Tanja Könemann [00:00:00] Die Stimmung im Mittelstand ist schlecht. So schlecht wie seit dem Jahr 2009 nicht mehr. In dem Finanz Krisenjahr war das Bruttoinlandsprodukt um fünf Prozent gesunken. Und jetzt ist wieder Krise. Im dritten Jahr in Folge. Konjunktur, die Folgen von Corona und Krieg und auch der politische Rahmen machen es der Wirtschaft schwer, sich zu erholen. Was können Unternehmen tun, um dieser Misere Herr zu werden? Darüber sprechen wir heute hier bei …
Jingle [00:00:30] Gute Geschäfte. Die Streitfrage. Wohin steuert der deutsche Mittelstand? Eine Podcast Reihe von Creditreform.
Tanja Könemann [00:00:43] Zugeschaltet aus Mainz ist mir heute Christiane von Berg, Chefvolkswirt beim Kreditversicherer Coface. Hallo Christiane.
Christiane von Berg [00:00:50] Hallo Tanja, schön, dass ihr mich eingeladen habt. Vielen Dank!
Tanja Könemann [00:00:52] Und im Studio freue ich mich über Patrik-Ludwig Hantzsch. Ludwig ist Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung und immer mal wieder mein Podcastgast. Hallo Ludwig, schön, dass du da bist.
Patrik-Ludwig Hantzsch [00:01:03] Ja, schön, dass wir hier sind.
Tanja Könemann [00:01:04] Wir haben vorher ausgemacht, wir sagen du. Denn schon in unserem Vorgespräch ging es hoch her und da war kein Platz mehr für Förmlichkeit. Lass uns gleich mit den schlechten Nachrichten einsteigen. Ludwig: Wie ist die Stimmung momentan im Mittelstand?
Patrik-Ludwig Hantzsch [00:01:18] Aufgrund unserer Untersuchung, die wir ja traditionell machen, jedes Jahr im Frühjahr und im Herbst und messen damit die Stimmung im Mittelstand, muss man ganz ehrlich sagen, sind wir wieder im Keller. Wir sind sozusagen in der Zeit zurückgereist, sind jetzt im Jahr 2009 nach der Weltfinanzkrise, da kann man ungefähr die Zahlen ansiedeln. Wo wir gerade gelandet sind, bei der Stimmung im Mittelstand, bei den Unternehmenslenkern. Und ich will das einfach mal an zwei Beispielen klarmachen. Also davon losgelöst haben wir noch eine Studie durchgeführt und die besagt, dass 176.000 Unternehmensschließungen allein im Jahr 2023 waren. Schließungen, Insolvenzen. Das gehört alles mit dazu, zur Marktwirtschaft. Aber auf der anderen Seite hat gerade die wichtige Industrie, also der Maschinenraum, wenn man so will, Deutschlands, der hat eine ganze Menge Federn lassen müssen. Das ist sehr ungewöhnlich, weil normalerweise sind diese Unternehmen besonders gut finanziell ausgestattet, sind sozusagen der Fels in der Brandung in einer jeden Krise. Und die trifft es gerade ganz besonders. Also gerade in der Industrie sind wir auf dem Stand von 2004 und das sagt mir schon eine ganze Menge aus. Und noch ein Beispiel: Wir machen uns besonders Sorgen. Es geht ja einerseits das zu gucken, was war jetzt gerade, was ist jetzt aktuell los? Aber ganz besonders wichtig ist ja: Was passiert in Zukunft, was ist in der Zukunft los? Und da guckt man auf verschiedene Kennzahlen, unter anderem auch die Investitionsneigung der Unternehmen. Und die hat ganz besonders nachgelassen, gehen wir ja vielleicht später noch drauf ein. Das sind so zwei Befunde, die uns da echt umtreiben, wo wir sagen müssen: Ja, das gab es lange so nicht, wie es jetzt ist und die Stimmung ist einfach schlecht.
Tanja Könemann [00:02:52] Viele wissen das ja auch, dass auch die Bundesregierung das nicht besonders, also die wirtschaftliche Lage jetzt nicht besonders euphorisch einschätzt. Sie hat aber ihre eigene magere Prognose für das Wirtschaftswachstum dieses Jahr von 0,2 Prozent auf 0,3 Prozent angehoben. Meine Frage geht an dich, Christiane. Dein Kollege Clemens Fuest vom ifo Institut führt das auf positive Impulse bei den Dienstleistungen zurück. Außerdem zieht der Einzelhandel an, weil die verfügbaren Einkommen stärker steigen als die Verbraucherpreise, die Haushalte haben mehr in der Tasche. Was denkst du über die Korrektur der Bundesregierung? Ist das das gute Zeichen, auf das wir gewartet haben?
