Zahlungsmoral verbessert, Ausgaben zurückgefahren
Die deutschen Unternehmen haben im ersten Quartal 2024 wieder pünktlicher gezahlt als im Vorjahreszeitraum. Trotz wirtschaftspolitischer Unsicherheit und Rezession spiegeln sich die erwarteten Liquiditätsengpässe weiterhin nicht in der Zahlungsmoral.
Der branchenübergreifende Zahlungsverzug hat die 10-Tages-Marke unterschritten und liegt in Deutschland jetzt bei 8,9 Tagen und hat sich damit deutlich um 1,4 Tage im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbessert (1. Quartal 2023: 10,3 Tage). „Bereits im vergangenen Jahr war die Zahlungsmoral trotz schlechter Stimmung bei den Unternehmen stabil geblieben. Die Lage hat sich seitdem keinesfalls verbessert. Die gute Zahlungsmoral der Unternehmen ist deshalb auch eine direkte Folge der Unsicherheit“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform. „Die Unternehmen haben ihr Forderungsmanagement professionalisiert, Zahlungsziele gesenkt und sind deutlich zurückhaltender bei größeren Bestellungen. Dazu beobachten wir, dass zeitgleich die Investitionstätigkeit rapide abnimmt, was für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen kein gutes Zeichen ist“, so Hantzsch weiter.
Bei den Bundesländern gibt es bei der Zahlungsmoral dennoch einige Unterschiede: In Rheinland-Pfalz (7,9 Tage), Bayern (7,9 Tage) und Baden-Württemberg (7,5 Tage) zahlten die Unternehmen branchenübergreifend am schnellsten. Am anderen Ende der Skala rangiert Hamburg (10,5 Tage) vor Brandenburg (10,6 Tage) und dem erneuten Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern (11,8 Tage).
Auch bei den Wirtschaftssektoren gibt es teils große Unterschiede. Beim Baugewerbe hat sich der Zahlungsverzug im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum kaum verändert und weist mit weitem Abstand den schlechtesten Wert auf (14,7 Tage). Etwas besser zahlten die persönlichen (10,2 Tage) und die unternehmensnahen Dienstleister (10,1 Tage). Vergleichsweise sehr gute Werte sind – wie auch schon im letzten Jahr – im Bereich Metall/Elektro (7,5 Tage), bei den Konsumgütern (7,8 Tage) und dem Spitzenreiter Chemie/Kunststoffe mit 6,1 Tagen zu verzeichnen.
Erläuterungen:
Grundlage für die Berechnung des Zahlungsverhaltens ist das Debitorenregister (DRD) von Creditreform, in dem monatlich ca. 26 Millionen branchenübergreifende Zahlungserfahrungen über deutsche Unternehmen ausgewertet werden. Der Zahlungsverzug eines im DRD gespeicherten Zahlungsbelegs wird in Tagen dargestellt und ermittelt sich aus der Differenz zwischen dem vereinbarten Zahlungsziel und dem tatsächlichen Zahlungseingang.