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Mittelstand in der Krise

Umfragen zu Unternehmen konzentrieren sich oft auf größere Betriebe. Diese haben Fachabteilungen, die differenziertere Antworten ermöglichen, während kleinere Betriebe viel zu sehr in Anspruch genommen sind von ihrem Tagesgeschäft. Gerade in der aktuel-len Corona-Krise sind es aber eher kleinere Unternehmen und die Solo-Selbstständigen, die härter betroffen sind.

Die aktuelle Untersuchung der Creditreform Wirtschaftsforschung zur Konjunktur- und Finanzlage mittelständischer Unternehmen fokussiert sich auch deshalb stärker auf die kleinen Mittelständler: Mehr als ein Drittel der hier Befragten KMU haben höchstens zehn Beschäftigte und 57 Prozent weisen nicht mehr als 20 Mitarbeiter auf. Wie sind sie, die kleinen Mittelständler, durch die Krise gekommen?

Der Creditreform Geschäftsklimaindex ist ein Indikator für die Stimmungslage im Mittelstand. Er rutschte gegenüber dem Vorjahr von plus 17,1 auf minus 5,7 Punkte ab. Der Blick muss schon zurückgehen bis in das Krisenjahr 2009, als es einen ähnlich schlechten Wert von minus 8,3 Punkten gab.

Dürftige Aufträge

Die Order-Situation in den Betrieben hat deutlich gelitten: 37 Prozent der Befragten sprachen von einem Rückgang der Aufträge, vor einem Jahr waren nur 17,1 Prozent so negativ betroffen. Dabei zieht sich dieser Einbruch durch alle Branchen – alleine der Bau konnte sich noch relativ gut halten (gesunkene Umsätze: 20,7 Prozent). In der Folge sind die Umsätze markant zurückgegangen, der Saldo aus positiven und negativen Angaben betrug im Herbst 2020 nur noch minus 10,2 Prozentpunkte – noch vor zwei Jahren lag er bei plus 30,2 Prozentpunkten. Auch bei den Umsatzerwartungen überwiegt der Pessimismus und sorgt dafür, dass der Saldo im Hinblick auf die zukünftigen Umsätze bei minus 2,5 Prozentpunkten liegt.

Groß sind die Befürchtungen, dass der Lockdown zu Arbeitsplatzverlusten führt. Die Regierung hat gegengesteuert und durch Kurzarbeit wohl (zunächst) eine Schlagseite am Arbeitsmarkt verhindert. Auch wenn fast zwei Drittel der Mittelständler ihren Personalbestand unverändert gehalten haben, sprechen doch 17,8 Prozent (Vorjahr: 9,1 Prozent) von einer Verkleinerung ihres Personalbestandes. Auch für die Zukunft überwiegen die Betriebe, die ihren Personalbestand unverändert halten wollen (72,1 Prozent). So bleibt der Saldo aus zukünftigen Personalaufstockungen und -verkleinerungen mit 7,2 Prozentpunkten weiter im positiven Bereich.

Es wird noch investiert

Die Investitionsbereitschaft gibt einen klareren Gradmesser noch, wie es um die Zukunftsperspektiven der Befragten aussieht, als vage Aussagen etwa zu den Personal- oder Umsatzerwartungen. Seit 2015 ist der Wert der Betriebe, die Investitionen planen, nicht mehr so schwach ausgefallen. Im Herbst 2020 liegt der Anteil der investitionsbereiten Unternehmen bei 45,5 Prozent – im Vorjahr waren es noch 51,4 Prozent, die positiven Angaben zu den weiteren Investitionen machten. Bezeichnend ist weiter, dass der Fokus in erster Linie auf Ersatzinvestitionen (61,6 Prozent) liegt.

Die Creditreform Wirtschaftsforschung legte ein weiteres Schwergewicht ihrer Befragung auf die Finanzierungssituation des Mittelstandes. Für die Betriebe geht es angesichts der Krise darum, die Ertragssituation und die Eigenkapitalquote stabil zu halten. Doch die Gewinne haben durch Corona gelitten. Steigende Erträge vermag nur noch ein Fünftel der Befragten im Herbst 2020 festzuhalten (Vorjahr: 27,5 Prozent). Die Zahl der Betriebe, die sinkende Gewinne hinzunehmen hatten, hat sich mehr als verdoppelt und liegt nunmehr bei 37,4 Prozent. Bemerkenswert, dass angesichts der Schließungen der Handel immer noch den höchsten Anteil an Unternehmen registriert, die eine Steigerung ihrer Erträge erreicht haben (25,6 Prozent). Pessimismus bestimmt den Blick auf die zukünftige Ertragslage. Zwar gehen über die Hälfte der Befragten von einer stabilen Ertragslage aus, dennoch ist der Saldo aus steigenden und sinkenden Ertragserwartungen unter die Nulllinie gerutscht (minus 8,8 Prozent)

Noch sind Puffer da

Stärker noch als die Ertragslage wird die Eigenkapital-Situation darüber entscheiden, ob das Unternehmen die Krise angesichts rückläufiger Umsätze überstehen kann. Immerhin ist die „Eigenkapital-Lücke im Mittelstand“ Geschichte geworden. Nicht zuletzt dank der guten konjunkturellen Situation der letzten Jahre konnten die Betriebe ihre Eigenkapitalquote deutlich verbessern. Und so weisen nach wie vor rund ein Drittel der Mittelständler eine Eigenkapitalquote von über 30 Prozent auf, eine dürftige Eigenkapitalquote von unter 10 Prozent registrieren 27,3 Prozent der KMU.

Es ist viel die Rede davon, dass die Hilfsmaßnahmen, die von staatlicher Stelle den Unternehmen zufließen, eine große Stütze für die Betroffenen sind. Die aktuelle Befragung zu diesem Thema zeigt zunächst, dass sich tatsächlich fast zwölf Prozent der befragten Firmen in einer Unternehmenskrise sehen. Besonders ausgeprägt ist diese Bewertung im Verarbeitenden Gewerbe, in dem sich ein Fünftel der Befragten in einer akuten Krisensituation sieht. Welche Hilfen wurden von den Betrieben in Anspruch genommen? An erster Stelle der Nennungen stehen die Soforthilfen, die gerade bei kleineren Firmen für eine Stabilisierung der Liquidität sorgen sollten. 27,1 Prozent haben diese Unterstützung in Anspruch genommen. An zweiter Stelle steht der KfW-Kredit mit 12,1 Prozent der Nennungen und schließlich die Überbrückungshilfe, die von 3,1 Prozent der Unternehmen genutzt wurde. Ganz wichtig aber war für die mittelständischen Unternehmen das Kurzarbeitergeld. Ein Drittel hat diese Möglichkeit, Arbeitsplätze zu erhalten und zukünftig weiter agieren zu können, genutzt.

Insgesamt zeigen die Antworten sowohl zur wirtschaftlichen Situation als auch zur Finanzlage, dass die Corona-Krise für massive Einschläge gesorgt hat. Anzumerken ist dabei noch, dass zum Zeitraum der Befragung vom zweiten Lockdown im November noch nicht die Rede war. Die Wirtschaft hatte sich über den Sommer erholt – bleibt zu hoffen, dass sie den neuen Schock ebenfalls übersteht.



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