Rendite oder Risiko? So sorgen Unternehmer vor
Vermögensaufbau, Vermögenserhalt und Altersvorsorge: Bei diesen Themen haben Unternehmer andere Sorgen und Nöte als Angestellte - aber auch andere Chancen. Wann lohnt sich die Befreiung von der gesetzlichen Rente? Welche Anlagestrategien sind für welches Alter sinnvoll? Und inwiefern sollte unternehmerisches Risiko berücksichtigt werden? Diese Fragen beantwortet Bestseller-Autorin und Anlagespezialistin Jessica Schwarzer im Podcast - und erklärt, warum sie auch in turbulenten Börsenzeiten Aktienfan bleibt.
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Tanja Könemann: Grauhaarig, gut gelaunt und wohlhabend – so sehen Senioren oft in den Anlagebroschüren von Banken und Vermögensverwaltern aus. Was da so mühelos wirkt, ist möglich, aber ohne die richtige Strategie unwahrscheinlich. Deshalb sprechen wir heute über Geldanlage für Unternehmer und Unternehmerinnen. Zu Gast bei mir im Studio ist Anlageexpertin, Aktienfan und Buchautorin Jessica Schwarzer. Ihr letztes Buch heißt „Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien“. Hallo Jessica, schön, dass du da bist.
Jessica Schwarzer: Ja, danke, dass du mich eingeladen hast, Tanja.
Tanja Könemann: Jessica, du schaust aus verschiedenen Blickwinkeln auf das Thema Geldanlage und Altersvorsorge. Zum einen zählst du zu den renommiertesten Finanzjournalistinnen Deutschlands. Zuerst einmal, wie ist es dazu gekommen?
Jessica Schwarzer:Also ich habe ehrlich gesagt immer schon so eine Faszination für Geld gehabt. Ich habe als Kind unglaublich gerne gespart, schon als Schülerin. Ich habe Zinsen verglichen und bin mit dem Fahrrad von Bank zu Bank gefahren. Meine arme Mutter musste dann immer mit dem Auto hinterher, denn sie musste ja das Konto für mich eröffnen oder den Sparbrief, weil ich es ja nicht konnte unter 18. Und dann kam irgendwann die Telekom-Aktie, also der Börsengang der Deutschen Telekom. Wir erinnern uns, Manfred Krug, die Älteren unter uns haben die Spots damals gesehen. Und da hatte auch wieder meine Mutter die Idee: Lass uns diese Aktie doch mal zeichnen. Da war ich Anfang 20, das war glaube ich im Jahr 1996, und da war gleich meine Leidenschaft für die Börse geweckt. Ich habe ein bisschen viel gezockt vielleicht in meinen ersten Jahren, aber die Leidenschaft habe ich nie verloren. Ich wollte schon als Kind Journalistin werden und dann habe ich irgendwie meine Leidenschaft zum Beruf gemacht und schwupp war ich Finanzjournalistin.
Tanja Könemann: Das Gute daran ist, dass du praktizierst, was du predigst. Das hast du gesagt, du investierst. Du investierst aber strategisch und vornehmlich immer noch in Aktien.
Jessica Schwarzer: Ja genau, also ich bin immer noch leidenschaftliche Aktionärin. Meine Aktienquote ist mit 80 Prozent relativ hoch, aber ich investiere eben auch sehr langfristig mit breiter Risikostreuung, also fast nur über börsengehandelte Indexfonds und dadurch reduziert sich dann das Risiko mit der langen Laufzeit. 20 Prozent meines Geldes packe ich auch in Anleihen, denn ich glaube eine Aktienquote von 100 Prozent, das kann glaube ich keiner ertragen, wenn es knallt an der Börse. Und wenn man sehr jung ist, kann man sich das eigentlich leisten, weil man den Zeithorizont hat, aber aushalten muss man es eben auch können. Deswegen bin ich immer noch ein Fan, ein bisschen sichere Anleihen beizumischen, aber grundsätzlich bin ich ganz klar für den Vermögensaufbau Team Aktie.
