Es klafft ein Loch im Arbeitsmarkt. Im Institut der deutschen Wirtschaft (IW) haben wir ausgerechnet, dass es im Jahr 2027 eine erschreckende Lücke von 728.000 Fachkräften geben wird. Die gute Nachricht ist: Dank der starken Zuwanderung könnte sich die Lage in Zukunft zumindest teilweise entspannen. Zwar gehen infolge des demografischen Wandels bis 2027 jährlich 283.000 Beschäftigte mehr in Rente, als junge Menschen auf den Arbeitsmarkt nachrücken. Setzt sich der aktuelle Trend jedoch fort, werden bis dahin 285.000 Menschen jährlich aus dem Ausland in den Arbeitsmarkt einwandern.
Gerade im Osten halten Ausländer die Wirtschaft am Laufen
In einer guten Integration in den Arbeitsmarkt liegen also enorme Chancen: Es gilt deshalb, qualifizierte Zuwanderung zu stärken und berufliche Abschlüsse aus dem Ausland schneller anzuerkennen.
Schon heute sind ausländische Beschäftigte für die Wirtschaft unverzichtbar – und das gerade im Osten: 2023 arbeiteten in den fünf ostdeutschen Bundesländern rund 403.000 Menschen, die keinen deutschen Pass haben. IW-Berechnungen zeigen: Ausländische Beschäftigte im Osten erwirtschafteten im selben Jahr 24,6 Milliarden Euro, das entspricht 5,8 Prozent der dortigen Bruttowertschöpfung. Ohne sie wäre die ostdeutsche Wirtschaft geschrumpft, tatsächlich ist sie aber gewachsen.
Auch die Beschäftigung im Osten wäre nach einer IW-Studie ohne Ausländer zurückgegangen. In ganz Deutschland entfielen zwischen Mitte 2021 und Mitte 2023 rund 86 Prozent des Arbeitskräftezuwachses auf ausländische Arbeitskräfte – die meisten davon aus Drittstaaten, also Ländern außerhalb des europäischen Wirtschaftsraums.
Ohne Zuwanderung bleiben Ausbildungsstellen unbesetzt
Ähnliches gilt bei den Ausbildungsstellen: Die Situation auf dem deutschen Ausbildungsmarkt ist alarmierend. Seit 2009 ist die Anzahl der deutschen Ausbildungsanfänger um 21 Prozent gesunken, gleichzeitig stieg die Anzahl der ausländischen Auszubildenden um 84 Prozent an. Diese Entwicklung ist nicht nur bemerkenswert, sondern auch dringend nötig – denn ohne Zuwanderer würde unser Ausbildungswesen kollabieren. Während Deutschland händeringend versucht, seine wirtschaftliche Stärke zu bewahren, wird oft übersehen, dass Zuwanderung in der Ausbildung ein wesentlicher Teil der Lösung ist. Junge Menschen aus dem Ausland bringen nicht nur neue Perspektiven und Fähigkeiten mit, sondern sie federn den drohenden Fachkräftemangel aktiv ab.
Das Land muss sich darüber im Klaren sein: Ohne eine gezielte Förderung und Integration von ausländischen Fachkräften könnten die wirtschaftlichen und sozialen Folgen noch drastischer ausfallen. Es ist an der Zeit, Zuwanderung als Chance zu begreifen – nicht nur für den Arbeitsmarkt, sondern auch für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft.