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Bargeldlos zahlen nimmt in der Krise zu

Der Einsatz der Girocard, der Kreditkarte oder des Handys beim Bezahlen im Einzelhandel gewinnt in Deutschland immer mehr an Boden. Ein Treiber dieser Entwicklung ist zweifellos die aktuelle Corona-Krise.

Die Angst vor Infektion trotz Abschirmung und Maske sorgt dafür, dass weniger Geldscheine und Münzen über die Theke gehen. Es sind mehr als 20 Prozent der Bürger, die in der Krise zum ersten Mal bargeldlos zahlten. Vor allem Menschen über 55 Jahre und Frauen stiegen um, wie eine aktuelle Befragung der Bundesbank repräsentativ unter Verbrauchern feststellte.

Dabei wurden nicht nur Zahlungen an der Ladenkasse, sondern auch im Onlinehandel und bei weiteren Gelegenheiten einbezogen. Wie deutlich die Veränderungen beim Zahlungsverhalten sind, zeigt ein Vergleich der letzten drei Jahre. Während 2017 nur 21 Prozent der Zahlungen via Karte erfolgten, sind es 2020 etwa 30 Prozent. Der Anteil der Barzahlungen nahm entsprechend von 74 auf 60 Prozent ab. Es ist vor allem das kontaktlose Bezahlen über die Karte, dass die Entwicklungen prägt: Wer eine Girocard besitzt, setzt sie zu 78 Prozent für das Bezahlen der Waren und Dienstleistungen ein. Und auch bei der Kreditkarte kommt es noch bei rund zwei Dritteln zu einem kontaktlosen Einsatz.

Auch Ältere steigen um

Beim stationären Handel – einschließlich Tankstellen und Apotheken – wurden Zahlungen zu 30 Prozent mit der Girocard erledigt. Nimmt man den Umsatz und nicht den einzelnen Zahlungsvorgang, so werden sogar fast die Hälfte aller Einkäufe über die Karte getätigt. Die Schwelle für die Zahlung per Karte liegt bei rund 20 Euro – kleinere Beträge werden vorzugsweise immer noch in bar beglichen. Die hohe Durchdringung mit Girokonten in Deutschland wird von der Bundesbank als „Rückgrat des Zahlungsverkehrs“ bezeichnet. 99 Prozent der Deutschen verfügen über ein Girokonto und 80 Prozent sind bei ihren Bankgeschäften online unterwegs. Kein Wunder also, dass es zu einem „Filialsterben“ bei den Banken kommt. Der Kundenverkehr nimmt ab, Banken und Sparkassen schließen ihre Niederlassungen, wenn die Kundschaft in der Kassenhalle ausbleibt.

Wer für die modernen, digitalen Zahlungsweisen plädiert, muss allerdings auch die Nachteile sehen. Zahlungsvorgänge sind für den Anbieter des Zahlungsdienstes nachvollziehbar. Das mag im Hinblick auf die Eindämmung von Schwarzarbeit und von Schwarzgeld sinnvoll sein, schafft aber eine Transparenz, die viele mit Skepsis sehen. Es wird sehr viel leichter werden, ein Profil des Konsumenten zu erstellen, wenn Handydaten selbst für kleinere Ausgaben vorliegen.

Smartphone eher selten

Bezahlen mit der Karte ist das eine – das andere ist der Einsatz des Handys, also des Smartphones beim Bezahlvorgang. Hier sehen die Zahlen sehr viel dürftiger aus: Nur 13 Prozent der Smartphone-Besitzer gaben an, dass sie ihr Gerät an der Kasse nutzen. 70 Prozent sprachen sogar davon, dass sie keinen Bedarf am mobilen Bezahlen haben. Die Bundesbank spricht davon, dass „viele das mobile Bezahlen als zu unsicher oder zu kompliziert“ empfanden. Aber dieser Anteil wird geringer werden – Bürger unter 45 Jahren setzten ihr Smartphone überdurchschnittlich oft an der Kasse ein.

Kein Geschäft für Fälscher

Die Abnahme des Bargeldumlaufs hat im Zeichen von Corona und dem digitalen Bezahlen aber noch einen weiteren positiven Effekt: Die Summe (Nennwert) gefälschter Banknoten in Deutschland hat 2020 gegenüber dem Vorjahr abgenommen. Zwar stieg die Zahl der Fälschungen um 6,5 Prozent im genannten Zeitraum, der Nennwert nahm jedoch um 14,3 Prozent ab. Ein Argument für den Umstieg auf das bargeldlose Zahlen sind die Fälschungen von Geldscheinen in Deutschland jedoch nicht. So ist hierzulande nur unterdurchschnittlich Falschgeld im Umlauf – rein rechnerisch entfallen auf 10.000 Einwohner im Jahr nur sieben falsche Banknoten. Das hat wohl die Aktivitäten der Fälscher reduziert. Waren im ersten Halbjahr 2020 noch über 34.000 falsche Scheine unterwegs, so waren es im zweiten Halbjahr noch 24.700. Das hängt natürlich nicht nur mit der stärkeren Orientierung hin zu Karte und Smartphone, sondern mit den generell eingeschränkten Konsummöglichkeiten zusammen. Auf Weihnachtsmärkten oder in Kneipen war Falschgeld nicht mehr einzusetzen. Schließlich merkt die Bundesbank an, dass die Fälschungen leicht erkennbar sind. Sie wiesen in vielen Fällen nicht einmal ein Wasserzeichen oder einen Sicherheitsfaden auf, sondern zeigten auch Aufdrucke wie „Movie Money“ oder „Prop Copy“.

Fälschungen sind also sicher kein Anlass, auf das digitale Bezahlen umzusteigen. Viel eher spielen Verlust oder Diebstahl eine Rolle, wenn es um die Sicherheit des Geldes für den Konsumenten geht. Die Corona-Krise hat dem elektronischen Bezahlen einen weiteren Schub verliehen, trotz der Ängste um die Daten des Konsumenten.

Quelle: Deutsche Bundesbank



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