Christiane von Berg [00:03:33] Ja, also wenn man ehrlich ist, überraschen tut mich das absolut nicht, denn die Coface Prognose lag ohnehin bei 0,3 Prozent. Also die Regierung hat sich jetzt praktisch an uns angenähert. Vielen Dank an dieser Stelle von meiner Seite aus. Ähm, ich möchte vielleicht noch mal ganz kurz das ein bisschen in Kontext setzen. Diese Heraufstufung kam deswegen, weil das erste Quartal 2024 deutlich besser gelaufen ist, als man das im Original vermutet hat. Zwei Punkte spielen da mit hinein. Das eine ist der Bau, der stärker gelaufen ist, weil die Witterung es zugelassen hat. Normalerweise ist ja beim Bau im Winter nicht so viel los. Und das zweite sind die Exporte, die wieder angestiegen sind. Und ja, ich bin eigentlich immer ein großer Fan von Clemens Fuest und auch dieses Mal, weil wir sehen das ziemlich ähnlich. Wir erwarten das jetzt im Laufe des Jahres, also nicht unbedingt jetzt im zweiten Quartal, in dem wir ja noch in gewisser Weise drinstecken, aber so im Laufe des Jahres die erhöhte Kaufkraft sich bemerkbar macht, dass die ist erste EZB Zinssenkung sich ein bisschen bemerkbar macht durch eine verbesserte Stimmung im Bereich Finanzen für Unternehmen. Und dann kommt eben noch mit hinzu, dass es mehr Exporte in die USA gibt und selbst China sich so langsam mal wieder ein bisschen blicken lässt in der Weltkonjunktur. Und das zusammen sollte zu einer ersten, ja Belebung der deutschen Wirtschaft beitragen.
Tanja Könemann [00:04:58] Also so richtig euphorisch kommt mir das Ganze noch nicht vor. Das hast du ja auch nicht gesagt. Was mir persönlich gar nicht klar war, als ich den Podcast vorbereitet habe, ist, wie stark die Verbraucherpreise seit Ausbruch der Corona Pandemie gestiegen sind. Das ist wichtig zu verstehen, wie viel seitens der Löhne aufgeholt werden konnte. So richtig klar gemacht hat mir diese Lücke Jörg Krämer, der Chefvolkswirt von der Commerzbank. Er hat im Deutschlandfunk dazu folgendes gesagt.
Jörg Krämer [00:05:28] Es war schön, dass im ersten Quartal die Löhne kräftiger gestiegen sind als die Verbraucherpreise. Aber seit Ausbruch von Corona sind die Verbraucherpreise insgesamt um 19 Prozent gestiegen. Aber ich kenne niemanden, dessen Löhne seit Ausbruch von Corona um 19 Prozent gestiegen sind. Das heißt, die meisten Menschen sitzen auf einem Verlust von Kaufkraft.
Tanja Könemann [00:05:50] Christiane, du bist, wie du von dir selbst gesagt hast, eine rheinische Frohnatur. Ist dir das zu pessimistisch?
Christiane von Berg [00:05:58] Sagen wir es mal so. Ich möchte dem Herrn Krämer wirklich nicht zu nahe treten, aber ich glaube, er verkehrt in anderen Kreisen, als ich das oder vielleicht auch wir das tun. Denn ich kenne sehr wohl Leute, die haben höhere Anstiege als 19 Prozent bekommen. Und zwar muss man als erstes mal wissen, dass mittlerweile der Anstieg der Inflation sogar 21 Prozent ist im Verhältnis zum Anfang 2019. Klingt nach super viel. Aber wenn wir uns mal anschauen: Die Mindestlöhne sind im gleichen Zeitraum um 35 Prozent gestiegen. Also vergessen wir bitte mal die 19 Prozent. Das waren 35 Prozent beim Mindestlohn. Was steht dahinter? Na ja, man muss wissen, dass Leute mit sehr geringen Einkommen natürlich einen wesentlich stärkeren Anteil eher verkonsumieren im Bereich Energie und Nahrungsmittel. Also das macht größere Teile des Warenkorbs aus. Beide Punkte sind überdurchschnittlich stark in den Preisen angestiegen. Von daher ist diese Mindestlohnanpassung auch absolut gerechtfertigt, auch wenn die höher ist als die Gesamtinflationsrate. Von daher möchte ich das mal dazulegen. Ja, ich bin eine Frohnatur, aber das bedeutet nicht, dass ich alles durch eine rosarote Brille sehe, sondern es bedeutet, dass ich mir die Sachen ein bisschen unabhängig von der schlechten Stimmung anschaue. Ich gehe also oder ich versuche es zumindest wirklich neutral. Ein Punkt hineinzugehen, mir die Daten genauer anzuschauen. Und wie gesagt, da kann ich dann doch sehen, dass diverse Leute entsprechend starke Einkommenserhöhungen bekommen haben für diese Inflation.
Tanja Könemann [00:07:33] Was also Zuhörerinnen und Zuhörern nicht wissen, ist, dass Christiane und ich im Vorfeld ein bisschen gescherzt haben. Wie war das noch mal? Christiane, du hast gesagt, Ludwigs Video zur Studie Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand würdest du dir vom Wochenende nicht reinziehen. Das wäre dir zu heavy. War es so schlimm? Hast du es noch geguckt?
Christiane von Berg [00:07:53] Ja, also ich hab mir die Studie so ein bisschen angeschaut und dann habe ich die erste Seite gesehen, habe gedacht „Meine Herren, Herrn Ludwig“, ja, also, ähm, ich muss ehrlicherweise sagen, wenn ich mir das Ganze anschaue: Ich find, das hat schon irgendwie eine Tendenz ins Pessimistische. Also wenn ich jetzt mir einfach nur mal die erste Seite anschaue mit der Konjunkturentwicklung, dann schreibt ihr da, dass wir in einer Rezession stecken mit minus 0,2 Prozent. Jetzt muss man aber wissen, dass diese minus 0,2 Prozent nicht kalenderbereinigt sind. Das heißt, würden wir da eine Kalenderbereinigung hineinlegen, das bedeutet, wir schauen mal an, wie viele Arbeitstage gab es denn? Ist da nur noch eine Null. Und warum? Weil wir letztes Jahr einfach zwei Feiertage mehr hatten, die dann frei waren. Also die Feiertage sind so gefallen, dass man eben zwei Tage mehr frei machen konnte. Und das hat natürlich einen Einfluss auf die Wirtschaft. Ist ja klar, ob man einen Tag arbeitet in der gesamten Volkswirtschaft oder nicht. Das muss man mal bedenken. Das zweite, was ich auch interessant fand bei den plus 0,2 Prozent, da sprecht ihr denn auf einmal von einer Stagnation. Also wenn wir ehrlich sind, das hatte alles so ein ziemlich negativen Touch, wenn ich mir das so anschaue.
