ESG-Kriterien: Mehr Nachhaltigkeit für Unternehmen
Immer mehr Unternehmen müssen in Zukunft darüber berichten, wie nachhaltig sie arbeiten. Was hinter dem Kürzel ESG steckt und wie Unternehmen sich darauf vorbereiten.
Zum ArtikelInflation, Lieferkettenengpässe, Personalmangel, Klimawandel, Digitalisierung: Wie Sie sich aktuellen Entwicklungen anpassen und wirtschaftlichen Megatrends begegnen.
Die Wirtschaftsleistung ist in 2023 geschrumpft. Auch für das Gesamtjahr 2024 ist kein wirtschaftliches Wachstum zu erwarten. Damit sind die Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs vorbei.
Auch wenn das konjunkturelle Bild nicht mehr ganz so düster gesehen wird wie vor ein paar Monaten, zeigt die Situation deutlich, warum Unternehmen umdenken müssen. Statt Ihre Strategie an Vorhersagen auszurichten, sollten Sie Megatrends kennen und in verschiedenen Szenarien denken. An diesen fünf Business Trends kommen Sie nicht vorbei.
Nach mehr als 20 Jahren, in denen sich die Inflation zwischen null und zwei Prozent einpendelte, stiegen die Preise im Jahr 2021 mit 3,1 Prozent in Deutschland so stark wie seit 1993 nicht mehr. Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte sie Ende 2022 mit 8,8 Prozent. Mittlerweile ist die Lage entspannter. Im Oktober 2024 lag die Inflationsrate bei 2,0 Prozent. Dennoch hält die Teuerung an. Das trifft nicht nur Verbraucher beim Kauf von Nahrungsmitteln. Auch Unternehmen spüren den Preisanstieg, der in Deutschland vor allem durch die hohen Energiepreise verursacht ist. Ökonomen nennen das eine Kostendruckinflation. Egal, ob Handwerksbetrieb oder Autokonzern – jedes Unternehmen benötigt Energie. So fressen sich steigende Kosten für Strom, Sprit und Gas durch die gesamte Volkwirtschaft.
Was also tun? Immer mehr Unternehmen denken darüber nach, ihrerseits die Preise anzuheben. Doch ob und in welche Höhe das möglich ist und ob Kunden die Steigerungen mitgehen, hängt von vielen Faktoren ab. Wer mit seinen Produkten und Dienstleistungen ein Alleinstellungsmerkmal besitzt, hat eine gewisse Preissetzungsmacht. Auf hart umkämpften Märkten für Massenprodukte ist der Spielraum deutlich geringer. Entscheidend für die Akzeptanz bei Kunden ist die Kommunikation. Es hilft, wenn Unternehmen erklären, warum etwas teurer wird und sich dabei auf Marktdaten und Fakten berufen.
Die globalisierte Wirtschaft braucht funktionierende Warenströme. Just-in-Time-Lieferungen galten jahrelang als Maß aller Dinge. Aber was, wenn es mal nicht mehr strömt? Immer öfter sorgen Ereignisse wie der Brexit, die No-Covid-Strategie Chinas, ein havariertes Containerschiff, die Chip-Krise oder der Ukraine-Krieg dafür, dass Bänder stillstehen und Regale leer bleiben.
Weil die Räder der weltweiten Logistik nicht mehr wie gewohnt ineinandergreifen, beginnen Unternehmen ihre Lieferketten zu hinterfragen und denken über Nearshoring oder Reshoring nach. Gemeint ist der Aufbau möglichst nah beieinander liegender und über nur wenige Landesgrenzen verlaufender Produktions- und Lieferketten. Aus einer aktuellen Studie des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung geht hervor, dass größere Unternehmen vor allem auf neue und eine größere Anzahl von Zulieferern setzen, während kleinere und mittelständische Unternehmen zunächst ihre Lagerhaltung erhöhen.