Tanja Könemann: Was man über dich auch wissen muss, Jessica, deine Lebenssituation ähnelt der Lebenssituation unserer Hörerinnen und Hörer, Unternehmer und meist Unternehmerinnen, die uns hier heute zuhören. Was ist die besondere Herausforderung für diese Personengruppe? Wenn es um das Thema Vermögensaufbau geht?
Jessica Schwarzer: Also ich bin selbstständig seit sechs Jahren und naja, man muss sich auch anders um seine Altersvorsorge, den langfristigen Vermögensaufbau kümmern, wenn man nicht mehr in die gesetzliche Altersvorsorge einzahlt, in die Rentenkasse. Ich bin froh, dass ich das nicht mehr tue, weil ich glaube, ich kann es allein besser. Aber man muss sich eben schon ein paar andere Sachen fragen, als man es als Angestellte oder Angestellter tun muss. Da sollte man natürlich auch privat vorsorgen, um Gottes Willen, und man sollte auch Vermögen aufbauen. Aber es ist schon eine etwas andere Situation.
Tanja Könemann: Freiwillig in die Rente einzahlen mochtest du nicht?
Jessica Schwarzer: Also ich habe halt wirklich Sorgen, dass unser Rentensystem, wenn das so weitergeht, uns irgendwann um die Ohren fliegt. Mal abgesehen davon, dass die Rendite da sowieso sensationell schlecht ist. Also ich mache es dann lieber selbst.
Tanja Könemann: Okay, also hier geht es auch um Menschen, die das gerne selbst in die Hand nehmen. Und dazu hast du uns zwei Beispiele mitgebracht. Einmal den Fall eines 32 -jährigen Firmeninhabers mit kleinem bis mittlerem Einkommen. Und der zweite Fall ist eine 49 -jährige Unternehmerin, die mehr verdient und auch schon Immobilien besitzt. Was würdest du denn raten, einem 32-Jährigen, der zwischen 50 .000 und 75.000 Euro verdient im Jahr?
Jessica Schwarzer: Also ich würde auf jeden Fall raten, dass man sich sehr genau mit den Risiken seines Lebens auseinandersetzt. Also erstmal muss man natürlich so die allgemeinen Risiken abdecken über Versicherungen. Und dann kommt man eben erst zum Vermögensaufbau und zur Altersvorsorge. Wobei die Altersvorsorge natürlich auch ein Risiko, nämlich dieses Langlebigkeitsrisiko, beinhaltet. Eigentlich ist es ja schön, lange zu leben. Aber wenn man nicht genug vorgesorgt hat und nicht genug Geld auf dem Konto hat, wird es eben auch ein Risiko, ein finanzielles. So, das heißt, man muss erstmal diese Basics regeln. Das ist dann vielleicht eine Berufsunfähigkeitsversicherung, eine Rechtsschutzversicherung, diese Dinge. Und dann schauen, was man noch für Budgets übrighat. Und dann würde ich ganz klar, wenn man nicht so große Budgets hat, erstmal vielleicht mit ETF-Sparplänen anfangen. Das geht ja schon mit kleinen Summen. Man sollte sich aber auch beraten lassen, was von den klassischen Altersvorsorgeprodukten vielleicht Sinn machen könnte. Also vielleicht eine Rürup-Rente. Da kann ich ja heute die Beiträge, die ich einzahle, steuerlich geltend machen. Da kommt nicht viel raus am Ende. Das sind keine wahnsinnig tollen Verträge. Die sind auch sehr teuer, wie alles, wo Versicherung draufsteht. Die Renditen sind nicht besonders gut. Aber wenn ich natürlich hingehe und habe einen Steuersatz von 30 Prozent oder so und kann das steuerlich geltend machen, dann könnte ich ja diese 30 Prozent vielleicht an der Börse anlegen. So mache ich es. Übrigens, also Rechenbeispiel. Wir zahlen 10.000 Euro in die Rürup -Rente ein. Das ist jetzt viel, aber ich kann nicht so gut rechnen. Ich brauche runde Zahlen. Also 10.000 Euro packen wir da rein im Jahr und haben 30 Prozent ungefähr Steuersatz. Dann kriegt man ja eigentlich 3.000 Euro über die Steuererklärung zurück. Und diese 3.000 Euro würde ich dann nehmen und vielleicht in andere ETFs packen oder in den ETF, die ich sowieso schon bespare. Und dann wird da nämlich langfristig doch ein Schuh draus und eine Rendite, weil Aktien langfristig breite Risikostreuung sechs bis acht Prozent pro Jahr. Es gibt schlechte und gute Börsenjahre, aber im Schnitt sollte das passen. Und wenn man das so zusammenkombiniert, ist das wunderbar. Ich würde aber immer jedem empfehlen, sich beraten zu lassen von einem Finanzberater. Vielleicht auch mit einem Steuerberater mal zu sprechen. Der hat vielleicht auch noch eine gute Idee. Aber ich würde auf jeden Fall schauen, dass der Baustein Aktie einen großen Teil ausmacht, weil das sind einfach die besten Renditen.