Patrik-Ludwig Hantzsch [00:09:08] Also erst mal finde ich schön, dass ihr beiden euch meine Videos am Wochenende anguckt. Das finde ich schon mal klasse.
Christiane von Berg [00:09:15] Ja, wir sind halt Fans.
Patrik-Ludwig Hantzsch [00:09:17] Beziehungsweise nicht nur die Videos, die Studie, genau anschaut. Das ist ja auch genau der Punkt. Also ja, Kalender bereinigt hin, Stagnation, leichtes Wachstum her. Ich bin ja ganz dabei. Ich gucke auch nicht auf gefühlte Lage gefühlte Stimmung, sondern wir werten natürlich das aus und die Zahlen interpretieren wir entsprechend immer aus der Sicht des Mittelstandes. Und seit 2009, dann ist das natürlich schon eine Ansage. Und was soll man mehr machen, als das so einzuordnen, wie es im Moment ist? Wir haben natürlich schwierige Zeiten, überhaupt keine Frage. Wir haben Corona hinter uns, wir haben den Ukrainekrieg am Laufen. Thema Lieferkette, Thema Energie. Also all diese Faktoren sind natürlich bekannt und die tragen eben nicht dazu bei, die Lage als besonders gut einzuschätzen. Dazu kommen natürlich die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Ob ich jetzt sage, gut kalenderbereinigt haben wir eigentlich einen Ansatz, den könnten wir auch besser bewerten. Könnten wir auch besser das Ganze einordnen oder sagen wir mal positiver? Ich halte das in dieser Gesamtlage für nicht richtig, denn ich würde auch gerne positive Nachrichten vermelden, überhaupt keine Frage. Aber wenn wir, die auch Risikomanagement sozusagen als Geschäftsmodell haben, auf die Unternehmer zugehen und die kommen auf uns zu und wir haben die Stimmung, aber eben auch die Zahlen, die mit ein bisschen Plus, mit einem Minus, aber trotzdem eine eindeutige Sprache sprechen. Und das muss man, glaube ich, erst mal wirklich anerkennen. Und man kann immer nach dem Strohhalm suchen, den man dann gerne greifen würde, auch für die gute Stimmung. Ich bin immer dabei, in jeder Krise auch die Chance zu sehen. Aber am Ende des Tages müssen wir erst mal wirklich auf den Tisch gucken und sehen: Diese ganzen Herausforderungen sind da, sie tun der Wirtschaft nicht gut. Und wenn ich nach vorne gucke, habe ich eben nicht unbedingt ein pessimistisches Gefühl, aber zumindest mal ein Gefühl, dass jetzt wirklich ein Ruck kommen muss. Und angefangen bei wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bis hin zu den anderen Problematiken, das muss jetzt auch wirklich angegangen werden. Deswegen haben wir gesagt, klar, es ist sozusagen ein Weckruf aus dem Mittelstand selbst. Man muss das einordnen, es sind oft Erwartungen, es sind Stimmungen. Aber nichtsdestotrotz sind diese Faktoren da und da müssen wir wirklich auch ran.
Tanja Könemann [00:11:28] Aber wenn wir jetzt das große Wunschkonzert anwerfen, was müsste sich denn ändern, damit du und damit der Mittelstand wieder optimistischer in die Zukunft gucken?