Einfach ist die Umstellung nicht. Denn eine Rückverlagerung von Produktion und Logistik nach Europa führt zunächst zu höheren Lohn- und Produktionskosten – erst recht bei steigender Inflation. Diese können nur teilweise durch Digitalisierung und Automatisierung kompensiert werden. Eine weitere Herausforderung ist die Koordination. Wer mehrere Lieferanten hat, muss alle Beteiligten aufeinander abstimmen. Dabei hilft digitales Supply-Chain-Management – auch als Warnsystem, das Lieferprobleme rechtzeitig anzeigt.
Lieferkettenprobleme, Quelle: iwd
© 2022 IW Medien · iwd 02
Dass deutsche Unternehmen sich vor Lieferkettenprobleme schützen, zeigt auch die Befragung von iwd im Frühjahr 2021, bei der mehr als 4.500 deutsche Unternehmen mit ausländischen Niederlassungen oder Tochterunternehmen in mehr als 70 Ländern mitgewirkt haben.
71 Prozent der Befragten gaben an, dass eine Diversifizierung ihrer Lieferketten bereits umgesetzt oder geplant ist.
Die Hinzunahme von neuen oder zusätzlichen Lieferanten ist eine der strategischen Maßnahmen, die 44 Prozent der Befragten in Betracht ziehen. Für 27 Prozent ist die Erhöhung der Lagerbestände eine geeignete Schutzmaßnahme. Eine Verlagerung in Eigenproduktion kommt für 6 Prozent infrage.
Wer Teile der Lieferkette zurück nach Deutschland holt, wird mit einem weiteren Megatrend konfrontiert – dem Fachkräftemangel, aus dem inzwischen ein Personalmangel geworden ist. Unternehmen suchen nicht mehr nur händeringend nach IT-Experten und Ingenieuren, sondern auch nach Lkw-Fahrern, Handwerkern, Kassierern und Kellnern.
So werden aus Bewerbern Umworbene, bei denen Unternehmen mit flexiblen Arbeitszeiten, Homeoffice-Regelungen und weiteren Benefits punkten müssen. Auch die Nachhaltigkeit und den gesellschaftlichen Sinn ihres Geschäftsmodells sollten sie herausstellen, um attraktiv zu sein.
Gleichzeitig zeichnet sich bereits ab, dass Arbeitnehmer den Personalmangel nutzen, um höhere Gehälter zu fordern. Ökonomen befürchten den Beginn einer sogenannten Lohn-Preis-Spirale, bei der Unternehmen ihre Preise erhöhen, um gestiegene Lohnkosten zu decken. Damit steigt wiederum die Inflation. Höhere Preise und steigende Löhne würden sich gegenseitig befeuern.
Doch es gibt einen Ausweg aus dem Dilemma: Steigende Produktivität. Dazu muss es gelingen, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz, Automatisierung und Robotik so einzusetzen, dass sie nicht – wie vielfach befürchtet – Mitarbeiter überflüssig machen, sondern die bestehenden Belegschaften in ihrer Arbeit wirksam unterstützen.
Egal ob Investitionen in Personal, IT oder Anlagen anstehen – sie müssen finanziert werden. Wer darüber mit Banken, Leasinggesellschaften und anderen Geldgebern spricht, wird künftig nicht nur seine Bonität nachweisen müssen, sondern auch seine Anstrengungen in Sachen Nachhaltigkeit. Denn die Institute sind von europäischen und nationalen Aufsichtsbehörden angehalten, darauf zu achten, wie nachhaltig ihre Kunden wirtschaften und wie sehr Geschäftsmodelle bestimmten Klimarisiken ausgesetzt sind. Wer hier punkten kann, steigert seine Chancen auf eine Finanzierung zu attraktiven Konditionen.
