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Das Handwerk schafft es

Ein neues, geflügeltes Wort macht die Runde – vom „Insolvenz-Paradoxon“ ist die Rede. Der Begriff bezeichnet den Sachverhalt, dass in der aktuellen Krise mehr und mehr Unternehmen wirtschaftlich hart betroffen sind, auf der anderen Seite aber die Zahl der Insolvenzen rückläufig ist.

Eine Erklärung für diese Tatsache liegt sicher darin, dass die Pflicht zum Insolvenzantrag deutlich gelockert wurde und zusätzlich noch Milliarden-Beträge für die Betriebe in der Schieflage zur Verfügung stehen, um die Zahlungsunfähigkeit zu bannen. „Verschoben ist nicht aufgehoben“, dieser Satz gilt aktuell gegenüber einer Insolvenzsituation, die von deutlich geringeren Zahlen als in den Vorjahren gekennzeichnet ist.

Weniger Insolvenzen waren 2020 auch im Handwerk zu registrieren. Waren vor der Pandemie noch 3.910 Handwerksbetriebe insolvent, so waren es zum Jahresultimo 2020 nur noch 3.240 Betroffene. Das entspricht einem Rückgang von 17,1 Prozent. Eine Zahl, die noch deutlicher ist als die Veränderung für die Gesamtwirtschaft: Hier waren es gegenüber dem Vorjahr minus 13,4 Prozent. Während Großunternehmen sich im Zeichen von Überschuldung und drohender Zahlungsunfähigkeit aber in eine (neue) Restrukturierung begeben können, bleibt vielen eher kleinen Handwerksbetrieben diese Option verschlossen. Anzumerken ist aber auch, dass dem Handwerk zwar rund ein Drittel aller wirtschaftsaktiven Unternehmen angehören, das Handwerk aber nur ein Fünftel aller Unternehmensinsolvenzen stellt. Weiterhin bleibt festzuhalten, dass der Bausektor des Handwerks, der der Pandemie zum Trotze weiter boomt, mehr als die Hälfte aller Insolvenzen stellt. Doch auch hier bleibt ein Rückgang festzustellen.

In der aktuellen Befragung zur Wirtschaftslage des Handwerks 2020/2021 wollte Creditreform genaueren Aufschluss darüber haben, wie die Corona-Krise beim Handwerk wirkt. Direkte Fragen wurden zu den Corona-Hilfsmaßnahmen gestellt, aber auch insgesamt zu den Existenznöten der Betriebe. Dabei gaben die Antworten die schlechte Entwicklung wieder, wie sie sich bereits aus den betriebswirtschaftlichen Kennziffern, etwa zu den Umsätzen oder zu den Investitionen, ableiten ließ.

Die Lage war noch nie so ernst

Mehr als 8 Prozent der Handwerksunternehmen bejahten die Frage, ob man sich in einer Krisenphase befinde. Während es im Bau nur knapp 5 Prozent sind, die sich im Überlebenskampf befinden, sprachen im Kfz-Handwerk rund 21 Prozent und im Nahrungsmittelhandwerk rund 19 Prozent von einer akuten Krise. Noch prägnanter fallen die Antworten aus, richtet sich die Frage danach, ob man diese Krise als existenzbedrohend empfinde. Mehr als ein Drittel sah sich gezwungen, dies zu bejahen. Im Nahrungsmittelgewerbe sind es sogar fast 60 Prozent, die fürchten, die Pandemie nicht zu überleben. Immerhin konnten allerdings auch rund 25 Prozent der Handwerksbetriebe eine Überlebenskrise eindeutig verneinen.

Staatliche Hilfen sind gegeben – doch die Kritik an der Höhe, vor allem aber an der Bürokratie bei der Vergabe, ist deutlich. Seit Mitte März, seit dem Beginn des ersten Lockdowns stehen Corona-Hilfen für die Unternehmen zur Verfügung. In 2020 wurden alleine durch das KfW- Sonderprogramm über 60 Milliarden Euro beantragt und über 40 Milliarden Euro bewilligt. An Soforthilfen würden bis zum Jahresende 2020 über 13 Milliarden Euro gezahlt; dazu kommen weitere Fonds, wie die Überbrückungshilfe oder Bürgschaften, die sich im einstelligen Milliardenbereich befinden. Befragt nach dem Einsatz dieser Mittel, gaben rund die Hälfte der Betriebe an, keine Hilfen in Anspruch genommen zu haben. Das mag daran liegen, dass man diese zum einen gar nicht benötigt oder zum anderen mögliche Voraussetzungen für die Gelder nicht vorliegen. So sind Umsatzausfälle im Zeichen der Krise oft nur schwer nachzuweisen.

Gute Mitarbeiter halten

An erster Stelle der Creditreform Befragung wurden Soforthilfen genannt. Mehr als ein Viertel des Handwerks hat hier zugegriffen. An zweiter Stelle steht das Kurzarbeitergeld. Mehr als 22 Prozent der Unternehmen nahmen diese Hilfe für ihre Arbeitnehmer in Anspruch. Angesichts des massiven Facharbeitermangels und der Betriebstreue im Handwerk verwundert dies nur wenig. Das Handwerk ist bemüht, seine Belegschaft vollzählig zu halten. Nicht zuletzt die positiven Aussagen zu den weiteren Personalplanungen zeigen, wie stark das Handwerk von einem soliden und eingearbeiteten Mitarbeiterstamm abhängig ist. Obwohl in der absoluten Höhe auf dem vordersten Platz der staatlichen Hilfen angesiedelt, wurden KfW-Kredite nur von jedem zehnten Handwerksbetrieb in Anspruch genommen. Auch Überbrückungshilfen, von denen es vielfach heißt, dass die Anträge und die entsprechenden Ausschüttungen zu kompliziert und bürokratisch seien, spielen nur eine eher geringe Rolle. Weniger als 4 Prozent haben sie in Anspruch genommen.

Es ist ein Glück, dass viele Handwerksbetriebe, wie der Bau oder der Metallbereich, relativ wenig von den Maßnahmen des Lockdowns betroffen sind. Aber auch die staatlichen Hilfen spielen, zusammen mit den insolvenzrechtlichen Erleichterungen, eine Rolle, wenn es darum geht, der Insolvenz zu entgehen und ein Überleben zu sichern.



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