Patrik-Ludwig Hantzsch [00:11:37] Wenn du mich jetzt fragen würdest, was das wäre in der besten aller Welten, wo man von Knopfdruck heute was umstellen könnte, dann sind es die ganz großen Megatrends. Natürlich. Also wir haben, und das schimmert überall durch jede Stimmungsabfrage, wir haben riesige Probleme beim Personal und Fachkräftemangel. Den muss man beheben, und zwar mit qualifizierter Zuwanderung. Das muss man machen mit Weiterbildung, das muss man machen, mit den richtigen Weichen, die bereits hätten gestellt werden müssen. Ich will's auch mal so formulieren, wie die meisten es mir sagen: Diese Unsicherheit, diese durchaus greifbare, aber immer so wabernde Unsicherheit. Ich als Unternehmer sehe mich einfach mit so vielen Faktoren konfrontiert, dass ich teilweise gar nicht weiß, wo soll ich überhaupt anfangen. Das fängt bei der eigenen Einstellung an zum Risiko. Das geht aber weiter. Wie soll ich denn vernünftig investieren, vernünftige strategische Entscheidungen treffen, wenn ich nicht weiß, ob die in zwei oder drei oder fünf Jahren noch gelten? Wie soll ich da vernünftig Geld in die Hand nehmen? Also bei brauchen einfach Planungssicherheit. Das hat viel natürlich mit Wirtschaftspolitik zu tun. Das ist nicht unbedingt ein Faktor, den man einfach von heute auf morgen so beheben kann. Aber selbst, wenn man sagt, wir gehen die nachhaltige Transformation in aller gebotenen und vielleicht auch nötigen Härte an, der Unternehmer muss wissen, was auf ihn zukommt und. Wir wissen jetzt auch nach der Europawahl, dass manche Dinge schon wieder im New Green Deal in Frage gestellt werden. Und Thema Verbrenner beispielsweise. Das sind aber Dinge, mit denen ich als Unternehmer nur schlecht umgehen kann, sondern ich kann mit den Rahmenbedingungen umgehen, die da sind. Sie müssen eben in gewisser Weise planbar sein, und das geht im Moment deutlich ab. Und das dritte vielleicht, dass wir sagen, wir müssen vielleicht als Unternehmer neben den Rahmenbedingungen und einem Personal und Fachkräftepool, der da am besten da ist, müssen wir auch damit einhergehen, dass das unternehmerische Risiko wieder im Vordergrund steht. Das heißt, was meine ich damit? Ich habe nach der Weltfinanzkrise ein paar Jahre gehabt, wo es wirklich gut lief, wo ich mich günstig refinanzieren konnte, wo die Banken mir auch das Geld gegeben haben. Und jetzt ist eben auch das Thema unternehmerische Verantwortung wieder gefragt. Das heißt, ich als Unternehmer muss die richtigen Entscheidungen treffen. Ich muss aber eben auch damit leben, dass die Rahmenbedingungen vielleicht nicht so rosig sind und dass der Staat ständig einspringt, sondern ich muss als Unternehmen vielleicht nicht neu lernen, aber zumindest wieder reaktivieren, dass der Markt sich ändern kann, dass die Rahmenbedingungen sich ändern kann. Und da muss man gedanklich auch einfach ansetzen.
Tanja Könemann [00:14:07] Christiane, wie siehst du das aus? Aus makroökonomischer Sicht: Kannst du da was hinzufügen oder ergänzen oder widersprechen?
Christiane von Berg [00:14:15] Also aus makroökonomischer Sicht kann ich das komplett bestätigen. Es geht darum, dass man möglichst starke Planungssicherheit hat, denn nur mit Planungssicherheit kann man investieren und Investieren bringt Wachstum. Da bin ich komplett auf Unternehmensseite mit dabei. Es gibt aber natürlich Punkte, die lassen sich nicht planen. Geopolitik lässt sich nicht planen. Man versucht da ein bisschen gegenzusteuern in Form von, dass man praktisch die Globalisierung zurückdreht und wieder mehr heimisch produziert. Aber wir wissen alle, dass das nicht ohne erhebliche Kosten mit einhergeht. Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir möglichst kostengünstig weltweit produzieren und liefern lassen. Und das ist dann natürlich nicht mehr möglich. Also das ganze Thema Friendshoring, das man wirklich nur noch mit – in Anführungszeichen – Freunden Handel treibt, das ist einfach nicht gangbar. Dann müssen wir uns wirklich von der Inflation, die wir jetzt sehen, verabschieden. Und wir sehen oder wir haben ja das Gefühl, dass die relativ hoch ist. Die wird dann aber noch mal deutlich höher sein. Dann sind wir wieder in einer ganz anderen Welt mit deutlich weniger Wirtschaftswachstum, höherer Inflation. Muss man sich überlegen, ob man das möchte. Von daher: Das kann ich komplett nachvollziehen. Es gibt aber wie gesagt solche Sachen auch wie bei der EZB. Man kann eben nicht einfach Inflation komplett planen und daher auch keine festen Wege vorgeben, wie ein Zinssatz sich entwickeln wird. Von daher, so sehr wir uns das wünschen. Das ist einfach nicht möglich und da kann man auch niemanden dafür verantwortlich machen.
Tanja Könemann [00:15:45] Also noch mal kurz angesprochen: Die EZB hat sich weitere Zinsschritte ja offengehalten, wohin die Entwicklung geht, und wann diese Entwicklung stattfindet, in welchen Schritten. Ludwig: Was heißt das für den Mittelstand? Das ist ja noch mal Unsicherheit.
Patrik-Ludwig Hantzsch [00:15:58] Erst mal würde ich sagen: Aus Sicht der Unternehmen ist das erst mal positiv zu bewerten, dass wir jetzt Zinsschritte gehen, 0,25 Basispunkte. Nur nutzen tut das in der jetzigen Situation erst mal niemandem, weil so schnell werde ich mich dann nicht auf einmal günstiger refinanzieren können. So schnell kommt das bei den Hausbanken, bei denen ich in der Regel immer noch hauptsächlich meinen Kredit beantrage. Oder auf die Kreditvergabe Entscheidung wird das erst mal keine großen Auswirkungen haben. Ganz ehrlich, das ist ein Prozess, der dauert lange. Christian Er hat es gerade gesagt Man kann Inflation und das kann man nicht einfach planen. Man kann Wunschmarken angeben, wo man der Auffassung ist Ja, das ist jetzt richtig, ein bisschen Inflation, auch darüber streiten ja, streiten ja die Ökonomen, ob das so überhaupt richtig ist. Dem Mittelstand nutzt das im Moment erst mal nichts. Es ist ein Signal, vor allem auch für die Kapitalmärkte. Aber der Mittelstand in Deutschland, der Handwerker, der Besitzer oder der Inhaber oder der Geschäftsleiter eines Kalt Walzwerkes oder der Friseur, der hat erst mal nichts davon, würde ich jetzt erst mal behaupten. Dennoch ist es natürlich wichtig und da sind wir auch wieder bei dem, was was vorher schon zur Sprache kam, wichtig ist Transparenz, Transparenz und Klarheit, in dem sowohl auf Unternehmerseite als auch natürlich auf der politischen Seite oder auch auf Seiten der EZB. Es ist gut, dass da diskutiert wird. Aber letztlich muss doch klar sein Wohin geht die Reise? Das haben wir bei ganz, ganz vielen Dingen, sowohl bei den Mittelständlern, bei den Verunsicherten als auch in der gesamten Bevölkerung. Wir müssen wissen, wohin es geht, dann kann ich mich darauf einstellen. Und so ist auch die Zinsentscheidung, die EZB jetzt vielleicht für den einen oder anderen die richtige Richtung. Aber man muss ungefähr wissen Da gibt es einen Plan und daran kann ich mich ausrichten.
