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Konjunktur aktuell - Erholung nimmt Fahrt auf

Der wirtschaftliche Stillstand im Frühjahr 2020 hatte und hat massive Auswirkungen. Als ab Mai dann Lockerungen möglich wurden, schauten alle Akteure gespannt darauf, wie groß der Schaden ist, den der Shutdown angerichtet hat. Dabei ist jedem klar, dass die Krise nicht vorüber ist. Gerade die aktuell wieder ansteigenden Infektionszahlen lassen befürchten, dass es nicht um eine zweite Welle der Pandemie geht, sondern dass es zu einer „Dauerwelle“ kommen kann.

Nun liegen erste Zahlen zum zweiten Quartal 2020 vor – und sie stimmen (verhalten) optimistisch. Es sind zwei Kronzeugen, deren Angaben Anlass zur Hoffnung für Wirtschaft und Konjunktur geben. Das Statistische Bundesamt (Destatis) und das ifo Institut haben Ende August zunächst deutlich gemacht, wie heftig der Einbruch war.

Schlimmer als die Finanzkrise

Wie Destatis meldet, ist das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal des laufenden Jahres gegenüber dem ersten Quartal 2020 um 10,1 Prozent zurückgegangen. Gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres beträgt der Einbruch sogar 11,7 Prozent. Das ist der schärfste Rückgang seit 50 Jahren – markanter noch als in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009, als ein Minus von 7,9 Prozent im zweiten Quartal 2009 hinzunehmen war. Mit den aktuellen Werten zeigt sich die deutsche Wirtschaft insgesamt jedoch robuster im internationalen Vergleich und auch gegenüber manchen Prognosen als manche befürchtet hatten. Dabei merkt das Bundesamt allerdings an, dass es bei der Erhebung der Werte aufgrund der Corona-Pandemie zu größeren Unsicherheiten gekommen sei, die möglicherweise entsprechend stärkerer Revisionen bedürfen könnten.

Beim Blick auf die Charts zu den volkswirtschaftlichen Größen wie dem Bruttoinlandsprodukt zeigt sich ein ausgeprägtes „V“. Dem heftigen Absturz folgt ein steiler Anstieg. Das mag an die Finanzkrise vor über zehn Jahren erinnern, doch hatten die Erschütterungen damals in der Finanzwelt nicht die ausgeprägten Folgen für die Realwirtschaft. So war der Arbeitsmarkt weit weniger berührt, der Einzelhandel hielt sich stabil und vor allem der Außenhandel war nicht so tief eingebrochen. Wie der ifo Geschäftsklimaindex vom August zeigt, sind die Rückgänge jetzt umfassender und betreffen alle Branchen, Import und Export und nicht zuletzt den Arbeitsmarkt.

Zuversicht nimmt zu, Lage bleibt kritisch

Dabei zeigt der ifo Klimaindex die gleiche Kurve wie das Bruttoinlandsprodukt insgesamt: ein scharfes „V“. Rund 9.000 Unternehmen werden vom Forschungsinstitut allmonatlich um eine Bewertung der wirtschaftlichen Situation gebeten. Dabei geht es sowohl um eine Einschätzung der aktuellen Lage als auch um eine Prognose für die nächsten sechs Monate. Diese beiden Angaben werden dann zum ifo Geschäftsklimaindex zusammengefasst. Aktuell steht das Barometer bei 92,6 Punkten – immerhin ein Zuwachs gegenüber dem Juli-Wert von 2,2 Zählern und 18,2 Punkte höher als beim historischen Tiefstand im April 2020. Clemens Fuest (Chef des ifo) fasst bei der Präsentation der Ergebnisse zusammen: „Die Wirtschaft ist auf Erholungskurs“. Dabei zeigen die Werte zu den Erwartungen diesen Erholungskurs noch sehr viel ausgeprägter als die Zahlen zur gegenwärtigen Lage. Mit 97,5 Punkten liegen sie sogar höher als vor einem Jahr (91,8 Punkte).

Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe hat sich das Geschäftsklima deutlich verbessert, das ifo Institut spricht geradezu von einem „Sprung nach oben“. Auch wenn sich die Auftragsbücher wieder füllen, kommen aus der Industrie viele schlechte Bewertungen. Da sieht es bei den Dienstleistern besser aus. Gegenüber dem Salden-Wert von minus 5,4 Punkten beim Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe beträgt der Saldo bei den Dienstleistern plus 7,8 Punkte. Abgeflacht hat sich die Aufwärtsbewegung bei den Betrieben des Handels. Zwar wurde die aktuelle Lage etwas besser bewertet, doch sind die Erwartungen immer noch nahezu unverändert pessimistisch. Gerade der Handel wird die wieder steigenden Infektionszahlen mit großen Befürchtungen wahrnehmen. Und schließlich macht auch der Bausektor die Erholung mit, die aktuelle Lage hat sich noch einmal verbessert – allerdings sind die Prognosen hier weniger optimistisch, so dass es insgesamt nur zu einem Saldo aus positiven und negativen Aussagen von 0,0 Prozent reicht.

Wie umfassend nicht nur die Wirtschaftsbereiche, sondern die volkswirtschaftlichen Parameter im Einzelnen betroffen sind, zeigt noch einmal die Auswertung zum Bruttoinlandsprodukt des Statistischen Bundesamtes. Der private Konsum nahm im zweiten Quartal 2020 um 10,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal ab. Die Investitionen in Ausrüstungsgüter schrumpften um knapp 20 Prozent – ein Minus in dieser Höhe verzeichnete auch der Export, während der Import um 16 Prozent sank. Und selbst die vielberufenen Bauinvestitionen gaben um 4,2 Prozent nach.

Prinzip Hoffnung

Bleibt festzuhalten, dass die Konjunktur in Deutschland zwar auf Erholungskurs ist, dass die Zukunft aber weiterhin viele Fragezeichen aufweist. Die großen Unbekannten sind einerseits die wirtschaftliche Entwicklung in den anderen Staaten, die wichtig für unsere Ausfuhren sind und andererseits der Fortgang der Pandemie. Einen zweiten Shutdown können wir uns nicht leisten.



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