.
Eigenkapitalquote verbessert
Die gute Wirtschaftslage ließ auch Umsätze und Erträge im Mittelstand steigen. Damit konnten die Unternehmen ihre Eigenkapitalsituation zuletzt verbessern. Insgesamt hat sich bei 37,9 Prozent der Berliner Mittelständler die Eigenkapitalsituation verbessert. Eine Verschlechterung der Eigenkapitalbasis war bei 7,8 Prozent der befragten Unternehmen zu verzeichnen. Der Anteil der Unternehmen, deren Eigenkapitalquote weniger als 10 Prozent beträgt und die damit als eigenkapitalschwach gelten, verringerte sich leicht – von 28,8 auf 26,6 Prozent. Insbesondere im Baugewerbe nahm die Zahl der eigenkapitalschwachen Firmen ab.
Gute Finanzierungsbedingungen für den Mittelstand
Die aktuellen Finanzierungsbedingungen werden von immerhin 35,5 Prozent der Befragten als sehr gut bzw. gut wahrgenommen (Vorjahr: 37,4 Prozent). Schwierigkeiten bei der Finanzierung scheinen nur wenige Unternehmen zu haben. Lediglich 8,6 Prozent der Befragten (Vorjahr: 8,8 Prozent) beurteilten die Finanzierungsbedingungen mit mangelhaft oder ungenügend. „Das ist ein historisches Tief“ erläuterte der Vorstandsvorsitzende der IBB, Dr. Jürgen Allerkamp. „Noch vor fünf Jahren lag der Anteil der Unternehmen mit negativen Bewertungen hier bei über 17 Prozent.“ Unter dem Strich wurden die Finanzierungsbedingungen ähnlich gut wie im Vorjahr beurteilt. Wenn es Verschlechterungen gab, so betrafen diese in erster Linie die zu hinterlegenden Sicherheiten, aber auch die Anforderungen an die Offenlegungs- und Dokumentationspflichten.
Hauptfinanzierungsquelle für die meisten KMU-Unternehmen in Berlin sind die Einnahmen aus dem laufenden Geschäftsbetrieb (81,8 Prozent). So hat die Bedeutung des Bankkredits für die Unternehmensfinanzierung im Mittestand zuletzt leicht nachgelassen. 36,9 Prozent der Befragten setzten zuletzt Bankkredite ein (Vorjahr: 38,4 Prozent). Insbesondere im Bausektor sowie im Dienstleistungsgewerbe hatte der Bankkredit nicht mehr den Stellenwert wie noch im Vorjahr. Im Verarbeitenden Gewerbe hat die Fremdfinanzierung über Bankkredite und Fördermittel eine überdurchschnittliche Bedeutung, was auch mit der in diesem Bereich höheren Investitionsbereitschaft zusammenhängen mag. Hier gaben 42,4 Prozent der Unternehmen an, Bankkredite einzusetzen (Durchschnitt: 36,9 Prozent) und 23,6 Prozent griffen auf Fördermittel zurück (Durchschnitt: 12,6 Prozent).
Im Fokus 2019: Die Berliner Industrie
Die Berliner Industrie hat in den letzten Jahrzehnten einen tiefgreifenden Wandel erfahren, der zahlreiche Unternehmen und Arbeitsplätze gekostet hat, aber auch viele Neugründungen hervorbrachte: 27 Prozent der hier befragten Industrieunternehmen waren jünger als 10 Jahre, aber auch 41 Prozent älter als 25 Jahre. Auch der Grad der internationalen Verflechtung hat in den letzten Jahren zugenommen. 37,1 Prozent der im Rahmen der Befragung zum KMU Report 2019 antwortenden Industrieunternehmen gaben an, über ein internationales Netzwerk zu verfügen. Damit ist dieser Anteil größer, als der Anteil der Unternehmen, die sich national orientieren (36,3 Prozent) bzw. lediglich über ein regionales Netzwerk verfügen (26,6 Prozent).
Unter dem Strich ist die Zufriedenheit der Berliner Industriebetriebe mit dem Produktionsstandort groß: 68 Prozent der antwortenden Industriebetriebe sind zufrieden und 21 Prozent sogar sehr zufrieden mit dem Produktionsstandort Berlin, so dass für die Unzufriedenen lediglich 11 Prozent verbleiben. Unzufriedenheit herrscht vor allem hinsichtlich der Verfügbarkeit von Fachkräften, die 43 Prozent der Antwortenden als mangelhaft bezeichnen und von Flächen, die 21 % der antwortenden Unternehmen bemängeln. Dagegen überwiegen bei der Bewertung der Verfügbarkeit von Netzwerkpartnern, der Infrastruktur und sogar der Arbeitskosten die positiven Wertungen (mindestens befriedigend) deutlich. Dies trifft auch zu auf die Bewertung des wissenschaftlichen Umfelds und des Know-hows für Digitalisierungsmaßnahmen zu, die aber lediglich von 64 Prozent (Digitalisierung) bzw. 54 Prozent (Wissenschaft) als wichtig für ihr Unternehmen erachtet werden. Für weitaus mehr Unternehmen sind die Arbeitskosten (95 Prozent), die Infrastruktur (92 Prozent), die Verfügbarkeit von Fachkräften (92 Prozent) und Netzwerkpartnern (72 Prozent) von Bedeutung. Dass lediglich 75 Prozent der antwortenden Unternehmen die Verfügbarkeit von Flächen als wichtig bezeichnen mag daran liegen, dass hier nur eine Teilmenge der Unternehmen Veränderungsbedarf verspürt.
Berlin, 19. Juni 2019
Kontakt:
Creditreform Berlin Brandenburg Wolfram KG
Christian Frey
Tel. 030 212 94 - 350
E-Mail: c.frey@berlin.creditreform.de
Investitionsbank Berlin
Uwe Sachs
Tel. 030 2125 - 2950
E-Mail: uwe.sachs@ibb.de