Tanja Könemann [00:17:41] In eurer Studie habt ihr auch was zur Kreditaufnahme herausgefunden. Wie sehen da die Zahlen aus?
Patrik-Ludwig Hantzsch [00:17:47] Man möchte sagen interessant. Die Kreditaufnahme ist sozusagen eingebrochen, also derzeit werden kaum Kredite nachgefragt. Wenn welche nachgefragt werden, sind die Banken, also die Finanzinstitute, aber trotzdem deutlich restriktiver. Aus guten Gründen, prüfen sie auch genau die Kreditvergabe und prüfen die Konditionen, unter denen Kredite gewährt werden. Also das sieht man ganz deutlich in den Zahlen. Ich sage mal rund 80 Prozent weniger Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr, die einen Kredit beantragt haben, das ist eine ganze Menge. Und wenn man sich überlegt, wozu werden in dem Mittelstand hauptsächlich Kredite gebraucht? Es sind die Erweiterungs-, die Rationalisierungs- oder auch die Ersatzinvestitionen, die damit gestemmt werden. Also sprich neuer Fuhrpark, neue Maschinen. Und wenn, dann wird meistens nur, ich sage mal in Richtung Ersatz gedacht. Und nicht etwa ich entwickele jetzt eine neue Reihe, ich baue eine neue Werkshalle und und und. Aber das ist es ja, wo das Wachstum herkommt und die Innovation. Und das geht für mich Hand in Hand. Also einerseits die Investitionsneigung, die auf dem Tiefpunkt ist, aber eben auch, dass dementsprechend nicht mehr nachgefragt wird. Wie gesagt, das gilt nicht für jeden Mittelständler, auch nicht für jede Branche und jeden Bereich. Aber insgesamt sehen wir deutlich, dass der Wunsch zu investieren, der Wunsch nach Fremdkapital deutlich zurückgegangen ist. Unsicherheit, natürlich auch hohe Zinsen, tragen dazu bei. Das ist zumindest meine Auffassung.
Tanja Könemann [00:19:08] Okay, die Investitionen bleiben also auf der Strecke, zumindest die, die in die Zukunft gerichtet sind und nicht darauf ausgerichtet sind, Dinge zu ersetzen. Christiane, Was bedeutet das denn aus makroökonomischer Sicht für unser Land, dass du sagst, du bist keine Pessimistin, du bist Optimistin. Aber das finde ich jetzt persönlich: Das hört sich nicht gut an.
Christiane von Berg [00:19:31] Nee, gut hört sich das ganz bestimmt nicht an! Also ich möchte mal klarstellen Ich reite auch nicht auf einem rosaroten Pony in den Sonnenuntergang. So ist es nicht. Mir ist ganz bewusst, dass es in Deutschland nicht so läuft, wie wir uns das vorstellen, wie wir uns das wünschen. Wir sehen eine Rezession in der deutschen Industrie praktisch seit Ende 2018. Also da ging es dann bergab, so langsam mit Automotive, das hat dann einige andere Bereiche wie den Maschinenbau mit runtergezogen. Dann kam die Pandemie praktisch als Intermezzo und seitdem ist man wieder genau auf diesem Abwärtstrend, den man vorher hatte, zumindest in Sachen Produktionstätigkeit. Aber worauf ich mich auch konzentriere und worauf ich auch schaue, ist zum Beispiel, welcher Wert denn geliefert oder produziert wird, also die Wertschöpfung unabhängig von der Inflation, also inflationsbereinigt. Und da sehen wir, dass sich die deutsche Wirtschaft schon und vor allem die Industrie umgestellt hat. Wir produzieren zwar weniger im Volumen, aber dafür wertvollere Produkte. Nennen wir es mal so: Wir haben uns umgestellt hin zu mehr, haben mehr Luxusprodukte, mehr der ganz schicke Mercedes als der Kleinwagen von VW, um jetzt zwei Marken zu nennen, die natürlich alle wunderbare Produkte liefern, gar keine Frage. Aber ich möchte das nur mal kurz darstellen. Und dazu kommt noch mit hinzu, dass wir jetzt so langsam auch wieder ein bisschen auf die Tube drücken in Sachen Patente. Da gab es auch mal so eine kleine Müdigkeit und auch da ist die deutsche Wirtschaft schon wieder ganz gut mit dabei. Wir sind die Nation mit den meisten Patenten in Europa. Gut, wir haben auch die meisten Menschen, das gebe ich ganz offen zu. Aber auch weltweit sind wir auf Platz zwei hinter den USA. Von daher steckt bei mir doch sehr viel Vertrauen in die deutsche Wirtschaft, dass wir auch aus dieser Situation lernen und uns anpassen. Denn das ist eigentlich das, was die deutsche Wirtschaft ausmacht, dass wir uns an die Gegebenheiten immer gut anpassen können.