Tanja Könemann: Wir haben jetzt gerade über die Rürup-Rente gesprochen. Da müssen wir in fairerweise auch ein paar Nachteile aufzählen. Nämlich zum Beispiel, dass man sie nicht wieder kündigen kann. Was gibt es denn noch für Nachteile?
Jessica Schwarzer: Wie ja schon gesagt, teuer, wie alles, wo Versicherung draufsteht. Die Renditen sind eben nicht so bombenhoch, wobei es gibt auch Fondrenten im Rürupmantel. Da sind aber dann eben auch wieder die Gebühren so hoch. Aber es ist wieder dieser Fall mit dem Langlebigkeitsrisiko. Wenn ich mein Depot einfach nur habe, meinen ETF -Sparplan oder Einmalanlagen, und ich habe da am Ende, wenn ich in Rente gehe, vielleicht eine Million drin, sehr hoch, vielleicht sind es auch nur 500.000 Euro, dann muss dieses Geld ja, bis zum Ende meines Lebens, reichen. Und ich weiß nicht, wann es zu Ende ist. Und vielleicht ist das Depot irgendwann leer. Dann sind wir wieder bei unserem Langlebigkeitsrisiko. Bei so einer Versicherungslösung ist es aber eben so, dass mir dann die garantierte Rente bis zum Ende meines Lebens bezahlt wird.
Tanja Könemann: Dann kommen wir jetzt zu dem zweiten Fallbeispiel, was du uns mitgebracht hast. Und zwar zu einer etwas älteren Dame, eine 49 -jährige Unternehmerin. Bei der legen wir Folgendes zugrunde: 150 .000 Euro Jahreseinkommen. Sie hat bereits ein eigenes, abbezahltes Haus und eine weitere Immobilie, die sie vermietet. Also schon ein bisschen besser situiert.
Jessica Schwarzer: Also die hat schon ein richtig großes Vermögen aufgebaut, muss man ganz klar sagen. Vor allem, wenn es abbezahlt ist. Super. Ich finde es immer ein bisschen schwierig, alles auf ein Pferd zu setzen. Aber es ist nun mal so, eine Immobilie ist in der Regel die größte Investition, die wir in unserem Leben tätigen. Kaum jemand von uns investiert jemals mehr als in eine Immobilie mit mehreren hunderttausend Euro auf einmal. Ich würde andere Anlageklassen beimischen. Da bin ich wieder bei meinen Aktien. Da würde ich auch ein bisschen was machen. Und es ist halt die Frage, wie sie mit ihrer Altersvorsorge umgeht. Sind diese Immobilien ihrer Altersvorsorge? Reicht ihr das schon? Wäre mir auch zu wenig. Ich würde dann auch mal schauen, was Sinn macht. Ob da vielleicht auch ein Rürup Sinn macht. Eben auch durch diese Steuergeschichte, dass ich meine Beiträge absetzen kann. Also da würde ich auch einfach mal schauen, mich beraten lassen, dass da noch ein paar andere Anlageklassen dazukommen und man nicht auf Gedeih und Verderb von einer abhängig ist.
