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Die Preise steigen – auch im Handwerk

Die Inflation bzw. die steigenden Preise sind zum Thema für den Verbraucher geworden. Jahrelang war es ruhig an der Preisfront. Das angestrebte Ziel einer Preissteigerung von rund 2 Prozent wurde Jahr für Jahr nahezu erreicht.

Jetzt haben wir eine Inflationsrate im Bereich von über 7 Prozent im März. Die Konsumenten spüren es am Portemonnaie – die Spritpreise an der Tankstelle liegen über zwei Euro pro Liter und die Brötchen beim Bäcker sind deutlich teurer geworden. Dabei sind die höheren Preise beim täglichen Einkauf in vielen Fällen noch gar nicht angekommen. Verantwortlich für die enormen Steigerungen vor allem bei den Energiepreisen sind der Krieg in der Ukraine und Probleme bei den Lieferketten, ausgelöst durch die Corona-Pandemie. Gas, Öl und Elektrizität sind aber nicht nur für die privaten Haushalte teurer – auch die Produzenten, Industrie und Gewerbe, müssen für die Herstellung tiefer in die Tasche greifen. In einer zweiten Runde machen sich dann die höheren Produktionskosten über den Großhandel schließlich auf den Verbrauchermärkten bemerkbar.

Energiekosten sind entscheidend

Wie immer im Frühjahr eines Jahres hat die Creditreform Wirtschaftsforschung Deutschlands Handwerker nach ihrer konjunkturellen Situation und nach den Erwartungen für das nächste halbe Jahr befragt. Ein besonderer Fokus der umfassenden Analyse lag 2022 bei der Entwicklung der Preise im Handwerk. Mehr als 82 Prozent aller Handwerksbetriebe wollen ihre Angebotspreise anheben. Bei der Befragung im Vorjahr waren es nur 49,5 Prozent gewesen, die eine Anhebung der Preise für ihre Leistungen ins Auge gefasst hatten. Nur noch 16 Prozent sprechen von zukünftig stabilen Preisen – 2021 waren es noch 43 Prozent gewesen. Eine Senkung der Preise ist nur noch für 0,7 Prozent der Befragten eine Option – vor einem Jahr waren es noch 7 Prozent.

Die Beschleunigung bei den Preisen im Handwerk ist nachzuvollziehen. Es sind nicht nur die Energiepreise, sondern auch die gestiegenen Material-  und Rohstoffpreise, die zu Buche schlagen. So ist schon seit längerem die Rede von der Knappheit beim Bauholz, das unabdingbar für das Bauhandwerk ist. Und ein weiteres kommt hinzu: der Fachkräftemangel. Händeringend suchen die Betriebe nach Mitarbeitern, die helfen, den guten Auftragsbestand auch abzuarbeiten. Gerade kleine Handwerksbetriebe haben es schwer, sich im Wettbewerb als Arbeitgeber gegenüber der Industrie, die ebenfalls auf der Suche nach Facharbeitern ist, durchzusetzen. Schließlich spielt der Lohn eine entscheidende Rolle für den umworbenen Mitarbeiter.

Offensichtlich wird der Grund für die Preissteigerungen – der Einkauf für das Handwerk – bei der Veränderung der Bezugspreise gegenüber dem Vorjahr. So berichten 93 Prozent von gestiegenen Einkaufspreisen, nur 5,5 Prozent sehen keine Veränderung beim Einkauf ihrer Materialien und 0,9 Prozent sprechen davon, weniger zahlen zu müssen. An dieser Stelle wird deutlich, dass nicht alle Betriebe im nächsten halben Jahr ihre Preise erhöhen, obwohl die Einkaufspreise gestiegen sind. Trotz steigender Bezugspreise für 93 Prozent der Befragten werden nur 82 Prozent ihre Preise erhöhen. Zu vermuten ist an dieser Stelle, dass vor dem Hintergrund der schwierigen Situation im Zeichen des Lockdowns die Angst bei 11 Prozent der Befragten besteht, dass eine Teuerung sich negativ auf die Order und die Umsätze auswirken könnte. Man wird wohl mit Einsparungen versuchen, gegenzusteuern.

Bauen wird noch teurer

Es ist vor allem das Ausbauhandwerk, das Preissteigerungen auf die Agenda gesetzt hat. Rund 88 Prozent der Befragten werden ihre Leistungen in Zukunft teurer verkaufen, gut 11 Prozent hoffen die Angebotspreise stabil zu halten. Unter den Wirtschaftsbereichen des Handwerks folgen bei der Teuerung an zweiter Stelle das Metallhandwerk und das Handwerk des gewerblichen Bedarfs. Rund 85 Prozent sprachen hier von einer Anhebung der Angebotspreise, nur 14 Prozent setzen darauf, diese Preise stabil zu halten. Für den Verbraucher fallen die Antworten des Kfz-Handwerks ein wenig besser aus, bei dem „nur“ 73 Prozent von höheren Preisen sprachen und ein Viertel der Befragten die Preise stabil halten will. Und auch das Nahrungsmittelhandwerk – von den Preisen für Speiseöl oder Backwaren war schon die Rede – setzt zu 81 Prozent der Befragten die Preise hoch. Ähnliches gilt auch für das Bauhandwerk (steigende Preise: 80 Prozent).

In dieser Situation bleibt zu hoffen, dass der Verbraucher die gestiegenen Preise akzeptiert. Das Handwerk setzt wohl im Zeichen der wirtschaftlichen Erholung darauf. Waren die Aussagen zur Geschäftslage im vorigen Jahr noch deutlich eingetrübt, so haben sie aktuell wieder mehr an Optimismus gewonnen. Dabei ist allerdings anzumerken, dass die Umfrage im Februar durchgeführt wurde und die Antworten vieler Betriebe noch nicht die Verschärfung der Situation durch den Krieg in der Ukraine in Betracht ziehen konnten. Doch bleibt zunächst festzuhalten, dass die Umsatzkurve zum Ende des Winters 2022 im Hinblick auf die Erwartungen wieder nach oben zeigt. Ein Blick auf den Saldo aus der Hoffnung auf steigende Umsätze und die Befürchtung sinkender Umsätze lag 2021 bei 1,8 Punkten. Aktuell liegt er bei 32,9 Punkten – einem Wert, der zwar noch nicht das Niveau vor der Krise (etwa in den Jahren 2018 oder 2019) erreicht hat, sich aber insgesamt auf einem guten Weg befindet.

Die Regierung spricht davon, zumindest bei den Energiepreisen den betroffenen Produzenten unter die Arme zu greifen. Das ist wichtig gerade im Handwerk, damit nicht durch inflationäre Preissteigerungen bei den Leistungen die zarte konjunkturelle Frühjahrsblüte gleich wieder geknickt wird.



Creditreform Kempten/Allgäu Winterstein KG