Patrik-Ludwig Hantzsch [00:21:30] Also ich würde ganz gerne direkt von Christiane diesen Ball aufnehmen. Das ist super spannend, weil das betrifft natürlich genau den Punkt, den wir ja alle am meisten herbeisehnen, nämlich was passiert denn in der Zukunft und womit können wir denn Wertschöpfung eigentlich betreiben? Und gerade der deutsche Mittelstand, gerade im Bereich Maschinenbauindustrie, aber auch Automotive, hat ja wirklich jede Menge Patente hervorgebracht. Das ist unbestritten. Damit haben wir eben diese Spitzenreiter Rolle über Jahre viele Jahre gehabt. Und gerade auch im Luxussegment wird ja immer noch gut verkauft, überhaupt keine Frage. Was aber noch wichtig ist an der Stelle: Wir haben als Deutsche ja keine großen Rohstoffe. Wir als Deutsche können uns nicht auf große Öl- und Gasvorkommen berufen. Das, was wir haben, das klingt ein bisschen nach Sonntagsrede, sind aber eben die innovativen, die schlauen Köpfe, die für uns mittels Patenten einfach einen Vorsprung in Technik bringen. Und da bin ich mir aber echt nicht so sicher, ob wir da auf dem richtigen Weg sind, wenn man sich das Thema Künstliche Intelligenz anguckt. Aber bleiben wir mal beim Automotivsektor. Solche Dinge wie Verbrenner aus 2035, jetzt wird wieder dran gerüttelt, egal wie man das findet. Ich persönlich halte das nur in Teilen so sinnig. Aber da werden natürlich jetzt Dinge entschieden und dieser ganze Bereich Automotive, wo so viele spezialisierte Mittelständler sind, die über klasse Patente verfügen, denen muss man natürlich auch die Rahmenbedingungen oder die Möglichkeit geben, ihr Geschäftsmodell entsprechend anzupassen. Ich denke, unternehmerisch funktioniert das. Wir haben da tolle Köpfe, auch wenn wir in der Nachfolge echte Probleme haben. Aber wir kriegen das hin. Dafür müssen aber die Förderbedingungen stimmen.
Tanja Könemann [00:23:15] Ihr habt euch ja auch mit einem weiteren Thema befasst in eurer Studie, das Investitionen ausbremst. 3/4 der befragten Unternehmen haben da in der Umfrage über gestiegenen bürokratischen Aufwand geklagt. Was fiel da besonders ins Auge?
Patrik-Ludwig Hantzsch [00:23:31] Ja, das Klagelied über die Bürokratie ist alt und wird gerne gesungen. Und ich glaube, da geht es uns als Privatleuten auch gar nicht anders. Also Bürokratie wird selten als unfassbar positiv wahrgenommen. Jetzt haben wir die Riesendiskussionen zum Thema Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, wo auch viel diskutiert wird. Jüngst hat unser Wirtschaftsminister sogar ein Moratorium ins Spiel gebracht und sagt Mensch, was ich persönlich für echt gut und richtig halte, können wir das Ganze nicht zu einem späteren Zeitpunkt, wenn Europa sich darüber klar ist, wo es eigentlich hinwill, dazu bekennen? Also kurzum Bürokratie bestimmt Wirtschaft in vielerlei Maß. Das LkSG ist ein krasses Beispiel dafür. Aber in unserer Studie beispielsweise – ich nehme jetzt einfach mal den Wert, den wir da rausgefunden haben: In allen Haupt-Wirtschaftsbereichen, Baudienstleistungen, Handel und auch im verarbeitenden Gewerbe hat binnen eines Jahres die gefühlte Bürokratiebelastung um rund 80 Prozent im Schnitt zugenommen. Und wie gesagt, Bürokratie ist ja kein neues Phänomen. Da wird seit Jahren drüber geklagt, aber jetzt gerade, wo es der Wirtschaft schlechtgeht, wird nochmal hochgedreht. Die Frage ist: Woran liegt es? Sind es die Wasserköpfe, die sich selber erhalten? Sind es gut gemeinte, aber schlecht gemachte Vorgaben aus der EU? Da kann man sich im Einzelnen drüber streiten. Das ist zu viel ist, dass wir mehr Pragmatismus brauchen seitens des Staates, seitens der EU, und einfach auch mal sagen so, wir vertrauen der Wirtschaft in vielen Dingen mal mehr, als wir das bisher getan haben. Beispiel Bauen: 400.000 Wohnungen sollen gebaut werden. Das lohnt sich teilweise überhaupt nicht mehr, auch in sozialen Wohnungsbau zu investieren, weil die Bauvorschriften so exorbitant hoch sind. Das umgelegt auf die Miete – also die Beispiele sind mannigfaltig. Und diese Erkenntnis aus der Studie ist ja eigentlich nur ein Beleg dafür, es ist zu viel. Wir brauchen hier Pragmatismus, mehr Verlass auf die marktwirtschaftlichen Mechanismen.
Tanja Könemann [00:25:40] Christiane, von deinem Job her ist Bürokratieabbau nicht gerade dein Thema. Trotzdem – hast du eine Meinung dazu?