Dabei berücksichtigt eine vollständige ESG-Berichterstattung (Environment, Social, Governance) nicht nur Umwelt- und Klimaschutz, sondern auch soziale Aspekte und Grundsätze der guten Unternehmensführung. In Zukunft wird es nicht mehr reichen, nur über Verkaufszahlen oder den Materialeinsatz Rechenschaft abzulegen. Vielmehr müssen Unternehmen die Folgen ihres Handelns für Umwelt und Gesellschaft darstellen, die aus einem herkömmlichen Jahresbericht nicht hervorgehen. Auch wenn viele Mittelständler formal nicht der Pflicht unterliegen, sollten Sie das Thema im Blick haben. Denn nicht nur die Politik, auch ein großer Teil der Gesellschaft, fordert, dass Unternehmen nachhaltiger arbeiten. Wer gegen ökologische und soziale Standards verstößt, riskiert einen Reputationsverlust bei Kunden und Mitarbeitern.
Mit dem in Kraft getretenen Lieferkettengesetz sind Unternehmen mit mindestens 1.000 Mitarbeitern seit 2024 dazu verpflichtet, ihren Sorgfaltspflichten zur Wahrung der Menschenrechte in Lieferketten nachzukommen. Mittelbar werden von dem Gesetz auch kleinere Unternehmen betroffen sein – nämlich dann, wenn sie Geschäfte mit großen Unternehmen machen, die darlegen müssen, wie ihre Zulieferer sich verhalten. Das bedeutet einen hohen Aufwand, doch er kann sich lohnen. Die KMU, denen es gelingt, ihre Lieferkette überzeugend und transparent zu beschreiben, haben gegenüber anderen Mittelständlern einen Wettbewerbsvorteil im Geschäft mit den Großen.
Lange und viel wurde darüber diskutiert, ob die Corona-Pandemie nun ein Katalysator der Digitalisierung war oder ob der Mittelstand noch immer die Chancen verschläft, die mit moderner Software, Cloud-Services, Künstlicher Intelligenz, Big Data und Co. einhergehen. Der Antwort kann man sich aus zwei Richtungen nähern. Wer unter Digitalisierung Megatrends wie Künstliche Intelligenz und Machine Learning versteht, muss einen gewissen Nachholbedarf konstatieren. Fallen jedoch schon elektronisch verarbeitete Rechnungen, Lieferscheine oder Bewerbungen darunter, haben viele Unternehmen den Anfang geschafft und beim Verzicht auf Papier und Aktenordner tatsächlich von coronabedingten Umstellungen auf Homeoffice und Remote Work profitiert.
Gleichwohl bleibt viel zu tun, allen voran bei der IT-Sicherheit. Das Thema rückt mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine noch stärker in den Fokus als bisher.
Entgegen häufiger Annahmen haben Hacker nicht nur international aufgestellte Konzerne im Blick. Jedes Unternehmen kann jederzeit Opfer eines Cyberangriffs werden – unabhängig von Region und Firmengröße. Laut IT-Branchenverband Bitkom ist der Mittelstand sogar ein besonders geeignetes Ziel für Attacken. Denn neben Personal und Ressourcen für die Abwehr mangelt es dort auch am Bewusstsein für Cybergefahren. Oft ist die eigentliche Schwachstelle ein Mensch, der gutgläubig eine Phishing-Mail öffnet oder unwissend Malware einschleust. Ein wirksamer Schutz dagegen: Aufklärung, regelmäßige Schulungen und Simulationen.
Wir sprechen in unserem Podcast über wissenswerte Themen und spannende Trends für Unternehmer im Mittelstand. In einer unserer Episoden geht es um das Thema:
KMU in der Krise. So kommen sie durch.
Patrik-Ludwig Hantzsch (Pressesprecher und Leiter Wirtschaftsforschung) erläutert im Gespräch mit Jana Samsonova (Handelsblatt Media Group) wie sich Bürokratie, Fachkräftemangel, hohe Kosten und gestiegene Zinsen auf Unternehmen auswirken. Die Analyse von Creditreform zeigt, dass ein Teil der Unternehmen auch damit sehr gut und erfolgreich umgehen kann. Doch ein anderer Teil droht von den Belastungen erdrückt zu werden. Hören sie hier, worauf sich Geschäftspartner einstellen müssen und was sie tun können, um heil durch die Krise zu kommen.
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