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Die Zahlungsmoral sinkt – was nun?
Mit der Sorge vor einer Rezession schwindet die Zahlungsmoral. Lieferanten und Kreditgeber müssen länger auf Geldeingänge warten; die Gefahr von Zahlungsausfällen steigt. Wie das Debitorenregister Deutschland hilft, das Zahlungsverhalten von Kunden besser einzuschätzen – und wie Unternehmen es jetzt zwölf Wochen lang testen können.
Sie haben ihre Leistung erbracht, die Rechnung verschickt, aber der Geldeingang lässt auf sich warten – mitunter weit über das gesetzte Zahlungsziel hinaus. Erfahrungen wie diese machten zuletzt immer mehr Lieferanten und Kreditgeber. Im ersten Halbjahr 2022 verzeichneten Rechnungsersteller einen durchschnittlichen Zahlungsverzug von 10,51 Tagen. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 9,97 Tage. Das ist das Ergebnis des aktuellen Creditreform Zahlungsindikators Deutschland, einer Auswertung der Creditreform Wirtschaftsforschung auf der Basis von Zahlungsinformationen zu mehr als einer Million Unternehmen im Debitorenregister Deutschland (DRD).
Die Gründe für die zunehmenden Zahlungsverzögerungen liegen auf der Hand: Seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine haben sich die Rahmenbedingungen für die gesamte Wirtschaft in vielen Bereichen grundlegend verändert. Energie- und Beschaffungspreise sind in die Höhe geschnellt, die Inflationsrate in Deutschland hat ein zuletzt vor mehr als 40 Jahren gesehenes Niveau erreicht. All das geschieht in einer Situation, in der die Nachwirkungen der Corona-Pandemie noch immer zu spüren sind und viele Unternehmen aktuell mit erheblichen Kostenbelastungen kämpfen. In dieser Situation versuchen Debitoren, ihre Liquidität zu schonen, und zögern die Begleichung von Rechnungen hinaus.
Ganz gleich ob Kleinunternehmen, Mittelständler oder Großkonzern: Unternehmen aller Größenklassen ließen ihre Kreditgeber zuletzt länger über das gesetzte Zahlungsziel hinaus auf den Geldeingang warten. Auffällig ist jedoch, dass vor allem kleine Betriebe mit weniger als 50 Mitarbeitern die Geduld ihrer Geschäftspartner stark strapazierten und erst mit einer durchschnittlichen Verzögerung von 12,08 Tagen bezahlten.
Drohende Ausfälle
Besserung für Lieferanten und Kreditgeber ist nicht in Sicht. Experten rechnen damit, dass sich die Zahlungsmoral in den kommenden Monaten weiter verschlechtern wird. „Damit steigt auch die Gefahr von Zahlungsausfällen“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform.
Wie können Lieferanten und Kreditgeber auf die schleppende Zahlungsbereitschaft ihrer Kunden reagieren und sich vor drohenden Zahlungsausfällen schützen? Am Anfang einer Geschäftsbeziehung sollte eine Bonitätsprüfung stehen. Doch die aus der Bonität abgeleiteten Informationen lassen sich noch verfeinern und präzisieren – durch Zahlungserfahrungen anderer Lieferanten und Kreditgeber. Das kann wichtig sein, denn es ist denkbar, dass ein Kunde bei einem Geschäftspartner immer pünktlich zahlt, andere aber lange auf ihr Geld warten lässt. Wer das weiß, wird auch die Bonität differenzierter bewerten und möglicherweise Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Denn Zahlungsverzögerungen bei einem Debitor heute erhöhen das Risiko, dass morgen auch andere länger auf die Begleichung ihrer Rechnungen warten müssen – oder im schlimmsten Fall gar kein Geld erhalten.
Erfahrungen austauschen
Ein solches Frühwarnsystem für das künftige Zahlungsverhalten ist das Debitorenregister Deutschland, die führende Datenbank für Zahlungserfahrungen von Unternehmen mit Geschäftskunden. Wer als Creditreform Mitglied seine Zahlungserfahrungen dort einspeist, profitiert branchenübergreifend von den Informationen der anderen Teilnehmer. Er erhält unter anderem Hinweise, welche Zahlungskonditionen ein Geschäftspartner bei anderen Lieferanten erhält, ob dieser seine Rechnungen pünktlich begleicht und welchen Stellenwert das eigene Unternehmen als Lieferant bei dem Kunden hat.
Mit einem besonderen Angebot reagiert Creditreform nun auf die herausfordernde Wirtschaftslage: In der Zeit vom 1. Oktober 2022 bis 31. März 2023 können Unternehmen bis zu zwölf Wochen auf Informationen aus dem DRD zurückgreifen, ohne selbst Zahlungserfahrungen an die Datenbank zu übermitteln. „Auf diese Weise möchten wir noch mehr Firmen neugierig machen und von den Vorzügen des Debitorenregisters überzeugen“, erläutert Janine Stappen, Abteilungsleiterin DRD beim Verband der Vereine Creditreform.
Dazu gehört etwa die optionale Risikoanalyse. Sie bildet zusätzlich Ausfallrisiken ab und liefert wertvolle Informationen für das Bankenrating. Wer das DRD nutzt, erhält in regelmäßigen Abständen zudem Auswertungen zu seinem eingelieferten oder bereitgestellten Kundenbestand. So können Unternehmer flexibel auf aktuelle und zukünftige Situationen reagieren: Als Reaktion auf eine veränderte Risikosituation können sie etwa Zahlungskonditionen anpassen, -ziele variieren oder möglicherweise nur noch gegen Vorkasse liefern. Denn: Ein Forderungsausfall kann ein erhebliches Loch in die Ertragsrechnung reißen, wie ein einfaches Beispiel zeigt. Ein Unternehmen, das bei einem Umsatz von 200 Millionen Euro und einer Rendite von 12,5 Prozent eine Forderung von 210.000 Euro abschreiben muss, würde zur Kompensation einen zusätzlichen Umsatz von 1,68 Millionen Euro benötigen.
Jetzt zwölf Wochen lang testen!
Überzeugen Sie sich von den Vorteilen des DRD
- Branchenübergreifende Zahlungserfahrungen anderer Unternehmen
- Vergleich der Zahlungsziele und Kreditlimits mit denen anderer Lieferanten
- Regelmäßige Analyse aller Bestandskunden
- Beurteilung der eigenen Position beim Kunden
- Informationsaustausch im Einklang mit datenschutzrechtlichen Beschränkungen
- Kostenfreie Nutzung (Gegenseitigkeitsprinzip)
Mehr Infos unter: https://www.creditreform.de/loesungen/bonitaet-risikobewertung/finanzkommunikation/debitorenregister-deutschland-drd
Quelle: Magazin "Creditreform"
Text: Stefan Weber