Christiane von Berg [00:25:47] Also als erstes Mal für Deutschland gebe ich Ludwig schon recht. Aber mein Fach sind eigentlich Länder und Länderrisiken. Wir betreuen bei Coface 160 Länder in der Welt. Das bedeutet also, wir schauen uns Burkina Faso an, genauso wie Chile oder andere Länder. Und da fällt dann doch etwas auf. Also Bürokratie – wir klagen darüber sehr viel. Aber glaubt mir, es ist so, wenn man gar keine Regulatorien hat, wenn man gar keine Verlässlichkeit auf Ordnung und Recht hat, dann kann Wirtschaft schon gar nicht funktionieren. Und das merken wir halt immer wieder, wenn wir den Blick weiter wandern lassen als nur diesen Kontinent, sondern wenn wir ein bisschen weiter gehen. Da klagen dann viele Unternehmen, die Handel mit diesen Ländern treiben, dass es gar keine vorgegebenen Normen gibt. Also – wie oft lachen wir über die Normen. Aber am Ende ist man doch sehr froh, dass eigentlich einiges normiert ist und dass man weiß, wenn man etwas in der EU kauft, dass es dann dieser Regulatorik entspricht. Von daher ja: Eine Überregulation in Form von erheblicher Bürokratie ist schwierig und bremst. Aber die Abwesenheit von Regulatorien ist teilweise noch schlimmer.
Tanja Könemann [00:27:04] Als wir uns überlegt haben, wie diese Serie aussehen sollte, Ludwig, haben wir beide gesagt: Wir wollen das auf jeden Fall so machen, dass wir den Unternehmern und den mittelständischen Führungskräften konkrete Perspektiven aufzeigen, was sie in dieser Lage machen können, an der sie so wenig ändern können.
Patrik-Ludwig Hantzsch [00:27:25] Die Zeiten sind, wie sie sind. Die kann man nicht von heute auf morgen ändern, selbst wenn ich mir das wünschen würde. Was aber geht – und dann komme ich natürlich mit den Punkten, die aus unserer Sicht Sinn machen. Das ist zum Beispiel die Lage erst mal so annehmen, wie sie ist, und damit möglichst gut umgehen. So, das ist das Thema Mindset. Das brauche ich auch, wenn es dann konkreter wird. Wie kann ich denn beispielsweise mich am Markt gut positionieren und wie habe ich möglichst wenig Schwierigkeiten? Dazu gehört zum Beispiel auch Finanzkommunikation. Also, dass ich nicht mehr sage, das sind meine Daten und all das, was mein Unternehmen betrifft, das geht eigentlich nur mich was an, das wäre eine Sicht, die kann man zwar haben, aber die führt im Zweifel nicht besonders weit. Also sprich, ich muss mit meinem Kreditgeber, ich muss mit einer Auskunftei, ich muss mit meinen Finanzinstituten im Eigeninteresse gut kommunizieren, aktuell kommunizieren. Ich glaube, das ist immer noch wichtig, um auch Missverständnisse aus dem Weg zu räumen und vielleicht auch Problemen zuvorzukommen. Das andere ist natürlich das Thema Risikomanagement. Das ist ein großes Wort, weil da steckt eine ganze Menge hinter. Das heißt, ich muss alle Informationen, die ich bekommen kann, die muss ich irgendwie nutzen, um zu wissen, wie geht es in meiner Branche, wie geht es mir selbst, wie geht es meinem Kunden, meinem Lieferanten, meinem Geschäftspartner? Das alles muss ich machen in einer Zeit, wo alles relativ unsicher ist. Gerade nach Corona haben wir gesehen, wie viele Unternehmen eben nicht mehr auf ewig gewachsene Lieferketten und Geschäftsbeziehungen setzen konnten, auf einmal war der Geschäftspartner pleite. Das passiert natürlich. Und deswegen ist Risikomanagement ein wichtiges Tool in all seiner Vielfältigkeit. Da wird auch an tollen KI-Lösungen gearbeitet. Vor allem: Das ist ein Tool, was ich unbedingt als Unternehmer nutzen muss. Und wie mache ich das konkret? Ich gucke auf das, was in meinem eigenen Unternehmen passiert. Zu allererst: Ich mache eine Liquiditätsplanung. Ich schaue mir an, wie stehe ich da, und ich muss den Blick weiten: Wie stehe ich im Markt da und wie steht der Markt insgesamt in der Volkswirtschaft, in seinem Haupt-Wirtschaftsbereich? Also ich kann nicht nur mehr Nabelschau machen, ich muss auch von außen gucken, was passiert um mich herum. Und diese Informationen liegen ja auf dem Tisch. Es sind mehr Informationen verfügbar, als wir jemals hatten. All diese Infos sind da. Ich muss aber trotzdem versuchen, aus dem, was da ist, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Und das ist eben auch dann vielleicht eine Art von Unternehmern oder ein hinzulernen bei Unternehmern. Es gibt nicht den einen Hack, den einen Schlüssel, der mir die Tür zu einer prosperierenden Wirtschaft oder unternehmerischen Erfolg aufmacht. Es ist eine ganze Vielzahl und das macht es umso anspruchsvoller.
