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Nachfolger gefunden - auch in der Pandemie
Die Corona Krise hat vieles verändert, aber eben doch nicht alles. Das zeigt sich bei der Zahl neu gegründeter Unternehmen ebenso wie bei den Übernahmen von Betrieben. Die Zahlen bleiben im langfristigen Trend, „Einschläge“ waren jedenfalls im Jahr 2020 nicht zu verzeichnen (aktuelle Zahlen für das laufende Jahr 2021 liegen noch nicht vor).
Frauen haben noch aufzuholen
Ein Autorenteam aus Mitarbeitern des Verbandes Deutscher Bürgschaftsbanken, der Creditreform Rating AG sowie des KompetenzCentrums für Entrepreneurship & Mittelstand an der FOM Hochschule hat auch in diesem Jahr eine aktuelle Studie zu den Übernahmen von Betrieben in Deutschland erstellt. Wie war es um die Nachfolge im Jahr 2020 bestellt? Im letzten Jahr war nur ein leichter Rückgang bei der Zahl der Transaktionen im Zusammenhang mit der Übernahme eines Unternehmens zu registrieren. Ein Minus von 4,5 Prozent und ein leichter Rückgang bei der Anzahl der Übernehmenden um 7,2 Prozent bilden die Basis für weitere strukturelle Untersuchungen des aktuellen Geschehens. Der Anteil der Frauen bei den Übernehmenden liegt bei 21 Prozent und damit unter der Anzahl von Frauen in Führungspositionen, wie ihn das Statistische Bundesamt ausweist (29 Prozent). Immerhin aber liegt dieser Frauenanteil über der Anzahl der Frauen an genuinen Unternehmensgründungen, der etwa bei 15 bis 16 Prozent liegt.
Es fehlt an jungen Nachfolgern
Weniger die aktuelle Pandemie als mehr der langfristige Trend bestimmen die Herausforderungen bei der Transformation von Unternehmen – nicht nur im Hinblick auf die digitalen Veränderungen, sondern auch bezogen auf den demografischen Wandel. Dies wird nicht zuletzt deutlich beim Alter der Unternehmer in Deutschland. Im Jahr 2020 war bereits mehr als jeder sechste Unternehmer 65 Jahre oder älter. Das bedeutet, dass auf der anderen Seite bei den potenziell Übernehmenden eine geringere Zahl bereitsteht, die den Betrieb fortführen kann oder will. Der Anteil der Übergebenden im Rentenalter von über 65 Jahren geht in den letzten Jahren fortlaufend zurück. 60 Prozent der erfolgreich Übergebenden sind jünger als 65 Jahre. Aber es gibt auch einen gegenläufigen Trend: Etwa 2 Prozent der Unternehmer, die einen Nachfolger gefunden haben, waren nunmehr 80 Jahre oder älter.
Auch bei einem Blick auf die nachfolgenden Unternehmer zeigt sich, dass 2020 ein Jahr war, in dem sich die Entwicklungen der Vorjahre seit 2016 ohne größere Brüche fortsetzten. Es gab leichte Veränderungen bei den Regionen und auch beim Alter der Übernehmenden. Diese waren nach Aussage der Autoren jedoch „wenig dramatisch“.
Überkommene Rollenbilder
Tatsächlich zeigt auch ein Blick auf die Branchen der übernommenen Unternehmen, dass es wohl typische „Männerbranchen“ gibt, wie etwa das Baugewerbe oder auch der Verarbeitende Sektor. Und auf der anderen Seite gibt es wohl eher typische „Frauenbranchen“, wie das Gesundheits- und Sozialwesen, aber auch das Gastgewerbe. Dabei sind kleine Veränderungen in den Wirtschaftszweigen zu beobachten, in denen Frauen überwiegend aktiv sind, wenn es um die Übernahme eines Unternehmens geht. So ist im Zeitablauf die Tatsache stabil geblieben, dass 80 Prozent der von Frauen übernommenen Betriebe aus nur sechs Wirtschaftszweigen stammen. Gehäuft handelt es sich um Übernahmen in den Bereichen Handel, Gastgewerbe sowie Gesundheits- und Sozialwesen. Dabei hat sich der Anteil der Frauen im Gesundheits- und Sozialwesen sogar von 10 auf 15 Prozent gesteigert. Auf der anderen Seite gibt es eine geringfügig geringere Beteiligung von Frauen in den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen sowie im Verarbeitenden Gewerbe.
Gut geführte Unternehmen
Das Wissenschaftsteam hat auch die Finanzdaten der Unternehmen untersucht, die einen Nachfolger gefunden haben. Festzuhalten ist dabei zunächst, dass 2019 (als letztes auf Basis von Bilanzdaten zu erfassendes Jahr) das zweithöchste Umsatzsatzniveau zu sehen ist (seit 2013). Noch aufschlussreicher als der Umsatz sind die Zahlen zum Gewinn, zum Betriebsergebnis im Sinne des durchschnittlichen EBIT. Das durchschnittliche EBIT aller übergebenen Betriebe war im Jahr 2019 doppelt so hoch wie in den besten Jahren des Zeitraums 2013 bis 2018. So gilt, dass die Betriebe nicht nur im Hinblick auf den Umsatz groß waren, sondern auch im Hinblick auf ihre Gewinnsituation erfolgreicher als zuvor.
Die gute Nachricht: Die meisten Übernahmen sind erfolgreich. Auch die Entwicklung der Unternehmen vor und nach der Übergabe zeigt, dass es in den meisten Fällen gelungen ist, das Umsatz- und EBIT Niveau im Vergleich zu zwei Jahren vor der Übergabe leicht zu steigern. Diese positive Entwicklung ist über alle Wirtschaftszweige hinweg zu registrieren. So stellen die Autoren resümierend fest, dass bei den betrachteten Unternehmensübernahmen diese im Durchschnitt aus finanzieller Sicht erfolgreich waren. Eine Nachricht, die gerade in der Krise optimistisch stimmt, denn Unternehmensübernahmen stellen im Hinblick auf die demografische Entwicklung in Deutschland einen wichtigen Faktor für den Erhalt von Arbeitsplätzen und die Steigerung der Wertschöpfung dar.
Quelle: Nachfolgemonitor (Band 4), Verband Deutscher Bürgschaftsbanken, Creditreform Rating AG, KompetenzCentrum für Entrepreneurship & Mittelstand der FOM Hochschule