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Innovationen und Investitionen gegen die Krise

Der erste Lockdown im Frühjahr 2020 war ein Schock für die deutsche Wirtschaft. Das Bruttoinlandsprodukt stürzte ab, erholte sich aber in den Sommermonaten wieder.

Doch im Zuge immer neuer Wellen der Pandemie und der damit verhängten Beschränkungen kam das ökonomische Gesamtgeschehen nicht mehr richtig in Schwung. Wie stark hat die Pandemie dem „Unternehmertum“ und der Zuversicht der Akteure geschadet? Ablesen lässt sich dies am Willen zu Investitionen und vor allem zu Innovationen.

Das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hat im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wie in jedem Jahr das Innovationsgeschehen der deutschen Wirtschaft untersucht; die Studie ist breit angelegt und erfasst auch Betriebe mit nur fünf oder mehr Beschäftigten. Im Jahr 2020 waren das insgesamt rund 330.000 Unternehmen mit 18 Millionen Beschäftigten und einem Gesamtumsatz von mehr als fünf Billionen Euro.

Zunächst verhalten

Die zentralen Ergebnisse der Untersuchung machen deutlich, dass die Corona-Krise tatsächlich zu einer Reduzierung der Ausgaben für Innovationen geführt hat. Der Rückgang betrug 3,6 Prozent, die Ausgaben lagen 2020 bei 170,5 Milliarden Euro. Dabei ist es besonders erschreckend, dass 12 Prozent der Betriebe angaben, aufgrund der Pandemie überhaupt keine Innovationsaktivitäten zu betreiben. Auf der anderen Seite haben 11 Prozent der Unternehmen gerade aufgrund der besonderen Situation in der Pandemie zusätzliche Produktinvestitionen angestoßen und weitere 12 Prozent Prozessinnovationen in Gang gesetzt. Wie Achim Wambach, Präsident des ZEW, ausführte, betraf der Rückgang der Innovationsausgaben in erster Linie Großunternehmen. Er hob weiter hervor, dass gerade Deutschland als Innovationsstandort durch Corona in „vielen Bereichen ausgebremst" wurde. Die Unternehmen hätten ihre Vorhaben nicht im geplanten Umfang umsetzen können – diese wurden verschoben oder zeitlich gestreckt.

Immerhin bleibt ein Hoffnungsschimmer: Für 2021 ist mit einem Anstieg der Innovationsausgaben um 2,1 Prozent auf 174 Milliarden Euro zu rechnen. Und für das laufende Jahr könnten die Ausgaben wieder um weitere 1,2 Prozent auf 176 Milliarden Euro ansteigen. Soweit die Großunternehmen – wie aber agieren Deutschlands Mittelständler, das vielberufene Rückgrat der Wirtschaft? Anders als die großen Unternehmen haben die KMU im ersten Jahr der Pandemie 2020 ihre Investitionsausgaben stabil gehalten. Allerdings sehen ihre Planungen für 2021 und für 2022 kleinere Budgets vor. In 2021 wird von den Experten in Mannheim ein Rückgang von 6 Prozent prognostiziert, für 2022 sogar ein Minus von 8 Prozent. Wambach erklärt dazu, dass im „Mittelstand und den kleinen Unternehmen im dritten Pandemie-Jahr das Geld für weitere Innovationsanstrengungen knapp“ sei. Immerhin blieb 2020 die Innovationsintensität, das ist der Anteil der Innovationsausgaben am gesamten Umsatz, mit 3,3 Prozent auf dem Niveau des Vorkrisenjahres. Mit anderen Worten: Die Unternehmen haben ihre Innovationsausgaben an die Umsatzrückgänge angepasst.

