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Wirtschaftslage und Finanzierung im Handwerk 2024/25

Die Stimmung im Handwerk ist auf dem tiefsten Stand seit der Weltfinanzkrise. Schuld daran ist in erster Linie die Rezession, die vor allem dem Bausektor zu schaffen macht. Aber auch strukturelle Versäumnisse der Vergangenheit schlagen sich in den negativen Kennzahlen nieder. Doch neben steigenden Insolvenzzahlen und fehlendem Personal gibt es auch Zeichen der Hoffnung für diesen wichtigen Wirtschaftsbereich.

Stimmung auf 15-Jahres-Tief

Die Auswirkungen der zweijährigen Rezession sind im Handwerk deutlich spürbar. Die Stimmung unter den Betrieben ist so schlecht wie seit 15 Jahren nicht mehr. Der Geschäftslageindex fiel auf 45,8 Punkte und erreichte damit den niedrigsten Stand seit 2010. Lediglich 51,6 Prozent der von Creditreform befragten Betriebe bewerteten ihre Geschäftslage als gut oder sehr gut (Vorjahr: 55,3 Prozent). Im Minus lagen auch die Umsätze im Handwerk: 26,9 Prozent der Unternehmen meldeten Rückgänge, 25,4 Prozent verzeichneten ein Umsatzplus. „Umsatz, Personal, Eigenkapital, Insolvenzen - die Rezession trifft das Handwerk mit großer Wucht. Das liegt vor allem an der Entwicklung in der Bauwirtschaft“, erklärt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Das Handwerk für den gewerblichen Bedarf zeigt dagegen leichte Erholungstendenzen. Belebt hat sich auch der Bereich für private Kunden. Besonders das Reparaturgeschäft entwickelte sich positiv: Verbraucher nutzen Gebrauchsgegenstände wie Pkw oder Haushaltstechnik länger, wodurch die Nachfrage nach Reparaturleistungen steigt.

Umsatzerwartungen verhalten optimistisch

Trotz der angespannten Lage gibt es erste Anzeichen einer Stabilisierung. „Die Umsatzprognosen der Betriebe sind nicht mehr so pessimistisch wie im Vorjahr. Dennoch rechnet das Handwerk nicht mit einer spürbaren Erholung in naher Zukunft“, so Hantzsch. Rund 24,3 Prozent der Befragten erwarten für das laufende Geschäftsjahr ein Umsatzplus, ein Wert, der fast dem des Vorjahres entspricht. Gleichzeitig bleibt der Anteil der Pessimisten mit 22,8 Prozent hoch. Auch die Ertragsaussichten haben sich leicht verbessert, sind jedoch weiterhin mehrheitlich negativ.

Ein weiteres positives Signal: Die Investitionsbereitschaft steigt wieder. Der Anteil der investierenden Unternehmen kletterte von 41,5 auf 49,2 Prozent und erreichte damit das höchste Niveau seit Jahren. „Obwohl eine rasche wirtschaftliche Erholung unwahrscheinlich ist, könnte das Handwerk zusammen mit der Binnennachfrage dazu beitragen, die Konjunktur zu stabilisieren“, betont Hantzsch.

Personalabbau setzt sich fort

Die schwierigen Rahmenbedingungen spiegeln sich auch im anhaltenden Personalabbau. 22,9 Prozent der Betriebe reduzierten ihren Personalbestand, während nur 19,3 Prozent zusätzliches Personal einstellten. Hauptgründe für den Rückgang sind das altersbedingte Ausscheiden von Fachkräften und eine verhaltene Einstellungsbereitschaft aufgrund der unsicheren Wirtschaftslage.

In den kommenden Monaten dürften saisonale Effekte wieder zu mehr Einstellungen führen. 21,4 Prozent der Betriebe planen eine Personalaufstockung, während 10,6 Prozent weiterhin Stellen abbauen wollen. „In der aktuellen Krise federt der Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge den Anpassungsbedarf zwar ab, langfristig werden dem Handwerk die Fachkräfte jedoch fehlen“, warnt Hantzsch.

Insolvenzen: Höchster Stand seit 2016

Die Zahl der Insolvenzen im Handwerk stieg 2024 um 18,9 Prozent auf insgesamt 4.350 Fälle (2023: 3.660). Dies ist der höchste Wert seit 2016. Besonders stark betroffen sind das Handwerk für den gewerblichen Bedarf (plus 38,9 Prozent) und das Ausbaugewerbe (plus 21,8 Prozent). Einzig im Nahrungsmittelhandwerk gingen die Insolvenzzahlen zurück (minus 11,8 Prozent). „Vielen Handwerksbetrieben, vor allem im Baubereich, brechen die Aufträge weg. Gleichzeitig stiegen die Kosten für Kredite und Personal. Unter dieser Doppelbelastung brechen viele zusammen. Daher rechnen wir in den kommenden Monaten mit steigenden Insolvenzzahlen“, so Hantzsch.

Eigenkapitalquote leidet unter Ertragsschwäche

Die Zahl der eigenkapitalschwachen Handwerksbetriebe steigt. 34,5 Prozent der Unternehmen verfügen über eine Eigenkapitalquote von weniger als 10 Prozent – dies ist der höchste Wert seit über einem Jahrzehnt (Vorjahr: 32,0 Prozent). Der Anteil der Betriebe mit einer Eigenkapitalquote von über 30 Prozent bleibt mit 25,4 Prozent hingegen stabil. „Der gestiegene Anteil eigenkapitalschwacher Firmen erhöht die Abhängigkeit von Fremdkapitalgebern und Kreditkonditionen. Zwar hat die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) die Finanzierungssituation leicht verbessert, doch vielen Betrieben fehlt weiterhin die Ertragskraft. Entsprechend schrumpft das Eigenkapital“, warnt Hantzsch.

Bürokratie ist eine große Belastung

Die zunehmende Bürokratie wird für das Handwerk zu einem immer größeren Problem. 79,3 Prozent der befragten Betriebe berichteten von einer Zunahme des Verwaltungsaufwands und ein Drittel (32,9 Prozent) gibt an, wöchentlich mehr als zehn Stunden für administrative Aufgaben aufbringen zu müssen. Ein weiteres Viertel der Befragten (23,3 Prozent) investiert zwischen sechs und zehn Stunden pro Woche in Bürokratiearbeit.

„Regulierungen und Dokumentationspflichten sind für die Unternehmen ein erheblicher Kostenfaktor und ein Wettbewerbsnachteil. Mehr als die Hälfte der Betriebe muss inzwischen einen Mitarbeiter für Bürokratieaufgaben abstellen, was zusätzliche Kosten verursacht“, erklärt Hantzsch. Er fordert die neue Bundesregierung auf, den Bürokratieabbau entschieden voranzutreiben, um die Unternehmen zu entlasten.