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Creditreform Magazin

Corona trübt die Kauflaune

Die Auswirkungen der Corona-Krise machen sich im Konsumverhalten bemerkbar. Eine Verbraucherumfrage der Creditreform Boniversum und der Creditreform Wirtschaftsforschung zeigt: Die Deutschen bereiten passen ihr Kaufverhalten bereits an.

Die Hoffnung von Einzelhändlern, Gastronomen und anderen Dienstleistern mit Publikumsverkehr war groß. Im März und April mussten sie aufgrund des Lockdowns ihre Geschäfte weitgehend schließen und das Feld dem Onlinehandel, Lieferdiensten und Co. überlassen. Doch als die Infektionszahlen sanken, stieg in den Sommermonaten die Lust der Verbraucher wieder, auch offline zu shoppen und zu schlemmen. Das Konsumklima, ein Index zum Verbraucherverhalten, den das Nürnberger Konsumforschungsunternehmen GfK monatlich veröffentlicht, kletterte vom historischen Frühjahres-Tiefstand von minus 23 Punkten bis August zurück auf lediglich minus 0,2 Punkte. Auch das Besucheraufkommen in Innenstädten und Shoppingcentern näherte sich wieder dem Niveau von vor der Corona-Krise an.

Im September sackte der Index allerdings wieder auf minus 1,8 ab. Ein Indiz dafür, dass die Erholung weniger nachhaltig ausfallen könnte, als es schien. Denn zum einen bleiben mit erneut steigenden Infektionszahlen wieder mehr Konsumenten dem stationären Handel fern. Zum anderen hinterlässt die Corona-Pandemie deutliche Spuren im Geldbeutel der Verbraucher. Eine aktuelle Verbraucherumfrage von Creditreform Wirtschaftsforschung und Boniversum zeigt: Ende August 2020 mussten hochgerechnet rund 15,5 Millionen Haushalte in Deutschland als Folge der Corona-Pandemie auf einen Teil ihres Haushaltseinkommens verzichten – darunter vor allem Gering- und Normalverdiener, die ein dünneres Finanzpolster besitzen als Gutverdiener. Fast drei Vierteln der Befragten fehlen bis zu 30 Prozent ihres regulären Einkommens. 

Kurzarbeit drückt aufs Budget

Die Auslöser für den Einkommensverlust sind vor allem steigende Arbeitslosigkeit und andauernde Kurzarbeit. Hinzu kommt, dass Selbstständige, etwa in der Reise oder der Veranstaltungsbranche, ihre selbstständige Tätigkeit derzeit nicht oder nur beschränkt ausüben können und dass viele Studierende ihre Nebenjobs verloren haben. Die Folge: 55 Prozent der Verbraucher – das entspricht etwa 22,7 Millionen Haushalten – gaben Ende August 2020 an, krisenbedingt weniger Geld für Konsum und Lebenshaltung auszugeben.

Wenn die finanziellen Möglichkeiten eingeschränkt sind, wird der Rotstift zunächst bei Waren und Dienstleistungen angesetzt, die nicht lebensnotwendig sind. Bei Medikamenten und Tiernahrung, aber auch bei der finanziellen Altersvorsorge, sind Verbraucher demnach am wenigsten zu Abstrichen bereit. Verzicht wollen die Befragten eher bei Reisen, Kleidung, Schmuck, Unterhaltungselektronik und Dekorationsartikeln üben.

Diese Zurückhaltung im Konsum hilft derzeit dabei, die finanzielle Situation der Haushalte zu stabilisieren. Die Mehrzahl der von Creditreform und Boniversum befragten Verbraucher (72 Prozent) geht davon aus, alle regelmäßigen Verbindlichkeiten des Haushalts, wie etwa Miete und Nebenkosten, Kredite, Versicherungsbeiträge und Ähnliches, bezahlen zu können. „Viele Verbraucher können Einkommenseinbußen über einen gewissen Zeitraum kompensieren, zum Beispiel durch vorhandene Rücklagen und Konsumzurückhaltung“, sagt Stephan Vila, Geschäftsführer der Boniversum.  „Sollten sie jedoch sehr viel länger auf Teile ihres Einkommens verzichten müssen, kann sich die Situation schnell ändern. Es ist beunruhigend, dass 28 Prozent damit rechnen, laufende Kosten nicht mehr begleichen zu können. Von einem Anstieg der Zahl überschuldeter Verbraucher ist daher auszugehen“, so Vila weiter. Eine genauere Analyse liefert der Creditreform SchuldnerAtlas 2020, der Mitte November erscheinen wird.


Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Christian Raschke



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