Digitalisierung – eine Lehre aus der Pandemie

Den Grad der Digitalisierung zu heben, ist eine der Hauptaufgaben für deutsche Unternehmen jetzt und in Zukunft. Es ist vielfach davon die Rede, dass durch den Lockdown, durch die Einrichtung von Homeoffices und der Zunahme der Kundenkontakte über das Internet diese Digitalisierungen einen deutlichen „Schub“ erhalten haben. Tatsächlich weiß das ZEW nicht nur von einem Rückgang der Ausgaben in der Pandemie zu berichten, sondern auch von zusätzlichen Innovationsaktivitäten. Man spricht von einem Digitalisierungsschub durch die Pandemie-Situation. So haben fast ein Drittel der befragten Unternehmen digitale Produkte und Dienstleistungsangebote hinzugenommen, jedes zweite Unternehmen hat die internen Prozesse stärker digitalisiert. Dies hat alles in allem dazu geführt, dass der Anteil der Unternehmen mit Produkt- oder Prozessinnovationen im Jahr 2020 sogar von 55 auf 56 Prozent anstieg. So konnten dann auch die wirtschaftlichen Erträge aus Innovationen durch Kostensenkungen oder das Angebot von neuen Produkten auf dem Vorjahresniveau gehalten werden.

Immerhin wuchs der Anteil der Unternehmen, die sich kontinuierlich mit Forschung und Entwicklung bei neuen Produkten und Prozessen befassen. 2020 betrug dieses Wachstum 7 Prozent – 39.000 Unternehmen aus dem Berichtskreis sind dazu zu zählen. Für das vergangene und das laufende Jahr liegen vom ZEW für die Studie nur Prognosen vor. Creditreform weiß aber zu berichten, dass zumindest im Mittelstand die Zuversicht gewachsen ist. Ist doch die Investitionsbereitschaft ein wichtiger Parameter, wenn es um den Optimismus bei den Unternehmen geht. Im Herbst 2021 sprachen 51,6 Prozent der befragten KMU davon, im nächsten halben Jahr Investitionen durchführen zu wollen. Dieser Wert liegt deutlich über dem Einbruch von 2020, als nur 45,5 Prozent zu Investitionen bereit waren. Insgesamt liegt er auf der Höhe der Vorkrisenjahre seit 2015. Besonders positiv hervorzuheben ist – und hier wird der direkte Zusammenhang mit den Innovationen deutlich –, dass man besonders in Erweiterungen investieren will. Von 55,3 auf 57,2 Prozent der Betriebe ist der Anteil dieser wichtigen Investitionsart gestiegen. Abgenommen haben dagegen Rationalisierungen und Ersatzinvestitionen. Und noch eine weitere Schnittmenge mit der ZEW Untersuchung wird mit dem Stichwort „Digitalisierung“ deutlich: Vor allem die Dienstleister wollen überdurchschnittlich häufig in Digitalisierung investieren, die Investitionstätigkeit im Verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe ist dagegen vorrangig auf Sachinvestitionen wie Anlagen und Gebäude gerichtet. Erfreulich ist auch, dass es im Zusammenhang mit der Digitalisierung den Mittelständlern darum geht, Mitarbeiter zu dieser Thematik zu schulen und damit das gesamtbetriebliche Know-how zu verbessern. Die Pandemie hatte auch im Mittelstand dafür gesorgt, dass die Ausgaben für Investitionen gekürzt worden waren. So gaben fast 37 Prozent der Befragten an, in der jüngsten Krise Investitionen zumindest zurückgestellt zu haben. Nun sprechen 21 Prozent der KMU von einer Erhöhung ihres Investitionsbudgets, 70 Prozent wollen es unverändert halten und nur 8 Prozent fassen eine Reduktion ins Auge.

Die neue Bundesforschungsministerin, die die Studie in Empfang nahm, führte aus, dass „Wissen aus der Forschung auch in der Nähe in den Unternehmen ankommen“ müsse. „Deshalb werden wir der Agentur für Sprunginnovationen mehr Freiheit geben, die Deutsche Agentur für Transfer und Innovation gründen und Ausgründungen vorantreiben."

Quellen: ZEW Innovationsbericht, Creditreform Analyse „Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand, Herbst 2021“

 



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