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Risikoszenarien gegen Unsicherheit

Bisher ist noch alles gut gegangen, nicht zuletzt dank vieler Unterstützungsmaßnahmen für die Unternehmen waren die Banken bereit, weiterhin Liquidität zur Verfügung zu stellen. Doch nun stehen wir im zweiten Lockdown.

Sind Deutschlands Banken gewappnet, was können sie angesichts der zu befürchtenden Insolvenzen und Kreditausfälle verkraften, um sich selbst und kreditwürdige Unternehmen weiterhin zu versorgen? Voraussagen, wie sie die Bundesbank zur weiteren Entwicklung der Risikolage für die Unternehmen und damit für die Stabilität der Banken macht, sind mit großen Unsicherheiten behaftet.

In der Krise im Frühjahr nahmen die Unternehmen in höherem Maße Kredite auf, sie nutzten ihre Kreditlinien, um Umsatzrückgänge auszugleichen und Schließungen zu vermeiden. Die Banken zogen mit – nicht zuletzt vertrauensvoll durch die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen gestimmt. Doch schon im zweiten Quartal – das zeigte die Umfrage des Eurosystems zum Kreditgeschäft – wurden die Institute zurückhaltender und verschärften die Kreditvergabe. Dabei hatten die Banken im ersten Quartal viel Geld bei ihren Finanzanlagen verloren. Von 18 Mrd. Euro Wertverlusten ist die Rede. Dann erholten sich im zweiten Quartal die Bewertungen, es wurden wieder Gewinne an den Finanzmärkten eingefahren.

Noch ist alles gut

Immerhin machen Kreditforderungen rund 70 Prozent der Bilanzsumme des deutschen Bankensektors aus. Die gesamten Kreditforderungen richten sich zu knapp 30 Prozent an Unternehmen und zu 27 Prozent an private Haushalte, wobei wiederum der größte Teil von den Bürgern für Wohnungsbaukredite genutzt wird (Konsumentenkredite nur vier Prozent). Gerät ein Kreditnehmer in Zahlungsverzug, so sind die Banken zu Wertberichtigungen gezwungen, die sich auf das Eigenkapital auswirken. Nach Aussage der Bundesbank sind diese Wertberichtigungen trotz des Einbruchs „nicht wesentlich“.

Die Bundesbank hat nun ein Modell entwickelt, mit dessen Hilfe man die Gefahr steigender Insolvenzen durch die Corona-Pandemie für die Banken abschätzen möchte. Dabei kommt sie zu dem Ergebnis, dass in den kommenden Quartalen, mit einem Höhepunkt im zweiten Quartal 2021, die „Wertberichtigungen stark zunehmen“. Bei dieser nicht sehr optimistischen Voraussage ist zu berücksichtigen, dass Banken aufsichtsrechtliche Vorgaben bei der Bewertung ihrer Kredite erfüllen müssen, die bereits einen Zahlungsverzug oder auch nur die Wahrscheinlichkeit eines Kreditausfalls einbeziehen.

Worst Case

Fiskalpolitische Maßnahmen haben aber nicht nur den Unternehmenssektor und seine Stabilität in der Krise gestürzt – auch die Einkommenssituation der Arbeitnehmer wurde flankiert. Tatsächlich ging das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte im zweiten Quartal nur um 0,8 Prozent zurück – dies bei einem Minus beim Bruttoinlandsprodukt von 9,7 Prozent im selben Zeitraum. Entsprechend waren die Ausfälle bei den Krediten für private Haushalte nur sehr gering. Dabei spielt sicher eine Rolle, dass die deutschen Verbraucher nur vergleichsweise moderat verschuldet sind und sie wohl von der eingeräumten Möglichkeit von Stundungen Gebrauch gemacht haben. Sollte es nun in der zweiten Krise zu einer stärkeren Arbeitslosigkeit kommen, dann könnte das vor allem Immobilienkredite betreffen, die deutlich relevanter sind. Die Bundesbank hat in ihrem Szenario der anzunehmenden Kreditausfälle drei unterschiedliche Stresssituationen durchgespielt. Doch selbst im angenommenen Worst Case würde es nicht zu einem Einbruch des Bankensystems kommen. Selbst bei einem Rückgang der Immobilienpreise um 30 Prozent und einem markanten Bedarf an Wertberichtigungen bei den Unternehmenskrediten würden nur einige wenige Banken in Schieflage geraten, doch blieben insgesamt die Auswirkungen auf die „Funktionsfähigkeit des Bankensystems begrenzt“. In dieser angenommenen schwierigen Situation müssten die Banken auf ihre Kapitalpuffer zurückgreifen, um die Nachfrage nach Krediten befriedigen zu können. Es könnte aber auch dazu kommen, dass angesichts der schwierigen Lage, wie sie durch die Pandemie ausgelöst wurde, die Institute ihre Bilanzen verkürzen, um formellen (Eigenkapital) Forderungen gerecht zu werden. Die Kreditvergabe würde stocken.

Immerhin wird es angesichts der Krise zu aufsichtlichen Erleichterungen kommen. Wenn dann Ausschüttungen verringert werden und die Kapitalpuffer solide bleiben, wird es selbst bei einem pessimistischen Szenario keine größeren Probleme bei der Kreditvergabe geben. Entscheidend wird sein – genau wie beim Lieferantenkredit – gute und schlechte Risiken bei der Kreditvergabe in einer sensiblen Situation im Auge zu behalten.

Quelle: Deutsche Bundesbank



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