Tanja Könemann: Und ganz grundsätzlich, wenn du sagst, was sind so die wichtigsten Schritte auf dem Weg zu einer erfolgreichen Anlagestrategie für dich?
Jessica Schwarzer: Also man muss ein bisschen Vorarbeit leisten. Also wir haben jetzt gesagt, wo stehe ich im Leben finanziell? Welche Budgets habe ich? Was bin ich für ein Risikotyp? Dann kommen wir zu den Zielen. Wir haben jetzt gesagt, Altersvorsorge, das ist ein sehr langfristiges Ziel. Wenn ich damit mit 50 erst anfange, das ist nur noch nicht mehr ganz so langfristig, aber eigentlich. Und dann muss man eben schauen, dass man zu einer Strategie kommt und überlegt, wie hoch soll die Aktienquote sein? Möchte ich auch Immobilien? Möchte ich auch Gold? Was ist mit diesen klassischen Dingen, Lebensversicherung, Rentenversicherung etc.? Will ich davon was oder nicht? Und so kommt man dann zu seiner Strategie. Das ist ein bisschen Arbeit. Man kann aber auch mal ganz gut nachjustieren. Ich würde mich, gerade wenn man anfängt, absolut beraten lassen. Es gibt immer so diese Vorurteile, Bankberater, Versicherungsmakler. Aber die wissen ja, was sie tun, und die kennen die Produkte. Und ich würde halt einfach nicht im ersten Moment sofort unterschreiben, sondern das Ganze nochmal mit nach Hause nehmen, nochmal drüber schlafen, vielleicht mit einem anderen nochmal drüber sprechen. Aber es macht schon Sinn, wenn man sich oder man meint, sich nicht auszukennen. Manche kennen sich viel besser aus, als sie glauben. Wenn man drüber spricht, merken sie es dann auf einmal. Es ist schon okay, sich da Hilfe zu holen.
Tanja Könemann: Ja, also wir haben, wie immer ziehen wir hier ein Fazit im Podcast. Wir haben gehört, es braucht ein bisschen Zeit, eine gute Strategie zu finden und auch, dass es sich lohnt, sich hinzusetzen und sich auch in jungen Jahren schon zu überlegen, was habe ich, wie sieht mein Risiko aus, wo will ich hin? Und ja, sich auch beraten zu lassen. Ja, nicht nur in jungen Jahren, sondern auch, wenn man in der Lebensmitte ist, macht es immer noch Sinn, sich darum zu kümmern und sich mal auf den Hosenboden zu setzen und eine kleine Bilanz zu ziehen.
Jessica Schwarzer: Vor allem, finde ich, in späteren Jahren sollte man auch wieder drüber nachdenken, Aktien als Baustein nicht zu vernachlässigen, weil wir denken, bei der Altersvorsorge immer so, habe ich vor ein paar Jahren auch noch gemacht, so ein bisschen falsch. Wir denken immer, Altersvorsorge, ich gehe mit 65 oder 67 in Rente, Ende. Das stimmt für alle klassischen Vorsorgeprodukte, Rürup, Riester ja auch, die Lebensversicherung, da zahle ich da nicht mehr ein, dann bekomme ich was. Aber mein Aktiendepot, da ist es halt anders. Das kann ich behalten, das kann weiterwachsen, da kann ich weiter anlegen. Also da auch ein bisschen, sich ein bisschen von diesem Renteneintrittsalter an ein paar Stellen mal zu verabschieden beim Denken.
Tanja Könemann: Mit diesem Werbeblog von Jessica Schwarzer für die Aktien und für ETFs verabschieden wir uns heute. Bis bald bei Gute Geschäfte.
Jessica Schwarzer: Bis bald.