Tanja Könemann [00:30:01] Wer sich einlesen möchte, weiter in die Möglichkeiten, die Unternehmer haben, um mit der aktuellen Situation umzugehen, findet in den Shownotes ein Link auf einen Artikel aus unserem Magazin mit dem Titel Schutz vor Forderungsausfällen. Jetzt möchte ich noch einmal an Christiane. Und zwar glaube ich, dass Christiane unseren Hörerinnen und Hörern was ganz Wichtiges geben kann, nämlich einen Ausblick. Worauf können sich Mittelständler in den kommenden Monaten, vielleicht sogar Jahren einstellen? Mit was rechnest du?
Christiane von Berg [00:30:34] Wenn ich ein Punkt zum Mittelstand sagen darf. Ich habe mir natürlich am Ende doch noch die Studie angeschaut. So ist es nicht. Also heute Morgen war ja auch noch Zeit und da fällt mir schon auf, dass die Stimmung so ein bisschen nachzieht. Zu der generellen Konjunkturentwicklung. Ich meine, klar, manche Sachen brauchen wirklich lange, bis sie dann auch bei allen Wirtschaftsteilnehmenden überhaupt ankommen. Von daher kann ich das absolut nachvollziehen. Aber was wir so langsam sehen, ist, dass sich hier ja so eine langsame Bewegung hin zu ein bisschen mehr Wachstum zeigt. Nicht viel. Um Gotteswillen, bitte nicht falsch verstehen, aber ein bisschen. Und wir erwarten, dass das in der zweiten Jahreshälfte wirklich stärker wird, dass wir also ein bisschen mehr Dynamik sehen, kommend von unseren wichtigen Exportländern, also auch kommend von vielen europäischen Handelspartnern, den USA, auch ein bisschen China, dass natürlich wir schon erwarten, dass es mit der Zinssenkung jetzt nicht getan ist, dass man einen Schritt gemacht hat und dann sagt okay, gut, ich komme wieder in einem Jahr oder so, sondern dass da auch noch der eine oder andere Zinsschritt folgen wird, nicht super viel. Und natürlich ist es so, dass das lange braucht, bis das beim Mittelstand ankommt. Aber zumindest so ein bisschen mal auch an den Märkten, an den Finanzmärkten ein bisschen mehr zur Aufbruchsstimmung führt. Und dann wäre es natürlich besonders wichtig, das zusammen mit der stärkeren Kaufkraft auch der Wille da ist, der Konsumentinnen und Konsumenten den auch wirklich in Konsum umzusetzen. Ich meine, gut, beim Urlaub sind wir Deutschen ja immer ganz stark dabei, aber wenn es dann um Konsumgüter geht, da wird dann doch noch mal alles nach hinten verschoben. Von daher an dieser Stelle tatsächlich von mir eine Shoppingempfehlung. Ist mir gleich, was ihr kauft, aber kauft ein bisschen was. Das wäre sehr hilfreich für die deutsche Konjunktur und natürlich auch dem Mittelstand, der das produziert. Also gerne vielleicht auch Produkte des Mittelstands hier nutzen. Und davon abgesehen – ein letzter Punkt, den ich auch hier anfügen möchte zu dem, was Ludwig eben gesagt hat in Sachen Information. Ich arbeite für Coface als – ja, Exportkreditversicherung. Und auch bei uns ist es tatsächlich so: Je aktueller die Informationen sind, desto eher kann einem Unternehmen geholfen werden. Also an dieser Stelle bitte nicht zurückhalten, sondern gerne Information teilen, denn dann kann man gemeinsam gute Lösungen finden. Wenn man aber natürlich keine Information hat, dann muss man immer mit den Geschäftsabschlüssen der letzten Jahre arbeiten. Und wir wissen so schnell, wie sich die Welt geändert hat in den letzten Jahren, dass eben manche Sachen dabei komplett untergehen. Und das wäre vielleicht von meiner Seite auch noch ein wichtiger Punkt für alle Unternehmen im Mittelstand.
Tanja Könemann [00:33:28] Wir haben uns auch vorgenommen, immer ein kurzes Fazit zu ziehen, ein Resümee – in a nutshell, worüber wir heute gesprochen haben, was wichtig ist. Was wir gerade gehört haben war ein flammendes Plädoyer zum Thema Unternehmertum in Deutschland und Optimismus. Verantwortung übernehmen, Hausaufgaben machen, Risikomanagement, Transparenz und gut kommunizieren. Habe ich was vergessen, ihr beiden?
Christiane von Berg [00:33:53] Nö, das klang schon sehr gut.
Patrik-Ludwig Hantzsch [00:33:57] Also es soll ja in a nutshell sein. Ich glaube, da passte jetzt auch nicht mehr rein in die nutshell.
Tanja Könemann [00:34:02] Okay, dann danke ich euch ganz herzlich, dass ihr bei mir wart, heute. Christiane, ganz liebe Grüße nach Mainz. Schön, dass du dir die Zeit genommen hast! Ludwig, ich würde mich freuen, wenn wir dich bald hier wieder begrüßen dürfen. Euch noch eine gute Restwoche.
Patrik-Ludwig Hantzsch [00:34:18] Danke. Haben wir.
Tanja Könemann [00:34:19] Und auch bei Ihnen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, möchte ich mich bedanken, dass Sie bis jetzt bei uns geblieben sind. Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen. Wenn Sie Fragen haben oder Anmerkungen, schreiben Sie uns gerne in die Kommentare oder über LinkedIn, denn wir freuen uns, von Ihnen zu hören. Und damit bis bald bei Gute Geschäfte.
Jingle [00:34:39] Gute Geschäfte. Die Streitfrage. Wohin steuert der deutsche Mittelstand? Eine Podcastreihe von Creditreform.